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Dreckiger Rock’n’Roll mit rauer Poesie

Der Dresdner Musiker Ansa startet seine erste große Tournee und tritt am Sonnabend in der Scheune auf.

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© Andi Wermers

Von Michaela Widder

Die Worte seines Opas hat er noch immer im Ohr. „Ich wünschte, ich hätte es wenigstens probiert“, sagte einst sein Großvater mit glasigen Augen. Er war Geiger, wollte Dirigent werden. Es blieb ein Traum. André Sauermann, der sich als Musiker Ansa nennt, lebt ihn nun. „Das sollte mir nicht passieren“, hatte er sich geschworen. „Anfangs ging es mir nur darum, Krach zu machen und mich auszudrücken“, erzählt der Dresdner.

Jetzt, im November 2017, startet er seine erste eigene Tournee. In anderen Städten ist der Singer-Songwriter mittlerweile bekannter als in seiner Heimat, auf den Auftritt am Samstagabend in der Scheune freut er sich dennoch besonders. Das Konzert – das zweite nach dem Auftakt am Tag zuvor in Augsburg – wird extra gefilmt.

Ansa, den viele als singenden Barkeeper aus der Neustadt kennen, bezeichnet seine Musik als „bluesschwanger, rocklastig und popgetrieben“. Doch live sei alles noch rockiger und dreckiger als das Album. Sein Erstlingswerk „Weiße Liebe“ ist im August erschienen. Das gleichnamige Lied handelt von „der bedingungslosen Liebe, die rein ist, unverfälscht, aber durch die man auch in Abhängigkeit rutschen kann und die dann selbstzerstörerisch wirkt“.

Überhaupt geht es in seiner Musik viel ums Lieben und Leben und auch um die Heimat. Im Song „Tal der Ahnungslosen“ besingt der 28-Jährige eine „verirrte Stadt mit zwei Gesichtern“. Für die Aufnahmen war er vor zwei Jahren nach Wien gezogen, jetzt lebt er bereits zwei Monate in Berlin. Seit 2015 steht er als einziger Dresdner Künstler bei Sony Music unter Vertrag, ein erster großer Schritt in das professionelle Musikgeschäft. Produziert wurde das Debütalbum von Paul Gallister, der auch mit den österreichischen Rockstars Wanda zusammenarbeitet.

Dass Ansa als „Riesenfan“ im Frühjahr als Vorband mit auf Tour durfte, gab den nächsten Karriereschub. In München spielten sie vor 7500 Zuschauern. Mit Frontman und Sänger Marco Michael Wanda verbindet ihn seit der ersten Begegnung in Wien eine besondere Beziehung. „Marco hat mir seinen Wohnungsschlüssel gegeben und gesagt: Wenn du mal richtig laut sein willst, geh’ einfach zu mir.“

Mit deutschlandweit zunächst 13 Auftritten hat Ansa nun seine erste eigene Tour und mit David Jonathan sogar eine Vorband. Als Tourchef muss sich der Newcomer noch um vieles selbst kümmern. Die To-Do-Liste wird nicht kürzer, umso näher der erste Auftritt rückt.

Die Anspannung steigt, aber so nervös wie bei seinem Auftritt kürzlich im ARD-Morgenmagazin ist er längst nicht. Weil es beim ersten Mal im Keller des Studios gebrannt hatte, klappte es mit einem Besuch erst im zweiten Anlauf. Und dann bekam Ansa kurz vor der Sendung eine gusseiserne Garderobe auf den Kopf, und in der Probe vergaß er auch noch seinen Liedtext. „Zu wissen, ich spiele morgens vor einer Million Fernsehzuschauer, die gerade aufgestanden und wach vor den Bildschirmen sitzen, hat mich nervös gemacht.“

Am Samstag ist Ansa wieder in seiner Welt. Auf der Bühne. Abends. Mit rauchiger Stimme. Er lebt seinen Traum.

Ansa Sauermann, Scheune, 11. 11., Einlass 20 Uhr, Konzertbeginn 21 Uhr, Tickets an der Abendkasse 15 Euro.