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Doppelter Einsatz für DFB-Trainer

Das DFB-Mobil machte Halt an der Turnhalle. Drinnen erhalten Kinder ein Sondertraining. Doch etwas lernen sollen auch andere.

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© Kristin Richter

Von Jörg Richter

Lampertswalde. Lagerfeuer! Und das in der Lampertswalder Turnhalle. Das verbietet sich doch von selbst. Keine Sorge. Wenn Marcel Koltermann „Lagerfeuer!“ ruft, dann rennt niemand ins Freie, um sich zu retten, weil es brennt. „Lagerfeuer!“ bedeutet „Alle mal herhören und zusammenkommen!“ Sofort sausen 19 Jungen und ein Mädchen des SV Lampertswalde zum Siebenmeterpunkt vorm linken Tor. Fußballtrainer Koltermann erläutert die nächste Übung: Beidfüßig mit dem Ball zwischen vier Kegeln dribbeln und anschließend ein Torschuss.

Die Sechs- bis Elfjährigen sind mit Eifer dabei. Mancher von ihnen hat sich für dieses Sondertraining sein bestes Trikot angezogen. Neben den schwarz-weißen Nationalmannschaftstrikots sind die von Dynamo Dresden, Borussia Dortmund, Bayern München, FC Barcelona und Real Madrid gut vertreten. Die Namen der großen Vorbilder stehen hinten auf dem Rücken: Ronaldo, Neymar, Messi, Müller ...

Die Fußball-Abteilung des SV Lampertswalde hat das DFB-Mobil eingeladen. Marcel Koltermann vom benachbarten SV Traktor Kalkreuth und Dirk Hartmann vom TSV Cossebaude sind die beiden DFB-Honorartrainer, die den Lampertswalder E- und F-Junioren ein paar grundlegende Dinge beibringen wollen: Ehrgeiz, Disziplin und natürlich Ballbehandlung.

Da ertönt schon wieder der Ruf: „Lagerfeuer!“ Wieder flitzen alle Kinder vor das linke Tor und hören Koltermann aufmerksam zu. Er ermahnt sie, den Fußball beim Dribbeln unbedingt mit beiden Beinen zu führen. „Ihr müsst nicht Messi nachahmen, sondern euch konzentrieren!“, sagt er und ergänzt: „Nichts ist schlimmer, als wenn ihr jetzt, in Eurem Alter die Zeit nicht nutzt, etwas zu lernen. Als A-Junior ist es meistens zu spät.“ Alle laufen zurück zum Ausgangspunkt und dribbeln jetzt mit beiden Beinen. Der eine schneller, der andere langsamer. Aber das macht nichts. Sie sollen es ja lernen.

Auch Tauschaer da

Mehrere Übungsleiter des SV Lampertswalde schauen sich das Training an. Sie sind die eigentlichen Nutznießer dieses Termins mit dem DFB-Mobil. „Man kann sich im DFB-Net die Übungen erläutern lassen, aber sie live zu sehen, ist natürlich viel besser“, sagt Mario Wolf, der Trainer der hiesigen F-Junioren. Außerdem sind zwei Übungsleiter des LSV Tauscha der Einladung der hiesigen Fußballabteilung gefolgt. „Wenn das DFB-Mobil schon mal in der Nähe ist, kann man es doch miteinander nutzen“, sagt Daniel Kutzner vom SV Lampertswalde. Deutschlandweit gibt es 30 DFB-Mobile, die seit Mai 2009 Fußballvereine besuchen. Ziel ist es, den Nachwuchstrainern, die überwiegend nicht lizenziert sind, praktische Tipps zu geben, heißt es in einer Presseinformation des DFB. Seit dem Start 2009 wurden bereits über 19 000 Veranstaltungen durchgeführt, in denen mehr als 900 000 Menschen, davon knapp 135 000 Trainer und 12 000 Lehrer, erreicht wurden. Die 30 DFB-Mobile sind jeden Tag im Einsatz und kommen direkt zu den Fußballvereinen und den Grundschulen. Jährlich finden rund 3 600 Veranstaltungen statt.

Eine Presseerklärung zitiert DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann: „Es ist schön, zu sehen, dass das DFB-Mobil auch weiterhin so gut bei den Vereinen ankommt, es hat sich als Einstieg in weiterführende Qualifizierungsmaßnahmen absolut bewährt.“

In der Schulturnhalle ertönt wieder Marcel Koltermanns Ruf: „Lagerfeuer!“ Er ist mit dem Einsatz der Nachwuchskicker sehr zufrieden. „Das klappt schon sehr gut“, lobt er sie. Nun sollen sie darauf achten, vor dem Schuss noch mal den Kopf hochzunehmen, um zu sehen, wo der Tormann ist. „Und bloß nicht mit Pike schießen!“, ermahnt er und fragt, warum das verpönt sei. Miriam Dehmel, das einzige Mädchen in der Truppe, kennt die richtige Antwort: weil der Ball in alle Richtungen fliege und nicht in die, wohin man ihn haben will, weiß die Elfjährige, die sogar in der Mädchen-Auswahl des Kreisverbandes Fußball spielt.

Abteilungsleiter Matthias Thieme ist begeistert von dem abwechslungsreichen Training, das mit Staffelspielen zum Warmmachen begann. Auch das sollen sich die Übungsleiter abgucken. Gegenwärtig besitzt der SV Nachwuchsteams von den G- bis zu den D-Junioren. Die spielen alle auf Kleinfeld. Ab den C-Junioren reichen die Spieler leider nicht aus, um eine eigene Großfeld-Elf zu bilden. „Sie spielen mit Gastspielgenehmigung beim Großenhainer FV und im TSV Radeburg“, sagt er. Doch Thieme ist optimistisch: „In zwei Jahren könnte es eine realistische Chance geben, dass wir wieder eine Großfeldmannschaft im Nachwuchsbereich haben.“

Gut für Fairness und Disziplin

Dafür engagieren sich im Verein viele Leute. Auch Betreuer Oliver Kube, der an diesem späten Nachmittag die etatmäßige E-Junioren-Trainerin Daniela Handrich vertritt. „Es geht nicht darum, einen neuen Messi auszubilden“, sagt er. Die Kinder würden beim Fußball lernen, was Teamfähigkeit, Fairness, Disziplin, Koordination und gesunde Ernährung bewirken können. Auch sein Sohn Collin ist mit von der Partie. Der Achtjährige gibt wie seine Freunde alles und hat sichtlich Spaß dabei. „Gut, dass das Training so anspruchsvoll ist“, sagt der Vater. „Die Kinder sind abends bestimmt knülle.“ – Und wieder ruft Marcel Koltermann: „Lagerfeuer!“