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Dominator auf zwei Rädern

Der Nossener Felix Liebe feiert bei Straßenmotorrad-Rennen einen Erfolg nach dem anderen. Die Maschinen dafür baut er in der eigenen Werkstatt.

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Von Marcus Herrmann

Nossen. Rennen zusammen mit dem Papa auf dem Mofa zu gewinnen, reichte irgendwann nicht mehr. Mit 16, 17 Jahren, sagt Felix Liebe, habe er den Deutschen Mofa-Cup zusammen mit Vater Rainer mehrfach geholt. Fünf bis sechs Rennen pro Jahr – immer abwechselnd über insgesamt zwei Stunden – hatten die beiden dafür auf dem Kleinkraftrad absolviert. Meistens erfolgreich. Vor knapp 20 Jahren begann der heute 30-jährige Felix mit Motocross, fuhr an vielen Wochenenden für den Moto-Cross-Club Reinsdorf. Doch weil der Sport immer mehr Zeit beanspruchte und Felix Liebe als junger Mann auch noch anderes erleben wollte, schaltete er im wahrsten Sinne einen Gang zurück. „Es zeigte sich, dass der Aufwand irgendwann nicht mehr zum Ertrag passte, deshalb hat Felix erst einmal mit 16 mit Motocross aufgehört“, sagt Vater Rainer.

Felix Liebe hatte in der letzten Saison der „Simson GP“ häufig Grund zur Freude, dominierte die Serie fast nach Belieben.
Felix Liebe hatte in der letzten Saison der „Simson GP“ häufig Grund zur Freude, dominierte die Serie fast nach Belieben. © privat

Doch nach dem darauffolgenden Mofa-Intermezzo packte Felix Liebe vor ungefähr fünf Jahren wieder die Lust auf etwas mehr Nervenkitzel. Er probiert sich im Straßenrennen mit dem Motorrad aus, merkt schnell, dass ihm das im Blut liegt. Kein Wunder, denn Vater Rainer hatte es zu DDR-Zeiten im Straßenrennen weit gebracht. 1986 wird er mit seiner 50-Kubik-Maschine sogar Deutscher Meister in der Lizenzklasse. Mehrfach wird der 61-Jährige zudem Vize-Meister. Auch heute begleitet er seinen Sohn zu Wettkämpfen, fährt selbst noch Rennen mit Oldtimern oder auf dem Mofa.

Als Felix 2011 beginnt, Straßenrennen für den Verein „Simson GP“ zu fahren, wird schnell klar, dass er das Talent des Vaters vererbt bekommen hat. In vier Klassen lässt der sich selbst organisierende Verein seine Fahrer starten – 50 und 85 Kubikzentimeter auf Simson-Maschinen sowie 50 und 85 Kubik auf einem frei wählbaren Motorrad. Auch Doppelstarts mit beiden Maschinen und in beiden Klassen sind möglich. Felix Liebe beherrscht sie alle, fährt bei den Wertungsrennen in Sachsen, Thüringen, Tschechien oder Polen teilweise alle Maschinen durch. „Neben der Simson ist das meistens eine KTM“, erzählt der Rennfahrer. In der vergangenen Saison wird er an sechs Renntagen einmal Zweiter, lässt sonst die Konkurrenz jedes Mal hinter sich. Die Motorräder, mit denen er mit bis zu 120 Kilometern pro Stunde über die Kartbahnen saust, präpariert er mit seinem Vater selbst in der eigenen Werkstatt am Nossener Augustusberg. Das nötige handwerkliche Geschick lerne man mit der Zeit. „Es kommt von ganz alleine, wenn man eine Leidenschaft für Motorsport hat“, sagt Rainer Liebe. Begünstigend hinzu kommt, dass er und sein Filius auch hauptberuflich handwerklich gefordert werden.

An der Fabrikstraße in Nossen befindet sich die Liebe Heizung und Bad GmbH. Das Fachgeschäft für Sanitär, Solar und Service ist heute vielen Nossenern bekannt. Als Geschäftsführer ist 20 Jahre lang Rainer Liebe zuständig, inzwischen ist auch hier sein Sohn in seine Fußstapfen getreten. Dessen Mutter Marita ist ebenfalls im Familienbetrieb angestellt. Im Büro hängen unzählige Bilder von Motorrädern jeglicher Art und Urkunden, die von den Rennerfolgen von Vater und Sohn zeugen. Jetzt im Winter sind beide vor allem am Tüfteln.

Schließlich kann bei Schnee draußen nicht gefahren, dafür muss die nächste Saison schon wieder akribisch geplant werden. „Wir probieren in der Werkstatt viel aus, versuchen die Motorräder so gut wie möglich zu perfektionieren“, erzählt Rainer Liebe. Um ein Motorrad völlig neu zu bauen, seien weit über 1 000 Stunden Arbeit nötig.

Sohn Felix möchte die in den letzten drei Jahre erreichte Dominanz in dieser Saison gerne ausbauen. „Das ist das klare Ziel“, sagt er mit Blick auf die im April startende Rennserie der Simson GP. Bis Ende September wird es wieder über 20 Einzelrennen an sechs Wettkampftagen geben. Wenn man siegreich ist, gibt es mal kleinere Sachpreise, natürlich Pokale. Reich wird man damit nicht, sagt der Seriensieger. Und darum ginge es auch nicht. Im Mittelpunkt stehe der Spaß. Und den habe er immer – auch weil schwere Stürze in seinem Sport eher selten sind. Die Gefahr halte sich in Grenzen.

Ob Felix Liebe 2017 wieder alle Rennen auf einer Simson oder seiner KTM absolviert, ist nicht sicher. Denn er schielt schon auf die nächste Herausforderung. Und die heißt Motocross. „Hier würde ich zwar wieder bei Null anfangen. Aber ich will es gerne ausprobieren, dafür in der Simson-Serie etwas ruhiger treten“, erklärt Liebe. Beim Auftaktrennen in Görlitz Mitte April könnte er durchaus dabei sein. Das Schöne an den Vereinsrennen des Simson GP sei, dass jeder ohne Voranmeldung mitmachen kann und die Startgebühr bei nur 30 Euro liegt.

„Und es wird astreiner Motorsport geboten. Das sieht man zum Beispiel an den Slick-Reifen der Maschinen. Mit denen wird auch in der professionellen Moto-3-Klasse gefahren“, sagt Rainer Liebe. Sein Enkel ist übrigens gerade einmal zweieinhalb Jahre alt. Ob er wohl eines Tages auch auf zwei Rädern sein Glück findet? „Schon möglich. Aber man weiß ja nie“, sagt Rainer Liebe und kann sich ein Lachen nicht verkneifen.