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Eine Stadt zum Anfassen

Der Lions Club sammelt Geld für ein Stadtmodell aus Bronze. Das ist nicht nur für sehende Menschen interessant.

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© Egbert Broerken

Von Jens Hoyer

Döbeln. Egbert Broerken hat in seinem Leben schon 140 Städte in Bronze gießen lassen. Der Künstler mit der weißen Mähne und dem buschigen Schnauzer, der in einem Wasserschloss bei Soest in Nordrhein-Westfalen lebt, soll jetzt auch die Stadt Döbeln ausformen. Der Lions Club will den Döbelnern ein Modell der Muldeninsel zum Betrachten und Betasten schenken.

Die Idee sei bei einem Besuch in Unna entstanden, sagte Reinhard Zerge bei einer Sitzung der Lions, zu der der Künstler eingeladen war. In der Döbelner Partnerstadt steht so ein Bronzemodell, das Unna in seinen mittelalterlichen Grenzen zeigt. Beim Döbelner Baudezernenten Thomas Hanns lief Zerge mit der Idee offenen Türen ein. Jetzt will der Lions Club an die Geldbeschaffung gehen. Zerge nannte die Summe von etwa 40 000 Euro. „Das können wir alleine nicht stemmen. Wir wollen Sponsoren aus der Region gewinnen.“ Auch die Einnahmen des Benefizkonzerts am 7. Mai in der Nicolaikirche sollen der Umsetzung dieser Idee dienen.

Die Lions haben noch ein paar Monate Zeit, das Geld einzusammeln. Wie Egbert Broerken sagte, braucht es für die Gestaltung des Reliefs und den Abguss etwa ein Jahr. Über einen möglichen Standort müssen sich Lions und Stadt noch einigen. Das fest installierte Relief darf die Nutzung der Straßen und Plätze nicht einschränken, sagte Baudezernent Thomas Hanns. Im Gespräch ist der hintere Teil des Obermarktes, wo jetzt schon einige Steinblöcke liegen. Allerdings gibt es dort wenig Platz für das Modell, sagte Hanns. „Da muss man auch mal eine Busladung Touristen unterbringen.“ Er hält die kleine Parkanlage an der Ritterstraße zwischen Staupitzsteg und Rathaus für den besseren Standort. Von dort seien auch die Türme der Stadt zu sehen. „An so einem Modell kann man sich sehr schnell orientieren“, so Hanns. Auch Kindern können man daran sehr leicht die Stadt erklären.

Beim Benefizkonzert gibt es Barockmusik

Zum siebten Mal laden der Lions Club und die evangelische Kirchgemeinde zu einem Benefizkonzert mit hochkarätiger künstlerischer Besetzung in der Döbelner Nicolaikirche ein. Am 7. Mai wird das Ensemble Musica Ibrida Musik für Trompete, Fagott und Orgel aus dem Barock unter anderem von Bach, Händel und Fasch spielen. Björn Kadenbach (Trompete), Robert-Christian Schuster (Fagott) und Giljin Kirchhefer-Cho (Orgel) gehören der Staatskapelle und der Philharmonie Dresden an. Zu hören sind Rondeau, Rigaudon I, II, Gavotte, Menuett I, II von Joseph Bodin de Boismortier, das Concerto in D-Dur nach Vivaldi von Johann Sebastian Bach, die Sonate in C-Dur für Fagott und Basso Continuo von Johann Friedrich Fasch, das Concerto für Trompete in D-Dur von Heinrich Stölzel und eine Suite aus der Wassermusik von Georg Friedrich Händel.

Benefizkonzert, Sonntag, 7. Mai, 17 Uhr, Nicolaikirche Döbeln. Eintritt auf Spendenbasis mindestens 7 Euro.

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Die Ursprungsidee für Broerkens Stadtmodelle ist aber eine andere. Der Künstler will Orte und Bauwerke für Blinde ertastbar machen. Außer in normaler Schrift gibt es die Infos auch in Brailleschrift für Blinde. Das Stadtrelief zeigt viele Einzelheiten. Es sei die einzige Möglichkeit, Größenverhältnisse etwa von Kirchen für Blinde erfassbar darzustellen. Broerken baut die Stadt mit einem Plastikmaterial maßstabsgetreu nach. Mit diesem Modell wird die Gussform gefertigt. Durch das sogenannte Wachsausschmelzverfahren lassen sich in der Bronze auch kleinste Einzelheiten wiedergeben. Für Döbeln schlägt der Künstler den Maßstab 1:550 vor. Die Muldeninsel in Bronze wäre dann etwa 1,70 Meter lang und rund 80 Zentimeter breit.