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Doppelpack entwickelte sich zur Zugnummer

Die Wumag AG hat in Görlitz in den 1930er Jahren zweiteilige Doppelstock-Zwillings-Wagen gebaut – und eine neue Ära begann.

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© Sammlung W. Theurich/Werkfoto

Von Wolfgang Theurich

Görlitz. Anfang der 1930er Jahre gab es bei der privaten Lübeck--Büchener Eisenbahngesellschaft (LBE) Überlegungen, den Personenverkehr auf Schienen zu verbessern. Neue Fahrzeugideen waren gefragt. LBE-Baurat Mauck entwickelte ein Modell. Von diesem ausgehend wurden Verträge zur Konstruktion und zum Bau an die Waggonbaufirma Linke-Hofmann in Breslau und die Waggon- und Maschinenbau AG (Wumag) in Görlitz übergeben. So entstanden zweiteilige Doppelstock-Zwillings-Steuerwagen, und die dafür benötigten neuen Stromlinien-Tenderlokomotiven lieferte die Firma Hentschel in Kassel. Die erste aus Breslau gelieferte Einheit wurde bei der LBE im Mai 1936, die zweite aus Görlitz im Juni 1936 zum Einsatz gebracht. Der Einsatz solcher Doppelstockfahrzeuge wurde zum großen Erfolg. Mehr noch: Damit entstand in Görlitz eine neue Ära beim Bau von Schienenfahrzeugen. Seit 80 Jahren wurden und werden in Görlitz Doppelstockfahrzeuge verschiedener Bauarten für viele Eisenbahnen gebaut. Bedingt durch den Zweiten Weltkrieg gab es zwar eine Unterbrechung, aber bereits 1952 ging es mit dem Bau von Doppelstockfahrzeugen für die Deutsche Reichsbahn weiter. Nun waren es zwei- und vierteilige Doppelstockeinheiten und fünfteilige Doppelstock-Gliederzüge, 1973 folgten vierachsige Doppelstockeinzelwagen. Neben der Lieferung in der DDR wurden Doppelstockfahrzeuge aus Görlitz schnell bei vielen ausländischen Eisenbahnen zu einem festen Qualitätsbegriff.

In der DDR lebte der Doppelstock-Gedanke 1952 wieder auf. 1954 entstand zum Beispiel dieser vierteilige Doppelstockzug.
In der DDR lebte der Doppelstock-Gedanke 1952 wieder auf. 1954 entstand zum Beispiel dieser vierteilige Doppelstockzug. © Sammlung W. Theurich/Werkfoto

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands begann nach dem Auslaufen des Baues der vierachsigen Doppelstockwagen zunächst ab 1992 der Bau neuer Doppelstock-Steuerwagen als letzte Serie für die Reichsbahn und ab 1993 der Bau von vierachsigen Doppelstockwagen in unterschiedlichen Bauarten für die Deutsche Bundesbahn. Ab 1994 lieferte Görlitz dann Doppelstockfahrzeuge an die neu gegründete Deutsche Bahn AG (DB), die heute zum größten Betreiber Görlitzer Doppelstockfahrzeuge gehört. 2001 wurden auch wieder Doppelstockwagen ins Ausland geliefert, nämlich an die Israelische Staatsbahn und später auch an andere ausländische Bahnen.

Ab 2003 begann die Lieferung an die deutsche Privatbahn „metronom“ in Niedersachsen, 2010 an die Vogtlandbahn und auch an die polnische Privatbahn „Koleje Mazowiekie“. Konstruiert und gebaut wurden und werden neue Doppelstockwagen für die Deutsche Bahn im Fernverkehr und die Schweizerische Bundesbahn SBB. Die Deutsche Bahn setzt diese neuen Fahrzeuge als IC-Züge zwischen Leipzig und Emden sowie nach Norddeich ein.