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Drei tolle Tage in Wallroda

Der Ort feierte sein Dorfjubiläum mit alter Landtechnik, Toben im Stroh und einigen lauten Weckrufen.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Wallroda. Eine biblische Zahl lockte am Wochenende Hunderte Besucher nach Wallroda. Schon 666 Jahre soll dieser Ort bestehen. Rechts und links der Röder wurde deshalb gefeiert. Und zu den Besuchern des Sonnabends gehörte auch Martina Angermann, die Bürgermeisterin der Großgemeinde Arnsdorf, zu der Wallroda gehört. „Ich bin sehr beeindruckt von all dem, was das Festkomitee in diesem Jahr wieder auf die Beine gestellt hat. Dafür danke ich allen Beteiligten“, sagte sie.

Die alten Spiele auf den Strohballen begeistern Kinder heute immer noch. Auch die Wallrodaer Urgroßeltern haben Sonnabend gern dabei zugeschaut. Zu ihrer Zeit war das nämlich auch so.
Die alten Spiele auf den Strohballen begeistern Kinder heute immer noch. Auch die Wallrodaer Urgroßeltern haben Sonnabend gern dabei zugeschaut. Zu ihrer Zeit war das nämlich auch so. © Bernd Goldammer

Regionalhistoriker Hans Werner Gebauer eröffnete die Veranstaltungsfolge. In Wallrodas Kirche erzählte er Freitagabend „Geschichten aus der Dorfgeschichte“. Toben auf dem Stroh war Sonnabend auf dem Festplatz angesagt. Schon in der Kindheit der Urgroßeltern war das ein beliebtes Spiel. Erinnerungen brachten die Senioren zum Schmunzeln. Sie erlebten, dass Toben seinen Reiz behalten hat. Die Kinder kletterten und sprangen, da machte auch das Zusehen Spaß. Das Festgelände war auf mehrere Orte im Dorf verteilt. Großes Interesse fand die Feuerwehrausstellung von Alt bis Modern. Dort wurden die technischen Entwicklungswege der Ortswehren nachgezeichnet. Auf dem Hof des Futtermittelhändlers Matthias Trepte wurde die Ausstellung „Landtechnik im Wandel der Zeiten“ gezeigt. Sie wurde mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Sogar die Schwerlast Ohlsen aus Fischbach musste anrücken, um die Traktoren heranzubringen.

Hähnekrähen und Dorfgeschichten

Sie brachte Exponate, die inzwischen selten sind. Die Getreide Erntemaschine Patriot E175 aus dem Fortschritt Kombinat Neustadt zum Beispiel. Hergestellt wurde sie von 1952 bis 1964. Das Technikmuseum in Groß Neudorf hat noch ein Modell im Besitz. Umso mehr erstaunte es die Besucher, dass es ein solches Exemplar auch im Rödertal gibt. Vor fünf Jahren hat Bauer Reinhard Dressler aus Wachau noch damit gearbeitet. „Schön warm hatte man es bei der Getreideernte immer“, erzählt er mit ironischem Schmunzeln. Der Kühler des Vierzylinder Dieselmotors befand sich nämlich gleich neben dem Fahrersitz. Lanz, Ursus, Famulus, Traktoren aus vielen Epochen der Landwirtschaft waren zu sehen, so wie sie dereinst auf den Höfen in der Nachkriegszeit gestanden haben. Und auf Treptes Innenhof war Rassegeflügel zu sehen. Hennen, Tauben und Gänse lockten Besucher an. Hähne waren nicht dabei. Die ruhten! Sonntagfrüh hatten sie das berühmte Hähnekrähen zu bestreiten. Höhepunkt des Sonnabends war die Dorfgeschichten-Show „Ein Kessel Buntes“. Regina Protze, Gerd Weinert und Marcus Trepte moderierten das Programm.

Sonntagmorgen ging es dann weiter. Auch im 666. Bestehensjahr Wallrodas hatten um die 20 Teilnehmer ihre Hähne zur traditionellen „Singestunde“ angemeldet. Wie von den Veranstaltern zu erfahren war, beobachtete eine erfahrene Jury die stimmlichen Leistungen der Zweibeiner genau. Diesen Weckruf überhörte kein Wallrodaer.

Das war gut für den nächsten Traditionsteil. Denn auf dem Festplatz trafen sich alle zum gemeinsamen Mittagessen an der Gulaschkanone. Und danach zog es viele Einwohner in Wallrodas berühmte Blumenmanufaktur Steyer. Die hatte ihre Schauwerkstatt gestern weit geöffnet. Und danach gingen die Besucher wieder an die Röder. Hier wurden gegen 15 Uhr die Plastik-Enten zu Wasser gelassen.