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Drei für die Jugend

Der Mittelsächsische Jugend- und Kulturverein geht mit neuem Namen neue Wege und steht für mehr als das bekannte Blues- und Rockfestival in Altzella.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Nossen. Ein Geotechnik-Ingenieur, ein selbstständiger Medien-Profi und ein Lehrer sind die Gesichter des Mittelsächsischen Jugendverein Rüsseina (MJV): Erik Weichhold, 28, Vereinsvorsitzender, sein Vertreter, der 36-jährige Jürgen Mummert und Kassenwart bzw. Mitbegründer Roland Taffel, 62. Letztgenannter hatte den Verein 1993 mitbegründet. „Hauptsächlich mit der Intention, Jugendliche in der Region schon während der Schulzeit für Musik im Speziellen und Kultur im Allgemeinen zu begeistern“, sagt Roland Taffel.

Nach der Wiedervereinigung hatten Jugendliche der Gemeinde Choren und der damaligen Schule im Ort einen Neubeginn in der Jugendarbeit auf dem Land versucht, so Taffel. Zu den Lehrern der Schule hatte er damals schon gehört. Inzwischen unterrichtet er an der Pestalozzi-Oberschule in Hartha. An die Anfänge der internationalen Jugendarbeit erinnert er sich noch gut: „Es begann mit einem Schüleraustausch zwischen Teilnehmern unserer Gemeinde und dem Verein für Internationale Begegnungen in Kleve (NRW). Die Mitarbeiter vom Niederrhein gaben uns Hilfestellungen bei der Gestaltung der neuen Strukturen. Im Sommer 1992 nahmen 20 Jugendliche an ihrem ersten großen internationalen Jugendlager in der Jugendherberge Wolfsberg bei Kleve teil.“

Hier habe man auch die Arbeit der Stiftung Vertizontaal aus Breda, einer Stadt in den Niederlanden, kennengelernt. Es entstand ein reger Austausch mit den Holländern – hauptsächlich bei Musikworkshops. „Das Ganze gipfelt nun im nächsten Jahr in den 25. internationalen Austausch mit Breda“, sagt Vereinsvorsitz Erik Weichhold, der momentan als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Bergakademie Freiberg arbeitet. „Im Sommer werden wir 16 bis 20 Tage in Holland, wenig später die Holländer bei uns sein. Zum Jubiläum haben wir uns ein großes kulturelles Programm überlegt“, sagt er.

Dazu gehören etwa der Besuch des Anne-Frank-Hauses in Amsterdam, Song-Projekte mit Musikern, PR-, Foto- oder Videoproduktionen. Alles soll auf einem Blog im Internet festgehalten werden. „Dieses Mal gibt es feste Tagesabläufe. Sonst waren die Treffen meist lose“, erzählt Weichhold, der, genau wie der Medientechniker und stellvertretende Vorsitzende Jürgen Mummert, schon zu Schulzeiten mit den durch Roland Taffel mitbegründeten Verein in Verbindung kam. Durch dessen gewachsene Strukturen – auch ermöglicht durch ein ausdauerndes Bemühen um Fördergelder der EU – hat sich der MJV nach und nach einen Namen in ganz Mittelsachsen gemacht. Sichtbarstes und bekanntestes Zeichen dessen ist das jährliche Blues- und Rockfestfestival im Kloster Altzella. „Im nächsten Jahr werden wir es zum 15. Mal organisieren. Das Interesse steigt stetig. 2015 sind über 3 000 Besucher gekommen“, erzählt Mummert. Er übernimmt meistens auch die technische Leitung der Bühnen, konnte dadurch viele Kontakte zu Künstlern aufbauen.

Weil der MJV heute über 40 Unterstützer aus den verschiedensten Branchen hat, inzwischen mit diversen Initiativen und Vereinen wie dem Kreisjugendring Meißen und dem Förderverein Klosterbezirk Altzella zusammenarbeitet, denkt man in Nossen-Starbach langsam größer. Hier ist der Verein gemeldet, auch wenn es eine feste Bleibe gar nicht gibt. „Das macht auch nichts. Von der dezentralen Ausrichtung, dem Wirken an mehreren Orten, profitieren wir“, erzählt Erik Weichhold.

Wegen der neuen Anforderungen und der stärkeren Vernetzung in der Region habe man jedenfalls den Vereinsnamen geändert: „Wir heißen jetzt Mittelsächsischer Jugend- und Kulturverein“, so der Ingenieur. Die Abkürzung MJV behalte man aber bei. Die Namensänderung sei nötig, da sich der Schwerpunkt in letzter Zeit auf die Kultur gelegt hätte. Außerdem habe der Zusatz „Rüsseina“ öfter für Verwunderung gesorgt. „Denn wir haben heute 30 Mitglieder, sind im Kreis Meißen und bis nach Döbeln tätig“, so der Vereinschef. Auf eine Örtlichkeit wolle man sich daher nicht einschränken. Viel mehr möchten die Verantwortlichen in Zukunft in ganz Mittelsachsen Brücken schlagen. „Nämlich für junge Leute mit Ideen und Talenten im Bereich Musik und Kultur. Wir wollen ihnen dabei helfen, Veranstaltung, Workshops und mehr auf die Beine zu stellen“, erklärt Weichhold das Selbstverständnis des MJV. Letztlich gehe es darum, die Jugendarbeit als Steckenpferd zu etablieren und die jungen Leute, vor allem an Schulen, zum Mitmachen und Verwirklichen ihrer Ambitionen zu unterstützen.

Dass so auch Unwahrscheinliches geschafft werden kann, zeigt sich etwa am 9. Dezember. „Dann veranstalten wir nach längerer Pause wieder ein Konzert in der Barthmühle in Garsebach. Der bekannte Gitarrist und Komponist Eberhard Klunker wird auftreten“, sagt Weichhold stolz.

Kommende Veranstaltungen des MJV: 07.12.2016, Eberhard Klunker, Stadtbibliothek Hartha / 08.12.2016, Eberhard Klunker, Riesa efau, Dresden / 09.12.2016, Eberhard Klunker, Barthmühle Garsebach / 11.12.2016, Alexander & Maximilian Blume, Jazz & Blues im Brauhof Freiberg, Freiberg

Kontakt: www.mjv-online.de, 0178 8272063