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Döbeln will das Rittergut kaufen

Das Areal ist wichtig für die Entwicklung von Ziegra. Ein großer Vorteil: Es kostet kaum etwas.

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© André Braun

Von Jens Hoyer

Döbeln. In den vergangenen Monaten hatte die Stadt Döbeln einige ihrer Altimmobilien losschlagen können. Nun geht es wieder anders herum. Am Donnerstag soll der Stadtrat über den Kauf eines Objekts entscheiden, das etwa 200 Jahre alt ist und unter Denkmalschutz steht: das Herrenhaus des Ritterguts in Ziegra und sechs andere Grundstücke im Gutsareal.

Der Kaufpreis beträgt für alle zusammen nur sieben Euro. Und das kam so: Thomas Schmidt, der Eigentümer, war vor vier Jahren gestorben. Seine Verwandtschaft hatte das Erbe ausgeschlagen. Damit ging der Besitz an das Land Baden-Württemberg. Versuche, die Grundstücke zu Geld zu machen, waren gescheitert. Die Stadt Döbeln bekam von Baden-Württemberg das Angebot, die Grundstücke für jeweils einen symbolischen Euro zu übernehmen. Eines, das man nicht ausschlagen will, weil es Möglichkeiten bietet, Entwicklungen in diesem Bereich des Dorfes anzustoßen.

„Das muss man insgesamt betrachten. Es gibt dort ein historisches Gebäude, das erhaltenswert ist, nebenan den Park, den Spielplatz und in der Nähe das Baugebiet Schrebergärten, das schon vor vielen Jahren ausgewiesen wurde, für das wir aber noch keinen Bauträger gefunden haben“, sagte Ortsvorsteherin Helga Busch. Fürs Wohnen bietet sich Ziegra an. Die Landschaft ist schön, die Anbindung gut, und auch eine zentrale Kläranlage ist mittlerweile vorhanden.

Was nach dem möglichen Kauf mit den Grundstücken passiert, dazu hat man bei der Verwaltung noch keinen abschließenden Plan. Fest steht: Das Gutshaus, das unter Denkmalschutz steht, soll erhalten bleiben. „Wir sind mit einem Architekten im Gespräch. Aus dem Herrenhaus kann man etwas machen“, sagte Jürgen Aurich, zuständig für die Liegenschaften der Stadt. Mit der Denkmalschutzbehörde sei außerdem abgesprochen, dass der Charakter des Ritterguts als Vierseithof erhalten und durch Neubauten ergänzt werden soll.

Mehrere der ehemaligen Gutsgebäude sind in Privatbesitz. Die Stadt kauft neben dem Gutshaus ein ebenfalls unbewohntes Haus mit eingefallener Scheune, ein paar alte Schuppen und einen kleinen Teil des Parks. Außerdem gehört ein größeres Stück Grünland an den beiden Teichen zu dem Paket.

Die zuständige Landesbehörde in Baden-Württemberg hat schon Vorarbeit geleistet und mit den Gläubigerbanken verhandelt, die im Grundbuch eingetragen sind. Die Banken wollen die Grundschulden löschen lassen. Bis zu einer Weiterverwendung der Grundstücke rechnet die Stadt mit etwa 1000 Euro Kosten pro Jahr, um Sicherungsmaßnahmen an den Immobilien vorzunehmen. Für die Entwicklung des Areals, Sanierungs- und Erschließungsarbeiten und Planungskosten sollen Investoren gesucht und Förderprogramme genutzt werden.