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Dohna erwacht in der Hofnacht

Zum zweiten Mal zeigt sich der Dohnaer Markt von seiner lebendigen Seite. Überraschend, musikalisch und kulinarisch.

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© Marko Förster

Von Heike Sabel

Dohna. Am Tag wirkt der Markt in Dohna immer etwas verschlafen. Vom Leben in den Häusern bekommt man kaum etwas mit und auch die Höfe sind meist verschlossen. Wenn sie sich öffnen, dann ist der Blick hinein voller Überraschungen. Es ist die Dohnaer „Hinterwelt“, die am Freitag zur zweiten Hofnacht einlädt und ein ganz anderes Dohna zeigt.

Die ersten Gäste und letzten Läufer des Müglitztallaufes teilen sich den Markt. Die Besucher strömen von allen Zugangsstraßen auf den Platz. Viele sind ohne Auto gekommen, weil sie etwas trinken wollen und weil das mit dem Parken bei solchen Veranstaltungen immer so eine Frage ist. Die Quark- und Fettschnitten im Kirchhof werden alle gezählt. Mit einem dicken grünen Filzstift wird die Strichliste geführt. Schon gegen 21 Uhr muss Nachschub geordert werden. Da gehen die ersten 150 zur Neige. Süßes gibt es auf Hoppes Hof, da werden Waffeln gebacken und alkoholfreie Drinks gemixt. Bei Hoppes ist die ganze Familie im Einsatz. Vater Andreas Hoppe steht, die Arme auf dem Aufsteller, und freut sich. Seine Tochter Maren nicht so, sie sagt: Du verdeckst ja die Getränkekarte. Über die Bänke sind Decken geschlagen, ein Brunnen plätschert. Es ist gemütlich und später, als „Wanted Man“ spielt, auch ganz schön eng. Steak, Kesselgulasch, Empanadas – gefüllte Teigtaschen –, Bier, Wein: Es gibt alles. Sogar selbst gedruckte Bücher für die Jüngsten in der Druckerei, um die sich nun eine Gruppe des Kulturvereins kümmert. Die Mitglieder kommen ganz schön ins Schwitzen, wegen der Temperaturen und wegen des großen Interesses, nicht nur das der Kinder.

Dohna braucht das

Der Heidenauer Lutz Funke – sonst gemeinsam mit Lars Nachtigall das Duo Birdhouse – ist diesmal als Gast und ganz privat unterwegs. In der Menge auch viele Sportler, die zuvor beim Müglitztallauf starteten. Hauptamtsleiter Tilo Werner ist diesmal die 7,5 Kilometer gelaufen. Danach sagt er: „Jetzt gehe ich mal meine Höfe angucken.“ Für ihn ist so eine Veranstaltung auch Wirtschafts- und Vereinsförderung, weil alle die Gelegenheit haben, sich zu präsentieren und etwas zu erwirtschaften. Auch sein Chef, Bürgermeister Ralf Müller (CDU), ist zufrieden. Er erblickt die liebevoll garnierte Quarkschnitte und weiß sofort, dass sie aus dem Kirchhof stammt. Er scheint die Speisekarte der Hofnacht zu kennen.

Im Hof des Kulturvereins geben die Dohnaer Rittersleute ihre Ast-am-Baum-Geschichte zum Besten. Sie sind umringt und werden bejubelt. Im kleinen Hof des Museums hängt der Heidenauer Wolfgang Stemper sein Plakat „Hier spielt der Wolfgang“ auf. Gleich geht es los. Im Markt 17 freut sich Annika Frerichs, dass sie es trotz vier Stunden Autofahrt noch pünktlich von Würzburg nach Dohna geschafft hat.

Dohna braucht das, sagt Petra Kadner, die in eine dunkelrote Rokoko-Robe gekleidet zusammen mit ihrem kleidungstechnisch ebenfalls über 200 Jahre älter gemachten Mann und zwei weiteren Frauen durch die Höfe wandelt. Für sie stellt ihre Heimatstadt ihr Licht immer noch zu sehr unter den Scheffel. In den schweren Roben schwitzen die Vier, aber voriges Jahr zum Stadtfest war es schlimmer, sagen sie.

Das tut Dohna gut, meinen viele an diesem Freitagabend – Dohnaer und Gäste. Eine Dohnaerin hofft, dass diese Hofnacht nachwirkt und die Stadt erwacht. Nicht erst zur nächsten Hofnacht wieder.