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Drei Rocklegenden auf dem Hutberg

Toni Krahl, Claudius Dreilich und Dieter Birr werben für ihr Pfingstkonzert in Kamenz. Mit einem Special-Guest.

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© Matthias Schumann

Von Frank Oehl

Kamenz. Was ist das Besondere am Ostrock? Es ist die Kollegialität der Akteure. Davon wird man sich am 19. Mai auf der Hutbergbühne Kamenz überzeugen können. Und das spürte man auch am Donnerstag, als Toni Krahl, Claudius Dreilich und Dieter „Maschine“ Birr vor Ort zum Pressefrühstück geladen hatten. Bei herrlichem Wetter plauderten die Frontmänner der berühmten DDR-Rockbands City, Karat und Puhdys bei bester Laune über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Und auch über die Quelle ihrer schier unerschöpflichen Vitalität. Maschine: „Das ist kein Geheimrezept: Leidenschaft hält fit!“

Und sie hält auch die Fans bei Laune. Vor allem in und um Kamenz, wo die Puhdys bis zu ihrer endgültigen Abdankung vor zwei Jahren auf der Hutbergbühne quasi ihr „Wohnzimmer“ hatten. Teilweise mit Doppelkonzerten wurde ein Vierteljahrhundert lang zu Pfingsten der Kamenzer Hausberg zum Beben gebracht. Das mit dem „Puhdys--Wohnzimmer“ gilt nun nicht mehr, aber dafür hat Rolf Henning, Geschäftsführer der Firma Multiart aus Berlin-Hoppegarten gleich eine neue Dachmarke mitgebracht: „Die Hutbergbühne ist für uns die Kleine Waldbühne.“ Der Vergleich mit der Bundeshauptstadt würdigt dabei auch die mehr als eine Million Euro, die Kamenz in den vergangenen Jahren in den Halbrund-Ausbau gesteckt hat. Und Weiteres ist ja angekündigt. Demnächst wird der Backstagebereich moderat, aber doch zweckmäßig erneuert und mit einer Containerfläche versehen. Damit solche großen Teams, wie sie jetzt für Pfingsten angekündigt sind, endlich ausreichend Platz haben. Wobei das die Rocklegenden-Frontmänner offenbar gar nicht so dramatisch sehen. Claudius Dreilich: „Ach, wir kuscheln uns gern zusammen.“ Toni Krahl: „Es ist schön, wenn etwas erneuert wird. Aber wir freuen uns auch, etwas genau so vorzufinden, wie es früher einmal war.“

Das Konzept der Rocklegenden-Live-Tournee ist jedenfalls nicht sehr alt. Sie ging 2014 erstmals über die Bühne und erlebte 2016 eine noch erfolgreichere Neuauflage. Tournee-Manager Rolf Henning: „Wir bieten keines der üblichen Festivals, wo eine Band durch die nächste sozusagen von der Bühne geschoben wird. Bei uns geht es um enthusiastisches Miteinander, leidenschaftliches Zusammenwirken, ungeahnte Duette, spannende Konstellationen.“ Bis zu 17 Musiker stünden gleichzeitig auf der Bühne, was auch für Licht und Mischpult eine riesige Herausforderung sei. Damit den Fans in fast drei Stunden Non-Stop-Konzert etwas Unvergessliches geboten werden kann, wie es heißt.

Rockiger arrangiert

Wobei der gegenseitige Respekt der Musiker, die zusammengerechnet etwa 60 Millionen verkaufter Alben repräsentieren, auch genreübergreifend funktioniert. Das dürfte vor allem am diesjährigen Special-Guest liegen: Matthias Reim („Verdammt, ich lieb dich“) balanciert seit Jahren mit großem Erfolg auf dem schmalen Grat zwischen Rock, Pop und Schlager. Der Sänger mit großer Fangemeinde, vor allem auch in Ostdeutschland, konzentriert sich derzeit auf die Arbeit an seinem neuen Album, aber bei den Rocklegenden 2018 „reiht er sich in die Riege der schon gesetzten Künstlerkollegen ein“, wie es in einem Pressetext formuliert ist. Maschine: „Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal Reim-Songs singen werde, aber das funktioniert sehr gut, wenn sie etwas rockiger arrangiert sind.“ Das freilich war auch eine der großen Herausforderungen an das Projekt. Matze Reim habe dabei durchaus bewiesen, dass er auch eine etwas härtere musikalische Gangart sehr gut beherrscht.

Aber natürlich werden zu Pfingsten auf der Hutbergbühne vor allem Ostrock-Titel zu hören sein. In noch nie gehörter Interpretation. Zum Beispiel, wenn Silly-Gitarrist Uwe Hassbecker, der ja mit zur Maschine-Projektband gehört, selbst zur Violine greift, um sich mit Georgi Gogow von City ein beeindruckendes Geigen-Battle zu liefern. Und zu welchem Titel? Natürlich fällt einem da nur „Am Fenster“ ein, das wohl berühmteste DDR-Rocklied aller Zeiten. Aber „Über sieben Brücken“ und „Der blaue Planet“ von Karat und viele andere Hits stehen da kaum nach.

Matze Reim jedenfalls freue sich sehr auf Pfingsten, versicherten die drei Rocklegenden auf den Hutbergbühnen-Traversen. „Eine solche Atmosphäre wie auf unserer Tournee habe er noch nie erlebt, hat er uns mal verraten“, bestätigt Hennig. Vor allem das gemeinsame Musizieren und die besondere Interaktion mit dem Publikum kannte er so nicht. Typisch Ostrock eben ...