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Dohnaer Straße soll sicherer werden

Jede Kreuzung an der Magistrale ist ein Unfallschwerpunkt. Die Grünen fordern mehr Geschwindigkeitskontrollen.

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© Christian Juppe

Von Nora Domschke

Sie ist eine der meistgenutzten Straßen im Stadtgebiet: Mehr als 36 000 Autos sind täglich auf der Dohnaer Straße im Dresdner Süden unterwegs. Weil die Verbindung vierspurig ausgebaut ist, hält sich dort längst nicht jeder Autofahrer an das vorgeschriebene Tempo 50. Dass es dabei vor allem an den Kreuzungen immer wieder zu brenzligen Situationen zwischen Pkw, Fußgängern und Radfahrern kommt, weiß Julia Günther aus eigener Erfahrung.

Die 38-jährige Leubnitzerin muss die Magistrale täglich auf dem Weg zur Arbeit an der Kreuzung zur Wilhelm-Franke-Straße überqueren. „Die Situation ist sehr unübersichtlich“, sagt Günther, die für die Grünen im Prohliser Ortsbeirat sitzt. Besonders gefährlich sei es, wenn Autofahrer abbiegen, etwa von der Teplitzer in die Wilhelm-Franke-Straße oder aus nördlicher Richtung kommend auf die Dohnaer Straße. „Dabei wird oft übersehen, dass die Fußgänger Grün haben.“ Größtes Problem auch hier: Viele Autofahrer halten sich nicht an die Geschwindigkeit und fahren viel zu schnell, sagt Julia Günther. Dann helfe auch keine Vollbremsung mehr.

Das bestätigt auch die Unfallkommission der Stadt: Demnach ist jede Kreuzung auf der Dohnaer Straße im Abschnitt zwischen der Wilhelm-Franke-Straße in Leubnitz und der Michaelisstraße am Nickerner Kaufpark eine sogenannte Unfallhäufungsstelle. Vor allem Radfahrer sind gefährdet: An zwei Kreuzungen gab es im Zeitraum 2012 bis 2014 jeweils fünf Unfälle, bei denen Radler verletzt wurden.

Allein 15 Unfälle gab es in den vergangenen drei Jahren an der Kreuzung von Dohnaer und Michaelisstraße. An acht davon waren Fußgänger beteiligt. So auch am 26. November: Nach dem Zusammenstoß mit einem Pkw, der stadtauswärts unterwegs war, starb dort eine 80-jährige Fußgängerin. Bislang ist die genaue Ursache noch ungeklärt, teilt Polizeisprecherin Jana Ulbricht auf SZ-Nachfrage mit. Dazu wird derzeit noch ermittelt. Dresdens Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontaine (Grüne) geht davon aus, dass sich auch die Unfallkommission in einer der kommenden Sitzungen damit befasst.

Die Gesamtzahl der Unfälle auf einer derart stark befahrenen Straße ist aus Sicht der Polizei allerdings nicht alarmierend hoch. „Im Dresdner Stadtgebiet gibt es mehr als 300 Unfallhäufungsstellen“, erklärt Ulbricht. Weil die Dohnaer Straße mit separaten Geh- und Radwegen sowie Ampelanlagen technisch gut ausgestattet ist, liege die Magistrale nicht im Fokus der Polizeikontrollen. Gerade einmal eine Geschwindigkeitskontrolle hat die Dresdner Verkehrspolizei in diesem Jahr an der Magistrale durchgeführt.

Dabei wurden mehr als 1 500 Fahrzeuge erfasst – 35 Autofahrer hielten sich nicht an das vorgeschriebene Tempo 50. Von ihnen kamen 31 mit einem Verwarngeld davon, weil sie maximal 20 Kilometer pro Stunde zu schnell waren. Vier Fahrer lagen darüber, mussten ein Bußgeld zahlen und kassierten mindestens einen Punkt. „Für Raser droht sogar ein Fahrverbot“, sagt Jana Ulbricht. Ihr Fazit: Unter 1 500 kontrollierten Autofahrern 35 Temposünder – das liege im normalen Bereich. Wie groß die Zahl der Raser auf der Dohnaer Straße tatsächlich ist, belegen indes die Zahlen der beiden fest installierten Blitzer in Höhe der Fritz-Meinhardt-Straße. Die Stationen werden von der Stadt betrieben und brachten dem Rathaus allein im Jahr 2014 Einnahmen in Höhe von fast 157 000 Euro. Geblitzt wurden insgesamt rund 6 300 Fahrer. In diesem Jahr lösten die Kameras bislang in beiden Richtungen zusammen etwa 5 800-mal aus. Das sind zwar weniger Verstöße als im vergangenen Jahr. Dennoch wird deutlich, dass die Zahl der Raser immer noch sehr hoch ist. Wer zu schnell fährt, verliert schnell den Überblick.

Deshalb fordert Ortsbeirätin Julia Günther zusätzliche Geschwindigkeits- und Verkehrskontrollen an der Dohnaer Straße. Als zweifache Mutter wünscht sie sich, dass Fußgänger und Radler künftig noch sicherer an der Magistrale unterwegs sein können. „Aus Gesprächen mit anderen Eltern weiß ich, dass die Sorgen groß sind, wenn die Kinder auf dem Schulweg über die Dohnaer Straße gehen müssen.“ Viele bläuen ihrem Nachwuchs ein, dass ein Blick nach links und rechts wichtig ist – auch, wenn die Ampel Grün zeigt. Günther weiß aber auch, dass das Sicherheitsproblem technisch nicht zu lösen ist. „Deshalb muss es mehr Polizeikontrollen geben, bei denen die Autofahrer sensibilisiert werden.“ Im Gegenzug müsse auch die Verkehrsschulung für Kinder – etwa an Kitas und Schulen – noch intensiver werden.

Polizeisprecherin Jana Ulbricht räumt ein, dass es auch das Ziel der Polizei sei, mehr Kontrollen auf Dresdner Straßen durchzuführen, bei denen die Raser sofort aus dem Verkehr gezogen und auf ihr Vergehen hingewiesen werden können. „Dazu brauchen wir allerdings mehr Personal.“ Mehr Kontrollen durch Polizei und Ordnungsamt wünscht sich auch Schmidt-Lamontaine. Denn das Abbiegeverhalten von Autofahrern gegenüber Fußgängern und Radfahrern, die Vorrang haben, könne mit verkehrsrechtlichen Maßnahmen nicht gesteuert werden.