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Dresden Gets the Blues

Die Stadt bekommt ein neues Festival. Damit wird dem Blues eine Bühne geboten – und der Erinnerung an eine Legende.

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© André Wirsig

Bernhard Teichfischer

Blues-Kneipe wird er von Liebhabern gern genannt: der Evergreen Pub in der Görlitzer Straße. Das schmeichelt Eva Koutzeva. „Es ist einfach Zeit für mehr Blues hier in Dresden“, sagt die Inhaberin der Musikkneipe in der Neustadt. Dafür sorgt sie mit Leib und Seele. Jedes Wochenende spielen sich Musiker bei ihr den Blues von der Seele, kreischen die Rock’n’Roll-Gitarren, schmettern inbrünstige Stimmen den Soul durch die kleine Lokalität. Eng wird es dann meist, wenn sich schwitzende Körper im Rhythmus wiegen.

Blues braucht mehr Platz, davon ist Eva Koutzeva überzeugt. Also hat sie sich die Scheune gemietet, ein geräumiges Etablissement im Herzen der Neustadt, und die besten Musiker aus dem Dunstkreis ihrer Blues-Freunde eingeladen. Ein ganzes Festival widmet sie der Musikrichtung. Und einem Menschen, der sich mit diesen Klängen in ihr Herz spielte. „Stan the Man’s Blues Night“ wird die Hommage an den wohl berühmtesten Musiker der Prager Blues-Szene heißen. Es soll getanzt und gefeiert und des Mannes gedacht werden, der laut der „New York Times“ am meisten dazu beitrug, Leben in den Prager Blues zu bringen. Stanislav Wolarz, allerorts als Stan the Man bekannt, verstarb letzten Sommer. Am 30. März wäre er 65 geworden, die Party war schon in Planung.

Am Sonnabend werden einige seiner engsten Wegbegleiter ihm ein nachträgliches Ständchen in der Scheune spielen. Sharon Lewis, eine begnadete Soul-Stimme aus Chicago, ist nur eine der rund 20 Musiker des Abends. Dann ist da noch Eb Davis. Zur Blues Night kommt er mit seiner Superband, eine bunte Truppe von Spitzenmusikern. In seiner Heimat USA stand er schon an der Seite von Ray Charles und wurde von B. B. King in die Band geholt.

Eva und Stan, zwei Namen, eng verbunden mit der Stadt Dresden und dem Blues. Mitte Juli verstarb der schottische Gittarist in den Armen von Eva. „Was bleibt von einem Musiker“, fragt sie, „außer einem Hut und zwei Gitarren?“ Sie schaut hinüber zur Wand hinter der Bühne ihres Pubs. Dort hängen ein Strohhut und eine E-Gitarre der Marke Fender, Modell Telecaster. Stans Name und die Erinnerungen sollen weiterleben, das ist das Ziel des Festivals. Und in längeren Gesprächen mit Eva wird klar, dass Stanislav Wolarz mehr als eine Kopfbedeckung und einige Instrumente hinterlassen hat. Einer ganzen Generation von ehemals jungen Prager Musikern war er Mentor und Vorbild.

Kamil Nemec und Tonno Duratny, Stans tschechische Mitstreiter auf der Bühne wie auch im Leben, wären ohne ihn wohl nie die Bohemian Blues Band geworden. Durch sein Wirken und sein Talent wuchsen der Schlagzeuger und der Bassist zu dem heran, was sie heute sind: viel beachtete Künstler der tschechischen Musikwelt. Das werden sie am Sonnabend beim Bluesfestival unter Beweis stellen, gemeinsam mit Jiri Marsicek an der Gitarre.

Eine Eintagsfliege soll das Festival auf keinen Fall bleiben, versichert Eva. Über zehn Jahre war Stan ein fester Bestandteil der Dresdner Musikszene, und auch in Zukunft sollen sein Geist und sein rauer Blues nicht in Vergessenheit geraten.

Stan the Man’s Blues Night, 2. April, Scheune Dresden. Tickets (20 Euro zzgl. Gebühr) gibt es im Scheunecafé und an den bekannten Vorverkaufsstellen.