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Dresden dient als Vorbild

Der Schwimm-Verband will aus dem Wasserball-Länderspiel gegen Russland eine Blaupause für künftige Events entwickeln. Der Veranstalter-Verein kämpft derweil ums sportliche Überleben.

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© Robert Michael

Von Alexander Hiller

Gut eine Woche ist es her, da hat Dresden die deutsche Schwimmerszene verblüfft. Zumindest die, die sich innerhalb des Deutschen Schwimmverbandes (DSV) mit dem Wasserball beschäftigen.

Das sportlich spektakuläre Länderspiel der Weltliga in der Schwimmhalle zwischen Deutschland und Russland mit ausgeklügeltem Rahmenprogramm und mit der vergleichsweise großen Kulisse vor 867 Zuschauern hat Tino Ressel jede Menge Fanpost von den DSV-Oberen eingebracht. „Das Feedback war überaus positiv“, berichtet der sportliche Leiter des Länderspiel-Ausrichters SV TuR Dresden, seines Zeichens deutscher Wasserball-Zweitligist. „Am 4. Januar will Ruben Goebel, der DSV-Leistungssportdirektor, nochmals nach Dresden kommen und mit uns das Länderspiel auswerten“, erklärt Ressel. Offenbar verspricht sich der Verband von dem Meeting wichtige Hinweise für die Ausrichtung künftiger Wasserball-Höhepunkte.

„Wir alle hoffen, dass das nicht das letzte Länderspiel in Dresden war“, betont Tino Ressel. Eine Offerte des DSV für das EM-Qualifikationsspiel am 3. März gegen Polen werden die Sachsen jedoch trotz der blumigen Dankesworte offenbar ausschlagen. Auch, um den Eindruck des Event-Charakters nicht zu verwässern. Auf den Punkt gebracht soll ein Länderspiel nicht das nächste jagen, somit ginge der Hauch des Besonderen und damit auf lange Sicht die Anziehungskraft auf Publikum und Medien verloren. Bundestrainer Hagen Stamm würde jedenfalls lieber heute als morgen wiederkommen. „Hier muss auf jeden Fall wieder ein Länderspiel her, das war tolle Werbung für unseren Sport. Dresden sollte sich auch überlegen, ob man nicht ein Bundesliga-Team installieren will. Die Voraussetzungen mit dieser Halle und dem Publikum sind auf jeden Fall ideal“, findet jedenfalls der 57-Jährige.

„Wir würden sicherlich auch noch einmal die Halle voll bekommen“, ist sich Tino Ressel sicher. Aber noch sind auch in Dresden einige Diskussionen zu führen. „Es hat natürlich in Vorbereitung auf das Länderspiel ein paar Konflikte gegeben. Aber im Großen und Ganzen haben wir etwas Besonderes geschafft“, sagt er. Die Ausgaben von 11 000 Euro hat der Klub mithilfe von Förderern und Unterstützern wohl wieder erwirtschaftet. „Ich gehe von einer guten schwarzen Null aus“, bestätigt Ressel.

Möglich, dass sich der Zuwachs an Aufmerksamkeit auch auf den Zweitligisten SV TuR Dresden herunterbrechen lässt. „Ich hoffe, dass vor allem unsere Jugend sich von diesem Höhepunkt inspirieren lässt, dass der eine oder andere sagt: Da will ich auch mal hin“, sagt Ressel, der zugleich Wasserball-Fachwart beim sächischen Schwimmverband ist. Auch ein Länderspiel-Zuschauer habe sich gemeldet, dass er die Teamsportart mal ausprobieren wolle.

Perspektivisch hofft der Dresdner Zweitligist, der derzeit im Abstiegskampf steckt, allerdings erst nach der Beendigung der Sanierung der alten Schwimmhalle Anfang 2019 auf bessere Rahmenbedingungen. „Wir haben derzeit einmal pro Woche Mannschafts- und einmal Schwimmtraining. Das ist im Vergleich zu unseren Ligakontrahenten einfach zu wenig. Wir haben jetzt zwei, drei schwere Jahre vor uns, die müssen wir überstehen“, sagt Ressel. Da hilft sogar auch mal Fanpost weiter.