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Dolce Vita im Weberhof

Ein Paar aus Pistoia hat das Hotel übernommen und startet im Dezember, wenn bis dahin die Genehmigungen vorliegen.

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© Matthias Weber

Von Mario Heinke

Maria Grazia Ricci und ihr Ehemann Roberto Degli Innocenti legen eine Tagesdecke auf das Doppelbett, denn die Hotelbetten sind noch nicht bezogen, weil in diesen Tagen die Handwerker den Takt im Hotel „Zum Weberhof“ in der Äußeren Weberstraße 46 angeben. In den Fluren und in der Gaststube liegen überall Werkzeuge, Kisten und Kartons. „Es ist noch viel Arbeit“, sagt Frau Ricci und verabschiedet den Mann von der Telekom. „We check this tomorrow“, radebrecht der Monteur und verschwindet durch die Eingangstür. Sein Rückgriff auf das Englische ist gar nicht nötig, denn die neuen Hotelbetreiber sprechen genügend Deutsch, um sich im Alltag verständigen zu können.

Das Paar aus Zittaus Partnerstadt Pistoia lebt bereits seit August in Zittau und möchte im Dezember das Hotel neu eröffnen. Die Malerarbeiten sind abgeschlossen, Brandschutzauflagen erfüllt, die 30 Zimmer mit neuen Flachbildschirmen, Telefonen, Sanitärarmaturen und LED-Leuchten ausgestattet. Das schnelle WLAN funktioniert und seit Donnerstag ist das Hotel auch wieder telefonisch erreichbar.

Zeit für eine Pause. Maria Grazia Ricci befüllt die nagelneue, chromglänzende Espressomaschine aus Italien mit „Mokaflor“ aus Florenz. Der aromatische Duft zieht durch die Gaststube. Auf dem Fußboden liegt eine Schutzfolie, sie schützt eine neu eingesetzte Windrose aus bunten Fliesen, die natürlich auch aus Italien stammen. In der Anfangszeit, wenn der Hotelbetrieb im Dezember angelaufen ist, wollen die Toskaner zunächst die Hotelgäste beköstigen und etwas später den öffentlichen Restaurantbetrieb aufnehmen. Weine aus der Toscana, Pasta, Parmaschinken, toscanische Salami und echter Parmigiano werden zum Angebot gehören. Zittau bekäme wieder einen echten „Italiener“ und etwas „Dolce Vita“, denn der Koch soll aus Italien kommen. So der Plan. Für die Rezeption und den Service sucht das Paar noch Mitarbeiter.

Im Mai besuchten die Hoteliers die Stadt Zittau zum ersten Mal, nachdem sie sich zuvor Görlitz angeschaut hatten. Freunde aus Pistoia empfahlen ihnen die Region. Die Toscaner waren sofort von der Oberlausitz angetan und begannen ein geeignetes Hotel zu suchen, dass sie übernehmen können. „In Görlitz gibt es schon 44 Hotels und Pensionen“, sagt Herr Degli Innocenti, deshalb haben sich beide für Zittau entschieden. „Die Leute in Zittau sind sehr freundlich zu uns“, beschreibt Frau Ricci die ersten Erfahrungen. Sie kennt inzwischen die lange und leidige Geschichte des Weberhofs, der zunächst amtlich gesperrt, nie richtig in Fahrt kam, Verhandlungsgegenstand in Schadensersatzprozessen war und die meiste Zeit leer stand. Davon lässt sie sich nicht beeindrucken und sagt mit warmer, herzlicher Stimme: „Jetzt beginnt eine gute Zeit, wir sind glücklich, Arbeit ist unser Leben“.

Die Toscaner sind erfahrene Hoteliers, führten acht Jahre lang ein Hotel in Kärnten und sammelten zuvor in London und anderen Orten der Welt Erfahrungen im Gewerbe. Ein Hotel in Italien zu führen, komme für sie nicht infrage, weil alles viel zu teuer sei. Wasser ist dreimal teurer, auch der Strompreis sei höher als in Deutschland und die Steuern für kleine Unternehmer exorbitant, erzählt Herr Degli Innocenti und resümiert: „Italien ist nur für Touristen gut.“ Das Paar hält den Weberhof für gut gelegen und die 60 Betten in den Ein-, Zwei- und Dreibettzimmern erlauben es, dass ein ganzer Bus mit Touristen beherbergt werden kann. Bustouristen aus Italien und ganz Europa gehören so zweifellos zur Zielgruppe, verrät der Hotelier. Bis zur Eröffnung sollten alle Genehmigungen der Behörden vorliegen, hofft Rechtsanwalt Torsten Mengel. Er kennt die Bearbeitungsdauer in Ämtern und hilft den Italienern durch den deutschen Behördendschungel. Mengel ist optimistisch, denn der Oberbürgermeister habe „alle erdenkliche Hilfe“ zugesagt, sagt er.