SZ +
Merken

Dresden baut Fernwärmenetz zügig aus

Im Herbst wird Klotzsche angeschlossen. Das ist nicht nur effektiv, sondern dient auch dem Umweltschutz.

Teilen
Folgen
NEU!

Von Peter Hilbert

Dresdens Fernwärmenetz wird bis 2024 stetig erweitert. Deshalb arbeitet Drewag-Bauüberwacher Klaus Künzelmann seit dem Frühjahr direkt neben der Carolabrücke. Weil Klotzsche einen direkten Anschluss erhalten soll, wird hier in der Innenstadt eine Engstelle in der Verbindung zum Heizkraftwerk Nossener Brücke beseitigt. Dabei ersetzen die Arbeiter eine 35 Zentimeter starke Fernwärmeleitung durch eine 15 Zentimeter dickere. So kann ab Oktober mehr Fernwärme gen Norden strömen.

Der Trend: Fernwärme in Dresden immer gefragter

Die umweltfreundliche und preiswerte Energieform wird bei den Dresdnern immer beliebter, sagt Swen-Sören Börner. Er ist bei der Drewag für den Fernwärmevertrieb zuständig. Im neuen städtischen Energiekonzept ist die Fernwärme eine der drei wichtigen Säulen. „Um die Ziele im Klimaschutz zu erreichen, soll sie weiter stark ausgebaut werden“, sagt Börner. Das wird sich auszahlen. Allein dieses Jahr wurde die Dresdner Umwelt durch deren Nutzung mit über 200 000 Tonnen Kohlendioxid weniger belastet. Die Fernwärme-Erzeugung des städtischen Energieversorgers Drewag ist 2013 gegenüber dem Vorjahr um drei Prozent gestiegen, dieses Jahr soll sie sogar um rund sechs Prozent wachsen.

Das Großprojekt: Ab August strömt Fernwärme bis nach Klotzsche

Baufachleute wie Klaus Künzelmann schaffen die Voraussetzung dafür, dass dieser Trend fortgesetzt werden kann. Das Dresdner Fernwärmenetz wächst dieses Jahr um weitere 13 auf insgesamt 555 Kilometer. Kurz vor dem Abschluss steht das größte Projekt, die 7,5-Kilometer-Trasse zwischen dem Industriegelände und Klotzsche. Derzeit werden die letzten 100 Meter auf der Karl-Marx-Straße gebaut. „Im August beginnen wir mit der Inbetriebnahme“, sagt der zuständige Drewag-Abteilungsleiter Egbert Hennig. Mit dem Anschluss an das Heizkraftwerk Nossener Brücke profitiert auch dieses Gebiet von den Vorteilen des hocheffizienten Systems der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Dabei werden Strom und Wärme erzeugt und somit 90 Prozent der Energie ausgenutzt. Im kleinen Klotzscher Kraftwerk waren es bisher deutlich weniger. „Mit dem Anschluss an das leistungsfähige Netz haben wir in Klotzsche auch wieder erhebliche Reserven“, nennt Vertriebsspezialist Börner einen Vorteil.

Die Inseln: Kleines Blockheizkraftwerk entsteht auf dem Weißen Hirsch

Außerdem setzt die Drewag ihre Doppelstrategie fort. Denn nicht alle Stadtteile können an das zentrale Netz angeschlossen werden. Wo in Randgebieten kein Anschluss möglich ist, werden Nahwärmenetze mit kleinen KWK-Anlagen ausgebaut. Das geschieht seit 2008. So gibt es 50 kleine Blockheizkraftwerke in Schulen, Kitas, Mehr- und auch in Einfamilienhäusern. Jedes Jahr kommen zehn hinzu. „Das hat sich bewährt. Sie laufen geräuscharm und leisten ihren Beitrag zur Energiewende“, sagt Börner.

Ein weiteres, kleines Fernwärmenetz installiert die Drewag jetzt direkt an der Dresdner Heide. Im Lahmann-Areal an der Bautzner Landstraße werden alte Gebäude saniert und zudem neue errichtet. Die Drewag hat ein zweistöckiges Heizhaus gebaut, in das derzeit ein kleines Blockheizkraftwerk mit einer Leistung von 1 000 Kilowatt installiert wird. Im Herbst soll es startklar sein.

Die Idee: Johannstädter heizen

mit Abwärme von Computern

Einen ganz anderen Weg geht die Drewag in einem neuen Wohnblock der Wohnungsgesellschaft Aufbau. Im Keller hat die Firma Cloud & Heat Computerserver aufgestellt. Deren Rechenkapazität und Speicher werden anderen Unternehmen über das Internet zur Verfügung gestellt. Normalerweise müssen die Anlagen aufwendig gekühlt werden. Dort wird die Abwärme hingegen genutzt, um die 29 Wohnungen zu heizen. „Wir kombinieren sie mit Fernwärme. So werden rund zehn Prozent Betriebskosten gespart“, sagt Börner.

Die Perspektive: 53 Millionen Euro

für Fernwärmeausbau bis 2024

Die Drewag hat ein klares Konzept, wie es beim Fernwärmeausbau weitergeht. In den nächsten zehn Jahren sollen dafür 53 Millionen Euro investiert werden, erklärt Projektmanager Hennig. Es gebe zwar erste Voruntersuchungen. Die Drewag müsse sich jedoch mit dem Tiefbauamt und anderen Versorgungsunternehmen abstimmen, damit die Straßen nicht mehrmals aufgegraben werden. Ausgebaut werden soll das Fernwärmenetz bis zum Jahr 2024 vor allem in den Gründerzeitvierteln, wie der Friedrichstadt, Löbtau und der Leipziger Vorstadt.