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Dorfanger soll Gesicht verändern

Expertenideen für eine andere Gestaltung der Ortsmitte gefallen den Anwohnern. Im Boden jedoch lauert ein Problem.

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© Eric Weser

Von Eric Weser

Gröditz. Gibt es vielleicht bald einen Peritzer Obstbrand? Oder einen Saft, gepresst aus Peritzer Äpfeln? Völlig abwegig ist das nicht, wenn der Anger umgestaltet und seine Erträge genutzt würden.

Der Peritzer Anger: Über fast 400 Meter erstreckt sich das grüne Herz des Dorfs. Einst ist das von Häusern und Gehöften umringte Areal ein Weideplatz gewesen, wie es typisch war für viele Dörfer. Diese Funktion hat der Anger längst verloren. Ein Treffpunkt ist er geblieben. In Peritz gibt es in der Mitte des Angers einen gepflasterten Platz mit Bänken. Auf den Wiesenflächen rundum stehen Dutzende Bäume und auch ein paar Gebäude. Um die Ecke ist der Spielplatz. Mittendrin plätschert die Rietzschke.

Eigentlich schon jetzt ein schönes Fleckchen, das von seinen Eigentümern – rund 20 Privaten und der Gemeinde – in Schuss gehalten wird. Dennoch haben die Gemeinde Wülknitz und der Verein Elbe-Röder-Dreieck jetzt mit Anwohnern eine Aktion gestartet, die das Gesicht des Angers verändern könnte. Denn der Blick ins Detail zeigt, dass sich die Fläche immer mehr von ihrer Ursprungscharakteristik entfernt hat, sagt Wolfgang Fischer. Der Landschaftsplaner hat den Anger im Auftrag der Gemeinde untersucht und Vorschläge gemacht, wie man ihn aufwerten könnte.

Eine dramatische Umgestaltung ist dafür gar nicht mal nötig. Schon kleinere Eingriffe hier und da könnten etwas bringen. Um den dichten Baumbestand aufzulockern, könnten einige der jetzt reichlich 60 Obstbäume entfernt werden. „Da müsste man schauen, welche erhaltenswert sind“, so Wolfgang Fischer. Auch einige Laubbäume könne man zur Disposition stellen. Was außerdem gar nicht typisch für einen Anger sei: Nadelgewächse. – Ob und welche Bäume gefällt oder gar neu gepflanzt werden, hänge vom Pflegeaufwand ab, den man sich machen wolle, so der Architekt. Denkbar sei eine Bewirtschaftung, an deren Ende eben zum Beispiel vermarktbare Getränke stünden. Wolle man das nicht und verhindern, dass große Fallobstmengen Wespenschwärme anziehen, könne man nicht fruchtende Obstgehölze pflanzen: Holzapfel, Blutpflaumen oder Holzbirnen. Ein ganz anderes Bild bekäme der Anger, würden an den Flurstücksgrenzen Hecken quer zur Rietzschke gepflanzt. Dafür kämen Brombeeren, Hasel oder Kornelkirschen infrage, so Fischer.

Unter Anwohnern gibt es für die Vorschläge Sympathie. Zustimmung fand, dass die Umgestaltung nicht von heute auf morgen stattfinden muss. Erste Maßnahmen sollen, so der Tenor, auf Angergrundstücken der Gemeinde stattfinden. Zeigt sich, dass das funktioniert, könnte das zum Vorbild für Privateigentümer werden. Die würde Bürgermeister Hannes Clauß (parteilos) auch mit Geld der Gemeinde unterstützen.

Bei den Anwohnern scheint man durchaus gewillt, mitzuziehen. Zwar mag sich nicht jeder damit anfreunden, dass die Angerwiesen künftig nur noch zweimal jährlich gemäht werden sollen. Denn was Insekten hilft, sieht manchen nach Verlotterung aus. Andererseits wird geringer Pflegeaufwand auch positiv gesehen – schließlich habe man mit dem heimischen Grundstück schon genug Arbeit, hieß es. Ein Problem für die Angerumgestaltung könnte derweil im Peritzer Angerboden stecken. Anscheinend leben dort Wühlratten. Die seien der Grund, warum es schon jetzt Obstbäume schwer hätten – weil die Tiere sich an den Wurzeln zu schaffen machen, hieß es von Anwohnern.

Laut Gemeindechef Clauß sollen die Peritzer jetzt die Vorschläge des Planers anschauen und ihre Rückmeldungen dazu an die Gemeinde geben. Für September sei eine gemeinsame Begehung des Angers vorgesehen. Und vielleicht gibt es im Herbst schon die ersten Pflanzmaßnahmen.