Merken

Dorf feiert seinen Obelisken

Ein Hauch von Lustlager plus Seifenkisten-Rennspaß: Streumen lädt zu einem Dorffest, das noch ungewöhnlicher ist als sonst.

Teilen
Folgen
NEU!
© Sebastian Schultz

Von Eric Weser

Wülknitz. Als die überdimensionale Gießkanne in der Abendsonne vorm Obelisken steht, kommt Martin Gutmann noch mal ins Grübeln. Mensch, eigentlich hätte man die Rennpiste doch hier anlegen können! Aber nee, so kurz vorm Startschuss noch einmal alles ändern, das geht dann doch nicht. Schließlich ist schon jetzt genug schiefgegangen: Der Lkw, der das Festzelt bringen sollte, ist mit einem Achsbruch liegengeblieben.

Hoffentlich kein schlechtes Omen für das Streumener Dorffest, das am Wochenende möglichst reibungslos ablaufen und viele Besucher anziehen soll – diesmal mit einem Mix aus Geschichte, Gaudi und Rennsport. Neben der traditionellen Wettfahrt der Essi-Mopeds gibt es diesmal die Premiere für einen neuen Rennlauf. Und laufen müssen Teilnehmer wirklich beim Seifenkisten-Rennen über eine 450 Meter lange Piste. Denn die motorlosen Kisten brauchen im flachen Streumen neben einem Piloten vor allem kräftige Anschieber.

August kommt mit Kutsche

Wer Pilotin Carina in ihrem Gefährt über Schotter, Pflaster und Erde bugsiert, muss noch ausgeknobelt werden. Vater Martin wird es nicht sein, der ist nach einer Knie-OP gehandicapt. Aber der Teenagerin stehen ja auch noch zwei große Brüder zur Auswahl. Klar ist aber schon jetzt: Einfach dürfte das mit dem Sieg fürs Gutmann’sche Gießkannen-Duo nicht werden. Zehn Starter haben sich für den Kampf um einen Podestplatz angemeldet. Wird’s da nicht eng auf der Rennstrecke an der Feldstraße? „Nein, es starten ja auch nicht alle gleichzeitig, so viel Platz haben wir nicht“, sagt Martin Gutmann. Stattdessen gebe es mehrere Duelle. Gewinner ist das Team, das die flotteste Rundenzeit von allen hinlegt.

Von der Gießkanne abgesehen: Mit was für Kisten die Wettwerber aus Streumen und Peritz ins Rennen starten, ist noch nicht bekannt. Erst kurz vor den eigentlichen Wettläufen werden diese Geheimnisse gelüftet – bei der nicht ganz ernst gemeinten „technischen Abnahme“ durch den Rennleiter. „Es soll ein bisschen was von Rennzirkus haben“, sagt Martin Gutmann über das Spaßrennen.

Humorig soll es auch bei der Streumener Stippvisite des sächsischen Adels werden. Um den sächsischen Kurfürst August den Starken und sein Gefolge auferstehen zu lassen, schmeißen sich Anwohner aus dem Ort in barocke Kostüme. Die Anreise der hohen Herrschaften erfolgt natürlich standesgemäß per Pferdekutsche – mit Untermalung durch Kanonendonner und barocke Musik. Mit dabei im höfischen Tross: der Dresdner Schauspieler und Musiker Matthias Schanzenbach, der die Besucher als Hofnarr Fröhlich unterhält. Anlass fürs Adelstreiben gibt die noch immer andauernde Obelisken-Sanierung. Die Sandstein-Stele hatte 1730 der echte Kurfürst August als Begrenzung seiner Truppenschau, des „Zeithainer Lustlagers“, bauen lassen. Seit November sind die Obelisken bei Glaubitz und Streumen aufwendig saniert worden, derzeit laufen letzte Arbeiten am Bodenpflaster. Es ist also alles angerichtet fürs Streumener Dorffest.

Festablauf Sonnabend: 15. 30 Uhr Seifenkistenrennen, ab 17.15 Uhr Artistik-Show, ab 19.30 Uhr Entertainment mit DJ und Comedy. Sonntag: 11 Uhr SR-2-Rennen, 12.30 Uhr Blasmusik-Orchester, 15.30 Uhr Obelisken-Einweihung (Festplatz auf der „Vogelwiese“, Eingang über die Feldstraße)