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Dornröschen im Dixiebahnhof erzählt

Um Dornen und Rosen ging es natürlich trotzdem in Weixdorf. Und um märchenhafte Liebe.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Weixdorf. Dornröschen aus einer anderen Perspektive neu erzählt: Das war Freitagabend im Weixdorfer Dixiebahnhof zu erleben. Eine langersehnte königliche Geburt sollte im Kreise von Prominenz gefeiert werden. Doch es gab eine Panne. Dreizehn weise Frauen gab es in Dornröschens Königreich.

Auf dem Schloss gab es aber nur zwölf goldene Teller. Das Königspaar fand keine andere Lösung, als eine der beliebten weisen Frauen vom Fest auszuschließen. Zorn war die Folge. Das Geburtsfest wurde zur nationalen Katastrophe. Denn die Verschmähte war trotzdem erschienen. Statt guter Wünsche legte sie einen tödlichen Fluch übers Land.

In letzter Sekunde konnte der noch in einen hundertjährigen Schlaf abgemildert werden... Die Gebrüder Grimm haben aus französischen Überlieferungen ein weltbekanntes Märchen geschrieben. Ute und Andreas Zöllner haben vor Kurzem ein Weltmusik-Programm daraus gemacht. Freitagabend wurde es im Weixdorfer Dixiebahnhof aufgeführt. Jeder weiß, im Dresdner Norden sind die Veranstaltungsbesucher ganz besonders offen für die Klänge dieser Welt: Deutsch, englisch, russisch, ungarisch, serbisch, bulgarisch und das Märchen von Dornröschen in zweifacher Gestalt. Wundervoll. Großartige Stimmen wurden von Gitarre, Bouzouki, Sansula, Triola und weiteren Instrumenten getragen. Bemerkenswert auch die Tatsache, dass traditionelle Lieder aus Osteuropa, Chansons von Bulat Okudschawa, Bertold Brecht, Kurt Demmler, Zaz, von John Lennon, der Gruppe Karussell, Leonhard Cohen, Cat Stevens und anderen Meistern, so passgenau wirkten.

Dornröschen und ein Froschkönig?

Scharen von Königssöhnen wollten die Prinzessin wachküssen. Doch beim Aufstieg in der Dornenhecke kamen sie alle um. Einer aber schaffte es. Vorbei an all den schlafenden Köchen, Dienern und Höflingen zog es ihn zum Lager der Prinzessin. Ein Kuss, und die lange Schlafenszeit war beendet. Weltmusiken, Liebeslieder und wahre Geschichten zu zweit versetzten den Weixdorfer Bahnhofssaal in spannungsvolle Perspektivwechsel.

Jetzt kam nämlich auch noch der Dichter und Bühnenautor Friedhelm Kändler zum Zuge. Der Hannoveraner brachte Dornröschen zeitweilig mit einem Froschkönig zusammen. Beim Fliegenjagen war er der Prinzessin nahegekommen. Das Märchen geht nun ein paar fantasievolle Umwege, kommt aber trotzdem ans Ziel.

Nach etwa 90 Minuten gab es im Weixdorfer Dixiebahnhof langanhaltenden Beifall. Zugaben waren die Antworten des Künstlerehepaares. Und danach gab es noch manches interessante Gespräch.