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Dorle macht Schluss

Das Therapiepferd ist über 30 Jahre alt und geht in den Ruhestand. Seine Besitzerin möchte trotzdem weitermachen – nun sucht sie einen Nachfolger.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Nossen. Vor fast zehn Jahren hat Mirjam Stange-Callwitz den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und auf einem Dreiseithof im Nossener Ortsteil Gohla eine Reittherapie eröffnet. Mit ihrem Pferd Dorle hilft sie seitdem Erwachsenen und Kindern mit motorischen oder neurologischen Störungen. Über 20 waren es bisher. Zuletzt musste die 43-Jährige allerdings kürzertreten. „Hauptsächlich aus einem schönen Grund, der wachsenden Familie“, sagt Stange-Callwitz, die sich um vier Mädchen – Luise, zwölf Jahre alt, Helene (11), Alma (9) und Flora (5) kümmert.

Somit bleibe eben nicht viel Zeit für die Therapie, bei der Kranken durch die dreidimensionale Schwingungen, die vom Rücken des Pferdes übertragen werden, geholfen werde. Dass eine Therapie mithilfe eines Pferdes auch für psychisch Kranke ratsam sein kann, ist in der Medizin längst anerkannt. 25 Euro pro halbe Stunde kostet die Behandlung auf dem Rücken des Pferdes bei Mirjam Stange-Callwitz.

Dafür, dass diese unter professionellen Bedingungen stattfinden kann, ist die gelernte Physiotherapeutin da. Die Meißnerin ließ sich in der Heimerer-Schule dazu ausbilden. Den Abschluss zur Reittherapeutin machte sie in Konstanz am Bodensee.

„Ich habe mich zuletzt leider nur noch um zwei langjährige Klienten kümmern können, die vormittags Zeit hatten. Ansonsten bin ich sehr eingespannt“, so die vierfache Mutter. Der andere Grund für die weniger werdenden Therapiestunden ist das Alter von Stute Dorle. Das Therapie-Pferd, das Stange-Callwitz 2003 auf einem Döbelner Reiterhof kennenlernte, ist bereits über 30 Jahre alt. Damit gelte sie schon als Ur-Uroma. „Ich kann Dorle nicht mehr in der Therapie einsetzen, dafür ist sie langsam zu alt. Sie soll ihre Rente jetzt einfach auf unserem Hof genießen“, sagt die Besitzerin. Für die Therapie der verbliebenen zwei Klienten steht Stange-Callwitz ein anderes Pferd namens Dymene zur Verfügung. „Aber auch Dymene, ein Deutsches Reitpferd, ist schon über 20 Jahre alt.“

Doch aufgeben will Stange-Callwitz nicht. Im kommenden Jahr, wenn die kleine Flora in die Schule kommt, wird sie wieder mehr Zeit in die Therapie investieren – und eventuell neue Klienten annehmen. Diese kommen bisher nicht nur aus dem Meißner Umland, sondern auch aus dem Raum Dresden.

Die Expertin möchte sich nun nach einem neuen Pferd umsehen. „Die Suche ist aber nicht so einfach. Denn es sollte einen ähnlich ruhigen, gelassenen und sanften Charakter wie Dorle haben“, erzählt sie. Das und eine Schultergröße von mindestens 1,50 Meter seien die Grundvoraussetzungen für das neue Tier. In zwei bis drei Jahren Training könnte es dann zum Therapie-Pferd erzogen werden.

Im Internet und über Bekannte und Freunde werde Stange-Callwitz jetzt die Augen offen halten. Überstürzen wolle sie nichts. „Schließlich kostet ein neues Pferd zwischen 3 000 und 5 000 Euro. Da muss man schon sicher sein.“

Neben Dorle und Dymene gibt es auf dem Dreiseithof, den die Reittherapeutin zusammen mit ihrem Mann Tobias bewirtschaftet, noch zwei Ponys, einen Hund, mehrere Katzen, Hühner und Hasen. In diesem Jahr gelang es dem Ehepaar einen neuen Reitplatz auf dem zwei Hektar großen angrenzenden Areal in Gohla aufzubauen. Andere Ausbauten hätten eher im Verborgenen, innerhalb der Gebäude stattgefunden. In den nächsten Jahren soll nicht nur die Reittherapie wieder stärker aufleben, sondern auch die Bio-Streuobst-Kelterei. Darum kümmert sich vor allem Tobias Stange-Callwitz. „Wir wollen die Kelterei ausbauen, in nächster Zeit mehr produzieren als bisher“, so Ehefrau Mirjam.