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Dresden braucht mehr Geld für Straßenleuchten

Die Stadt spart weiter beim Strom. Viele Laternen sind alt – doch neue kann sie sich bislang kaum leisten.

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© Sven Ellger

Von Peter Hilbert

Im Winterhalbjahr ist Dresdens Straßenbeleuchtung besonders wichtig, um Licht in dunkle Nächte zu bringen. Schließlich geht es dabei auch um Sicherheit. Allerdings gibt es erhebliche Defizite. Das hat auch Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) erkannt. Zur jüngsten Stadtratssitzung hielt er eine Brandrede zu den Herausforderungen nach der Flüchtlingskrise. Dabei sprach er davon, dass Dresden seine Hausaufgaben zur Erhöhung der Sicherheit erledigen muss, so auch bei der Straßenbeleuchtung. Die Probleme erläutert Straßenbauamtschef Reinhard Koettnitz der SZ.

Problem 1: Abschied von alten Gaslaternen fällt Dresdnern schwer

Rund 46 600 Leuchten sorgen für Licht auf Dresdens Straßen und Plätzen. Zudem gibt es noch 1 136 Gaslaternen. Obwohl sie mit ihrem dezenten gelblichen Licht meistens den DIN-Anforderungen nicht entsprechen, haben die Dresdner die guten alten Stücke lieb gewonnen. Deshalb stehen sie unter Schutz. Selbst bei den Straßenzügen, wo die Denkmalpflege dies nicht für nötig hält, erläutert Koettnitz. Also muss der Bauausschuss über jeden Fall entscheiden.

Derzeit wird über die Troppauer und die Hermann-Seidel-Straße in Laubegast diskutiert. Auf der Troppauer Straße, wo bereits teilweise moderne Leuchten stehen, könnten weitere aufgestellt werden, schlägt Koettnitz vor. Auf der Hermann-Seidel-Straße könnten elektrische Leuchten in die alten Kandelaber montiert werden.

Problem 2: Nachts muss auch künftig beim Straßenlicht gespart werden

Nicht nur für Straßen ist das Geld knapp, sondern auch beim Strom für Leuchten. Dabei spart die Stadt seit 2002. Von Ende Oktober bis Ende März wird jede zweite Lampe zwischen 23 Uhr und 5 Uhr abgeschaltet. Im Sommer gehen sie zwischen null und sechs Uhr aus. So spart Dresden jährlich rund 680 000 Euro. Daran soll auch nichts geändert werden. Allerdings gibt es dadurch Abstriche bei der Verkehrssicherheit. Wo Leuchten abgeschaltet sind, kommen Kraftfahrer in sogenannte schwarze Löcher. „Größere Unfälle wegen der nächtlichen Abschaltungen sind uns aber nicht bekannt“, versichert Koettnitz.

Problem 3: Geld für den Ersatz von alten Freileitungen fehlt

Zwar sind schon 88 Prozent der Kabel für die Straßenleuchten in der Erde verlegt. Doch der zwölfprozentige Rest ist das Problem. Noch immer baumeln wie zu alten Zeiten auf vielen Kilometern Freileitungen an den Laternen. Das sei vor allem in Dresdens Randgebieten noch so. Als Beispiele führt Koettnitz Schönfeld-Weißig, Gorbitz, den Dresdner Süden und Orte um Cossebaude an. „Wir wollen die Freileitungen ersetzen“, sagt der Amtschef. Für eine schnelle Lösung fehlt aber das Geld. Also können sie nur schrittweise ersetzt werden, womöglich mit der Drewag oder der Telekom.

Problem 4: Nur wenige veraltete Leuchten können ersetzt werden

Für die gesamte Straßenbeleuchtung stehen zwar 6,8 Millionen Euro im Jahr zur Verfügung. „Die Summe ist auch für 2017 und 2018 veranschlagt“, sagt Koettnitz. Doch für die Investitionen sind nur rund 600 000 Euro geplant. Viele Beleuchtungsanlagen stammen aus der Nachkriegszeit und haben ihre geplante Nutzungsdauer um viele Jahre überschritten. „Wir bräuchten mindestens die sechsfache Summe, um die verschlissenen Anlagen schnellstmöglich ablösen zu können“, erklärt Koettnitz.

Wenigstens für die Wartung der Leuchten stehen 1,5 Millionen Euro jährlich zur Verfügung. So können die Lampen planmäßig gewechselt werden. Deshalb liegt die Ausfallquote nur bei fünf Prozent.

Problem 5: Hunderte Autos krachen gegen Dresdner Straßenlaternen

Eine böse Überraschung erlebten die Fachleute in der vergangenen Woche bei der Wartung im Waldschlößchentunnel. Ein Bagger hatte seine Schaufel nicht eingezogen und schlug damit acht Deckenleuchten in der Ostausfahrt Richtung Bautzner Straße ab. Schaden: etwa 10 000 Euro.

Im vergangenen Jahr waren 277 Fahrzeuge gegen Laternen gekracht. In 159 Fällen sind die Verursacher bekannt und konnten zur Begleichung der Schäden von rund 150 000 Euro herangezogen werden. In den anderen Fällen haben die Fahrer das Weite gesucht. Deshalb muss die Stadt die Kosten tragen. Die summieren sich allein für 2015 auf stattliche 100 000 Euro.

Die Perspektive: OB ermuntert Stadtrat, mehr Geld für Beleuchtung zu planen

Wie will die Stadt ihre Beleuchtungs-Hausaufgaben erledigen? Zusätzliche Mittel sind bisher nicht geplant, räumt Rathaussprecher Kai Schulz ein. „Der Oberbürgermeister hat im Gespräch mit verschiedenen Fraktionen aber angeregt, dass innerhalb der Haushaltsberatungen das Thema Straßenbeleuchtung vielleicht noch einmal vonseiten des Stadtrates diskutiert und Mittel bereitgestellt werden“, sagt er.