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Dresden bekommt Top-Institut zur Lebensforschung

Wissenschaftler machen spektakuläre Vorgänge in den Zellen sichtbar. Hoffnung für bisher unheilbare Krankheiten.

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© kairospress

Von Stephan Schön

Dresden. Ein weltweit neuartiges Forschungszentrum wird diesen Monat in Dresden eröffnet. Es geht dort um ungelöste Fragen bei der Entstehung von Leben. Und es geht um Dinge, die Leben zerstören.

Wie entstehen Parkinson, Alzheimer und Krebs? Was geht da in jeder einzelnen Zelle vor sich? Oder wie entstehen Muskeln, wie Nerven? Mit den Antworten auf solche Fragen wollen die künftig 140 Wissenschaftler eine Grundlage dafür liefern, bisher unheilbare Krankheiten zu behandeln. Und es geht auch um Organersatz.

Die TU Dresden hat gemeinsam mit zwei Dresdner Max-Planck-Instituten, dem für molekulare Zellbiologie und Genetik sowie dem für Physik komplexer Systeme, dieses neue Center geschaffen. Sachsen investierte dafür 26,5 Millionen in Gebäude und Ausrüstung. Die Max-Planck-Gesellschaft wird als Forschungsorganisation dieses Institut jährlich mit 3,7 Millionen Euro finanzieren. Vom Bundesforschungsministerium kamen bisher zehn Millionen Euro und weitere drei Millionen folgen.

„Das Zentrum für Systembiologie ist ein entscheidender Zukunftsbaustein für die Life Sciences in Dresden“, sagt Martin Stratmann, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft. „Die Forscher verfolgen einen Ansatz, mit dem der Entwicklungsablauf biologischer Systeme völlig neuartig digital erfasst werden kann. Damit ist das Zentrum international auf Spitzenniveau platziert.“ In diesem neu gebauten Center für Systembiologie Dresden (CSBD) ziehen derzeit Top-Forscher aus aller Welt ein: Genetiker, Biologen, Chemiker, Informatiker, Physiker. Gründungsdirektor Gene Myers, der vor fünf Jahren vom Howard Hughes Medical Institute in den USA nach Dresden kam, sieht das CSBD weltweit mit ganz vorn. „So wie hier zwischen den Wissenschaften zusammengearbeitet wird, habe ich sonst nirgends erlebt.“

Hier würden sich die Top-Forscher nicht hinter ihren Fachgebieten verstecken, sagt auch Ivo Sbalzarini. Der Schweizer mit einer Karriere in Stanford, Pasadena und Zürich ist Informatik-Professor an der TU Dresden und ebenso am neuen Max-Planck-Center tätig. Sein Team entwickelt Software, die mikroskopische Bilder von lebenden Zellen in eine 3-D-Cave überträgt. Die Forscher können dort im virtuellen Raum inmitten der Zellen oder Organe einzelnen Molekülen bei der Arbeit zusehen. Solche Visualisierungen sehen nicht nur schick aus, sie funken auch Inspirationen in die Forscherhirne. „Dafür werden wir in Dresden die beste Infrastruktur bereitstellen“, sagt Sachsens Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD). Eine extrem schnelle Datenleitung verbindet das neue Center mit dem Supercomputer an der Uni – für ein neues Bild vom Leben.