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Döbeln hat noch eine große Klappe

Die Arbeiten am Schloßbergwehr gehen langsam dem Ende entgehen. Im Sommer die nächste Baustelle aufgemacht.

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© Dietmar Thomas

Von Jens Hoyer

Döbeln. Das Schloßbergwehr ist fast komplett. Am Dienstag hat ein mächtiger Kran die zweite der beiden Wehrklappen in das Bauwerk behoben. Langsam schwebte das rund 20 Meter lange und rund 28 Tonnen schwere Ungetüm aus geschweißtem Stahl in die Baugrube des Verteilerwehrs. Viel Platz blieb da nicht. Nur wenige Zentimeter groß sind die Toleranzen von Betonkörper und Klappe, damit am Ende auch wirklich alles dicht wird, erklärte Thomas Zechendorf, Projektleiter bei der Talsperrenmeisterei in Rötha. „Wir hatten Glück. Es hat kein Wind geweht.“

In der Nacht war die Wehrklappe mit einem Spezialfahrzeug über die A 14 und die schmalen Döbelner Straßen herangeschafft worden. Sie war, wie schon die erste, beim Stahlwasserbau Beeskow gefertigt worden. „Erst am Ende sieht man, ob alles passt. Aber bei der ersten Wehrklappe hat es ja auch gut funktioniert“, sagte Robert Jurisch, Projektleiter der Herstellerfirma. Acht mächtige Stahlbolzen halten die Klappe an Ort und Stelle. Die ist mit Präzision gefertigt. Die Bohrungen für die Bolzen werden mit dem Laser vermessen. „Bei der Länge biegt sich aber immer was durch“, meint der Projektleiter. Die letzten Justagen erfolgen deshalb an den Lagerkonsolen vor Ort. Geöffnet und verschlossen wird die Stahlklappe später von zwei mächtigen Elektrohubzylindern, die schon am Vortag angeliefert wurden. Für den Maschinisten auf dem Kran war das Prozedere reine Routine und nicht sonderlich aufregend. „So was machen wir mal zwischendurch. Gestern hatte ich in Hamburg 250 Tonnen am Haken“, meinte er.

Nach einer halben Stunde war die Klappe an Ort und Stelle. Ein Wimpernschlag im Vergleich zu dem, was noch bevorsteht. Die Arbeiten am ersten Bauabschnitt der Flutmulde werden in vier bis sechs Wochen abgeschlossen sein. Am Wehr wird voraussichtlich noch bis Mai oder Juni gebaut. Geplant sei auch noch, den angekratzten Felsen des Schloßberges durch eine Betonmauer abzufangen, sagte Thomas Zechendorf von der LTV. In der Nähe des Wehres ist auch schon ein kleines Häuschen gebaut worden, in dem die Mess- und Steueranlage eingebaut wird. Die erste der Wehrklappen ist derzeit schon über eine provisorische Steuerung einsatzbereit. Sie war bei einem kleineren Hochwasser schon einmal abgesenkt worden, um den nördlichen Muldenarm zu entlasten.

Es geht Schlag auf Schlag

Wenn der Ausbau der Flutmulde in einigen Jahren abgeschlossen ist, bringt das schon einmal deutlich mehr Sicherheit vor Hochwasser für die Innenstadt, sagte Zechendorf. „Wir können dann im nördlichen Muldenarm ziemlich lange 33 Kubikmeter pro Sekunde halten.“ Bei diesem Durchflusswert beginnen sich die Wehrklappen zur Flutmulde zu öffnen. Zum Vergleich: Am Dienstag sind rund zehn Kubikmeter pro Sekunde in Döbeln in der Mulde gemessen worden, was etwa dem normalen Durchschnitt entspricht. Der Mittlere Hochwasserabfluss liegt in Döbeln bei rund 160 Kubikmeter pro Sekunde.

Der Ausbau der Flutmulde wird jetzt schnell vorangetrieben. Am 1. Juni soll mit dem nächsten Bauabschnitt zwischen Niederbrücke und Bahnhofstraße begonnen werden. Er hat etwa die gleichen Ausmaße wie der erste Abschnitt. „Wir müssen aber nicht so viel Erdreich wegnehmen“, so Zechendorf. Die Kosten betragen vier bis fünf Millionen Euro. Bauzeit ist bis Frühjahr 2017. Danach könnte es gleich mit der Brücke Straße des Friedens weitergehen. Vor ein paar Tagen hatte die Landestalsperrenverwaltung die Planung für das Bauwerk ausgeschrieben. Möglicherweise wird aber der Bauabschnitt an der Flutmulde zwischen Straße des Friedens und Niederbrücke vorher begonnen, so Zechendorf. Parallel dazu soll auch der vierte Abschnitt von der Bahnhofstraße bis zum Steigerhausplatz verbreitert werden. „Wir kommen uns bei diesen zwei Bauabschnitten nicht ins Gehege“, so der Projektleiter.

2018 oder 2019 wäre damit der Ausbau der Flutmulde beendet. Für das gesamte Hochwassersystem in Döbeln, insgesamt 7,5 Kilometer Mauern und Deiche, hat die Landestalsperrenverwaltung das Bauende 2022 angepeilt. „Es gibt bisher keinen Grund, an diesem Termin zu rütteln“, sagte Zechendorf. Wenn der Ring um die Innenstadt geschlossen sei, werde der Aufwand in Richtung Klostergärten und Sörmitz geringer. „Das geht dann Schlag auf Schlag“, so Zechendorf.