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Dresden ist riesig

Ein Doppelgeländer an der Albertbrücke und noch eines im Rathaus Leuben. Als wäre der Irrsinn an sich nicht ausreichend, setzt die Verwaltung eins drauf.

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© Sven Ellger

Von Andreas Weller

Ein Doppelgeländer an der Albertbrücke und noch eines im Rathaus Leuben. Als wäre der Irrsinn an sich nicht ausreichend, setzt die Verwaltung eins drauf. Denn die Begründung dafür, dass die Geländer in Leuben höher werden müssen, lautet: „Damals waren die Menschen üblicherweise auch noch kleiner.“ Dafür wird dann auch mal auf den Denkmalschutz gepfiffen, der bei anderen sonst so gerne bemüht wird.

Mit „damals“ ist übrigens 1901 gemeint, als das Gebäude erbaut wurde. Damals hatte Deutschland noch einen Kaiser, die Menschen waren kleiner, wie wir nun von der Stadtverwaltung gelernt haben, und wahrscheinlich auch leichter. Denn weniger Größe bedeutet häufig auch geringeres Gewicht und dekadent gegessen wurde maximal am Hof. Deshalb sollte nun unbedingt im Rathaus Leuben untersucht werden, ob die Decken überhaupt den heutigen Anforderungen entsprechen. Die werden damals wohl kaum mit dem Pferd ins Rathaus geritten sein, also Obacht!

Wenn wir jetzt davon ausgehen, dass das Rathaus weitere gut 100 Jahre halten soll und die Menschen ähnlich rasant wachsen wie in den vergangenen, sollten die Geländer vielleicht gleich auf fünf Meter angelegt werden. Schon damit wir unseren Nachfahren nicht ein ähnlich gefährliches Erbe hinterlassen wie Kaiser Wilhelm II.. Das kann man auch gleich auf die ganzen Barockbauten beziehen, die ja noch viel älter sind. Da müssen aus heutiger Sicht Schrumpf-Menschen unterwegs gewesen sein. Ein Wunder, dass man im Zwinger nicht permanent mit dem Kopf an die Decke stößt – ganz zu schweigen vom viel älteren Schloss. Vorschlag: Nachts ist es kälter als draußen, ist auch immer eine gute Begründung für so ziemlich alles.