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Dresden kann auch ohne

Der Wahlkampf ist beendet, wenn ein Kandidat vor die Rathaustür tritt. Und er trat.

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Von Andreas Weller

Wenn die Konservativen streiten, freuen sich die Linken – es ist Oberbürgermeisterwahl in Dresden. Oder um es in der Fußballsprache zu beschreiben: Dirk Hilbert hatte einen Elfmeter in der Nachspielzeit. Den hat er aber an den Pfosten gesetzt. Ob er den Abpraller noch erwischt?

Interessant ist, dass Hilbert den Lagerwahlkampf für beendet erklärt. Das haben ja andere Politiker auch schon versucht: Mit dem NSA-Abhörskandal beispielsweise, und tatsächlich hat man nie wieder etwas davon gehört – ist klar. Es gibt nun mal zwei grobe Richtungen in der Politik: eher links und eher konservativ. Und wenn man (ruhend) in der FDP ist, wird man kaum als linke Rampensau wahrgenommen. Aber, netter Versuch, Herr Hilbert!

Ob das nun Größenwahn oder eine kluge Strategie von Hilbert ist, wird sich zeigen. Die CDU hat das jedenfalls vergrätzt. Als wäre die bittere Wahlniederlage nicht genug, springt auch noch Hilbert von der Schippe. Da musste nun das komplette Hirnschmalz eingesetzt werden, um eine Oberbürgermeisterin zu verhindern, die mit der Stadtratsmehrheit kann. Und als läge nichts näher als das, kamen CDU und AfD auf die gleiche Idee: Keiner unterstützt Hilbert. Logisch! Weil beide so schlecht waren bei der Wahl, machen die Dresdner offenbar immer das Gegenteil von dem, was CDU und AfD wollen. Würden sie Hilbert unterstützen, würde Stange gewählt – ganz schön um die Ecke gedacht, Respekt.

Das ist ungefähr so, als würde die Pegida-Tante ihre Leute auffordern, Stange zu wählen. Einfach mal so, um weiter gegen das System wettern zu können. Sonst kommt montags gar keiner mehr.

Diesen Murks muss man nur noch angemessen verkaufen. Da hatte die AfD die beste Lösung. Wie ein großer Herrscher trat Ex-Kandidat Stefan Vogel vors Rathaus und verkündete seine Überlegungen: Nicht Stange, nicht Liqueur und Hilbert auch nicht wählen. Gut, dann ist der Wahlkampf eben beendet. Hinlegen, Dresden kann auch ohne Oberbürgermeister.