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Drei schweißtreibende Tage

27 Männer und Frauen packten beim Arbeitseinsatz auf dem Jesauer Hundehof an. Die älteste Helferin war 80 Jahre alt.

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© privat

Von Ina Förster

Kamenz. Der Aufruf von Franziska Koch vor über einer Woche war ein viel beachteter. Nicht nur in der SZ, auch im Internet. Die junge Jesauerin hatte um Hilfe für eine Bekannte gebeten. Und wurde nicht enttäuscht. Hintergrund: Hundehalterin Ines Mitschke führt seit Jahren einen Hundehof im Kamenzer Ortsteil, auf den vor allem schwierige und kranke Tiere Unterschlupf finden. Die Mehrfachtierhalterin steht jedoch im Fokus von Anfeindungen und sogar tätlichen Übergriffen. Einigen Spaziergängern und Anwohnern ist der Hof seit Jahren ein Dorn im Auge. „Auf dem Grundstück müsste etwas getan werden, und weil Ines gern selbst wieder mehr Platz und Ordnung hätte, möchte ich eine Aufräumaktion starten. Sie hat nicht das Geld und die Kraft, dies alleine zu meistern, ist aber mit Freude und Motivation dabei“, so Franziska Koch in ihrem Aufruf. „Letztendlich kamen 27 Helfer von jung bis alt, und mit alt meine ich eine 80-jährige Frau!“ Über drei Tage herrschte reges Kommen und Gehen auf dem Hundehof.

Zuerst wurde der Sperrmüll aussortiert. Dies war eine Baustelle für sich. Das Landratsamt hatte ein Auge darauf, dass die vier Kubikmeter nicht überschritten wurden. „Somit hatten wir zu dem Holzcontainer- und Materialkosten noch Sperrmüllkosten. Umsetzbar wurde unser Plan nur durch eine Firmenspende der Pfefferküchlerei Nitzsche Pulsnitz. Unser Dank geht in die Richtung“, so Franziska Koch. Eine weitere Baustelle war das Holz, welches sich über die Jahre angesammelt hatte und leider nicht durchweg als Brennholz verwendbar war. Viele Stunden verbrachte man mit dem Aussortieren. Insgesamt kamen so 25 Kubikmeter zusammen. Auch eine Aufbewahrungsfläche konstruierte man. „Spontan wurden benötigte Sichtschutzplatten privat gespendet und durch Handwerker Keil passgenau angebracht. Sein Sohn Thomas unterstützte ihn. Dickes Lob“, freute sich Franziska Koch.

Tief gerührt von der Hilfswelle

Am Ende fand man sogar eine Lösung für den Schrott, den man nicht zeitnah wegtransportieren konnte. Auch hier halfen Kontakte und Freunde. Und die anrührenden Begegnungen und Erlebnisse rissen nicht ab. „Ich erhielt beispielsweise einen Anruf von einem fremden Herrn aus Arnsdorf. Er hatte von der Aktion gehört und wollte helfen. Ich war glücklich, denn tatkräftige Männer waren gefragt. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ein Mensch, der keinerlei Bezug zu der Thematik hat, den Weg auf sich nimmt, einen ganzen Tag hilft und noch eine große Futterspende mitbringt, wenn es anderen schon schwerfällt, ein nettes Wort zu sagen“, so Franziska Koch. Ines Mitschke und ihr Lebenspartner waren jedenfalls auch tief gerührt von der Hilfswelle.

Bei 35 Grad Hitze schleppten Sonnabend und Sonntag noch mehr Helfer Holz, gruben den Boden um, räumten auf. Immer wieder kamen Leute vorbei, aufmunternde Mails flatterten ein von Menschen, die Geld spendeten oder wertschätzende Worte schrieben. „Besonders bedanken wir uns bei der Physiotherapie Röseberg, Familie Rank und bei allen Freunden und Nachbarn, die ebenfalls das Projekt unterstützten.“ Auch die Verpflegung wurde übrigens über Geld- und Sachspenden abgesichert. So stellte die Diskothek „Herbert‘s“ bei der Hitze reichlich Getränke. Über den Einsatz hinaus wird es nun weitergehen mit der Umgestaltung auf Mitschkes Hof. „Ich bin vor allem auf meine Eltern stolz, die das Projekt von Anfang an unterstützen, begleiteten und mich ermutigten, Menschen die weniger Glück haben zu helfen, anstatt nur über sie zu reden!“