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Auf der Suche nach Investoren

Der Oberbürgermeister ist bei der Expo Real in München, um die Stadt zu präsentieren und Grundstücke anzubieten.

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© B. Klemm

Von Bettina Klemm, z. Z. München

Wer Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) am Messestand zur Expo Real in München sprechen will, muss Glück haben. Bestreitet er nicht gerade ein Forum, wie gestern Vormittag zum Thema Wohnen in der Stadt, ist er im VIP-Bereich über dem Messestand und führt Gespräche. Diese haben seine Mitarbeiter meist im Halbstundentakt vorbereitet. Zu der jährlich stattfindenden Immobilienmesse sind die Chefs nahezu aller wichtigen Unternehmen und Institutionen vertreten. Es gäbe kaum eine andere Möglichkeit, so konzentriert zu verhandeln, sagt Hilbert. Die Messe bedeute schon auch Stress, aber zum Zuckerschlecken sei er auch nicht nach München gefahren.

Konkrete Namen seiner Gesprächspartner mag Hilbert nicht nennen. Aus jahrelanger Erfahrung weiß er, dass aus Plänen oft nichts wird, wenn sie zu schnell an die Öffentlichkeit dringen. Mehrere städtische Immobilien, die zum Verkauf stehen, stellt die Stadt wiederholt vor. So in diesem Jahr zum Beispiel den Ferdinandplatz. Mit über 4 000 Quadratmetern ist das eine relativ große Fläche in der Innenstadt. „Wir informieren über den Stand und die Möglichkeiten, wohlwissend, dass auf dieser Fläche wahrscheinlich erst in drei Jahren wirklich gebaut wird“, sagt Hilbert. Die Stadt veröffentlicht Ausschreibungen zum Verkauf der Grundstücke in der Regel im Zusammenhang mit der Expo Real. So bietet sie zum Beispiel ein Baufeld am Ferdinandplatz an. Dort werde angestrebt, dass neben Läden und Büros mindestens auf einem Fünftel der Fläche Wohnungen entstehen, heißt es im Exposé. Im Januar 2016 ist Bieterschluss. Mindestens 2,4 Millionen Euro fordert die Stadt für die Fläche.

In der Vergangenheit haben Stadt und Freistaat vor allem die große Neumarkt-Fläche am Polizeipräsidium angeboten. Sie ist inzwischen an die CG-Gruppe verkauft. Sichtlich erfreut hat sich gestern CG-Chef Christoph Gröner gezeigt. Die letzten Hürden im Finanzausschuss waren am späten Abend zuvor genommen. Im nächsten Jahr möchte er mit dem Bauen beginnen. Gröner hat in einem Forum den Zusammenhang zwischen der positiven Entwicklung der Stadt und dem Engagement der Immobilienbranche hergestellt. „Investoren mögen das Gefühl, zu wissen, etwas für die Bedürfnisse der Bevölkerung zu tun“, erklärt er. Mit zwei großen Mietwohnungsbauprojekten ist die CG-Gruppe am Postplatz vertreten. Dresden hat, so der Oberbürgermeister in seinem Vortrag beim Wohnforum, noch reichlich Möglichkeiten zum Bauen. Und es lohne sich, in der Stadt zu investieren, erklärt Immobilienspezialist Wulff Aengevelt. Dresden müsse sich nicht um die Zukunft sorgen, die Stadt habe hervorragende Entwicklungsbedingungen. Etwa ein Viertel aller Wohnungsbaufördermittel des Freistaates flossen in den Dresdner Wohnungsbau, erklärt Gudrun Wojahn von der Sächsischen Aufbaubank.

Verträge vor dem Abschluss

Um die wirtschaftliche Basis zu stärken, verhandelte der OB auf der Messe beispielsweise mit der Deutschen Bahn. „In der nächsten Woche können wir nun die Verträge zum Wissenschaftsstandort Ost abschließen“, sagt Hilbert. Die Stadt erwirbt die Flächen von der Bahn. Bei anderen Standorten wiederum verfolge die Bahn eigene Entwicklungen und bittet um Unterstützung durch die Stadt Dresden. Auch mit den Vorständen der TLG-Immobilien verhandelt Hilbert über die Erweiterung eines Gewerbestandortes.

Mit dem Thema Aufnahme von Flüchtlingen haben sich auf der Messe zahlreiche Foren befasst. Oberbürgermeister Dirk Hilbert rechnet damit, dass Dresden noch in diesem Jahr Wohnraum für 2 500 Flüchtlinge benötigt. Wulff Aengevelt macht bei diesem Thema der Bundespolitik deutliche Vorwürfe. Diese habe nicht rechtzeitig reagiert. „Dazu noch die fatalen Zeltlager, die nur weitere konkrete Lösungen aufgeschoben haben“, sagt er. Die Kommunen müssten diese Fehler nun ausbaden.

Angesichts der Flüchtlingsproblematik hat Hilbert in diesem Jahr zunächst gezögert, überhaupt zur Expo Real zu fahren. „Aber ein wichtiger Dresdner Ansprechpartner vor Ort sei wichtig. Einen Wirtschaftsbürgermeister gibt es im Dresdner Rathaus nicht mehr, der Bürgermeister für Stadtentwicklung und Bau hat sein Amt noch nicht angetreten. Die Messe war allerdings Premiere für Robert Franke. Dresdens neuer Amtsleiter für Wirtschaftsförderung übernahm gleich die Moderation zum Thema Brennstoffzellenkraftwerk als Angebot für die Immobilienwirtschaft. Zu dieser Zeit saß Hilbert schon wieder im Auto. Am Abend war er bereits auf der großen Halbleitermesse Semicon in Dresden. Die Landeshauptstadt war zum 17. Mal auf der Messe in München vertreten. Seit 2010 organisieren Stadt und Freistaat ihren Messeauftritt gemeinsam.