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Dorny zu Unrecht gekündigt

Dem Beinah-Intendanten der Semperoper zu kündigen, war eine Überreaktion des Landes, urteilt das Gericht. Der Streit mit Serge Dorny geht also weiter.

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© dpa

Dresden. Fast zwei Jahre nach dem Krach gibt es nun ein erstes Urteil. Die fristlose und außerordentliche Kündigung des designierten Semperoper-Intendanten Serge Dorny durch den Freistaat ist zu Unrecht erfolgt. Das entschied die 1.Zivilkammer des Dresdner Landgerichts am Dienstag. Richter Stefan Schmitt wertete die im Februar 2014 erfolgte Kündigung als „völlig übereilt“ und als Überreaktion.

Pflichtverstöße könne er nicht erkennen, sagte der Richter. Andere arbeitsrechtliche Maßnahmen wie eine Abmahnung wären zunächst angebracht gewesen. Dorny musste damals sechs Monate vor dem geplanten Amtsantritt gehen. Er war zu diesem Zeitpunkt schon mit einem Vorbereitungsvertrag in Dresden aktiv. Laut Kunstministerium hatte er Vertrauen verspielt. Er hingegen sah sich als Opfer eines Kompetenzgerangels mit Chefdirigent Christian Thielemann. Nach der Kündigung verklagte er Sachsen.

Ein Rückblick: Seit über anderthalb Jahren streitet der Belgier mit dem Freistaat. Er, der eigentlich im August 2014 die Semperoper als Chef übernehmen sollte, hätte in seiner avisierten fünfjährigen Amtszeit 1,5 Millionen Euro verdient. Das Geld will er jetzt als Abfindung. Obwohl er damals durch ultimative Forderungen die Kunstministerin provoziert und zudem in Aussicht gestellt hatte, selbst zu kündigen. Die Ministerin wollte mit der Kündigung ihrerseits „Schaden von der Oper im In- und Ausland abwenden“. Dorny habe die Bedingungen eines Repertoiretheaters nicht akzeptiert, die Verantwortlichen nicht eingebunden und Entscheidungen unangemessen kommuniziert und also „den Betriebsfrieden nachhaltig gestört“.

Wie geht es nun weiter? „Wir warten zunächst die schriftliche Urteilsbegründung ab“, sagte am Dienstag Kunstministerin Eva-Maria Stange. „Wir sind froh, dass derweil Interimsintendant Wolfgang Rothe mit seinem Team die Semperoper durch diese schwierige Zeit führt, dass das Haus ruhig und kontinuierlich arbeitet, dass das Musiktheater nichts von seiner Strahlkraft einbüßt.“ Mit Spielzeitbeginn 2018 wird Peter Theiler neuer Intendant.

Die Wunschmillion zum Greifen fern

Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Freistaat in Berufung geht und der Streit vor dem Oberlandesgericht verhandelt wird. Denn seine Position ist klar: Eine Vergleichsbasis sieht er lediglich auf den Vorbereitungsvertrag bezogen. Es geht um eine ausstehende Summe von gut 55 000 Euro. Das Land bietet einen Vergleich von unter 50 Prozent an, für den Belgier ist das laut dessen Anwalt „schlicht inakzeptabel“.

Der Freistaat argumentiert, dass Dorny durch die Dresdner Kündigung keine wirtschaftlichen Einbußen hatte. Mehr noch: Während der Vorbereitungszeit hat er parallel sein Geld als Intendant der Oper von Lyon verdient. Dort arbeitet er längst mit neu und besser dotiertem Vertrag weiter. Auch künstlerisch ist er unverändert erfolgreich – auch wenn Angestellte zwischenzeitlich seine Rückkehr an ihr Haus verhindern wollten.