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„Dresden braucht Farbe“

Für Guido Maria Kretschmer ist der Semperopernball immer für eine Überraschung gut. Der Designer moderiert auch dieses Jahr wieder das Event - und blickt im Interview voraus.

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© Karsten Prausse

Dresden. Keiner kritisiert so gnadenlos und charmant zugleich wie Shopping-Queen-Juror Guido Maria Kretschmer. Auch sich selbst. Glaubt man der Best-of-Sprüche-Liste im Internet, hält sich der Designer für zu dick, um Röcke tragen zu können. Das hätte er als Mann auch nicht ernsthaft getan. Nun aber zweifelt der 53-Jährige sogar am guten alten Frack. Warum er als Moderator des Semperopernballes am 26. Januar lieber auf den König der Herrenkleidung verzichtet, was er von seiner neuen Bühnenpartnerin Sylvie Meis hält und wie ihm als Fachmann die neuen Kleider der Debütantinnen gefallen, erzählt er exklusiv im Interview mit der Sächsischen Zeitung.

Herr Kretschmer, wird der Semperopernball für Sie denn schon ein kleines bisschen zur Routine?

In der Tat bin ich nicht mehr so aufgeregt wie beim ersten Mal. Da war ja alles ganz neu für mich und ich fühlte mich etwas unsicher. Man muss ja auf so vieles achten – all die Künstler, Politiker, Preisträger, Laudatoren... Doch schon bei meinem zweiten Ball im vergangenen Jahr war ich entspannter. Das habe ich daran gemerkt, dass ich es genießen konnte, wenn im Programm Musik erklang. Da habe ich einfach nur zugehört, statt fieberhaft zu überlegen, wie es nach diesem Programmpunkt für mich weitergeht. Das war ein sehr schönes Gefühl.

In diesem Jahr gehört Ihnen die Bühne zusammen mit Ihrer Kollegin Sylvie Meis. Wie gut kennen Sie sich?

Genau kann ich gar nicht mehr sagen, wann wir uns kennengelernt haben. Aber es ist schon lange her. Auf jeden Fall sind wir uns über die Arbeit begegnet, und ich habe vom ersten Tag an Sylvies ebenmäßige Haut bewundert. Sie hat wirklich eine Traumhaut! Irgendwann hat sie mir mal eine Zahnbürste geschenkt, eine richtige Luxuszahnbürste.

Haben Sie ihr das übel genommen?

Überhaupt nicht! Ich finde die Zahnbürste toll. Ich glaube, sie hat sie mit entworfen oder zumindest dafür geworben.

Sylvie Meis ist ein ganz anderer Typ als Linda Zervakis im vergangenen Jahr.

Und als Mareile Höppner noch ein Jahr zuvor. Alle drei sind absolute Profis, wobei Sylvie eher zu den bunten Themen passt, während Linda als Nachrichtensprecherin den ernsthafteren Part von uns beiden übernahm. Ich könnte mir vorstellen, dass ich am 26. Januar den Seriösen gebe und Sylvie den Vortritt lasse, wenn die Unterhaltung im Vordergrund steht.

Wird sie denn in einem Kleid vom Label Guido Maria Kretschmer auftreten?

Sie wird am Ballabend verschiedene Roben tragen und hat sich von mir zwei Kleider ausgesucht.

Und was tragen Sie?

Einen Frack auf keinen Fall. Wenn ich mir heute die Bilder vom vergangenen Jahr ansehe, muss ich sagen: Das geht wirklich nicht. Ich sehe viel zu mächtig aus, das ist unvorteilhaft. Dann lieber Smoking, aber wie genau er aussehen wird, weiß ich noch nicht.

Welche Trends können Ballbeobachter unter den Kleidern in diesem Jahr entdecken?

Dresden braucht Farbe. Ein Ball ist doch pure Lebensfreude, das muss man auch sehen. Gerade der Semperopernball bringt da viel Erstaunliches hervor. Ich habe Roben gesehen, da war ich platt! Das waren fast schon Kostümierungen, die die Damen selbst entworfen und dabei auch vor ihren Gatten nicht haltgemacht haben.

Dabei heißt es immer, Männer können ihre Ballkleidung kaum variieren, Smoking bleibt Smoking.

Oh doch, sie können! Ich habe es selbst gesehen.

Wie gefallen Ihnen die Kleider der diesjährigen Debütantinnen?

Ich gebe zu: Im ersten Moment war ich verwundert. Junge Mädchen gehören ja eigentlich in zarte, luftige, pastellfarbene Kleider. Sie verkörpern die Leichtigkeit der Ballnacht. Aber Schwarz ist ein Statement und die unübertroffene Ball-Farbe. Die Debütantenkleider sind sehr edel. Interessant wird sein, wie die vielen Tänzerinnen in der Gesamtchoreografie auf der Bühne wirken. Auf dieses beeindruckende Bild kommt es am Ende an.

Das Gespräch führte Nadja Laske.