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Döbeln hat noch große Freifunklöcher

Freie WLAN-Hotspots sind in Döbeln noch dünn gesät. Andere Städte können das besser.

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© Dietmar Thomas

Von Jens Hoyer

Döbeln. Der Verein Freifunk Mittelsachsen hat eine Karte auf seiner Internetseite, die Bände spricht. Waldheim ist ein blauer Tupfenteppich. Jeder der Kreise steht für einen aktiven Knotenpunkt, über den man mit einem Smartphone oder tragbaren Computer kostenlos Zugang zum Internet hat. Döbeln als weit größere Stadt wirkt dagegen geradezu jungfräulich. Freies Internet ist hier eine rare Sache.

Wer sucht, der findet aber. Ein paar Stellen gibt es, wo vor allem Geschäftsleute den freien Zugang zum Internet anbieten. Vor dem Friseursalon von Grit Neumann an der Stadthausstraße funktioniert es. Drüben am Rathaus ist das Signal zwar schon ziemlich schwach, aber die Homepage des Döbelner Anzeigers lässt sich noch flott auf den Bildschirm des Tablets holen. Auch auf dem Obermarkt sollte es gehen. Kaffee Batavia an der Rathauspassage hat einen Freifunk-Router installiert. Aber – wo ist das Netz? Die Ursache ist schnell gefunden: „Mein Mann schaltet manchmal ab“, sagt Eva Sihombing, als sie das Gerät anschaltet, und damit nicht nur den Laden, sondern auch ein Stück des öffentlichen Raumes auf dem Obermarkt ins Internetzeitalter holt. „Wir haben das seit dem Sommer. Bei den Kunden funktioniert es gut. Es müssten nur ein paar mehr Leute mitmachen. Für uns ist das eine Selbstverständlichkeit. In anderen Ländern ist der freie Internetzugang normal“, sagt sie.

In Döbeln gibt es riesige Lücken im Netz. Erst auf dem Niedermarkt wird wieder gefunkt. Der SPD-Landtagsabgeordnete Hennig Homann bedient den Raum um den Stiefelbrunnen. Auch weiter vorn an der Bahnhofstraße müsste es klappen. Aber, auch hier kein Netz. „Wir haben den Router an der Nachtschaltuhr hängen. Da müssen wir uns mal etwas anderes einfallen lassen“, meint Augenoptiker Sebastian Kühne fast schon entschuldigend, als er das Gerät umstöpselt und hochfährt. Für Kühne gehört freies Internet einfach dazu. „Wir haben Kundenkinder, die auf der Couch sitzen und mit dem Handy ihres Vaters spielen“, sagt er. 2 000 Kilobit seiner Datenkapazität hat er für den freien Hotspot freigemacht. Ein Router kostet einmalig etwa 25 Euro. Dazu kommen ein paar Euro Stromkosten – es ist nicht teuer, einige Hundert Quadratmeter Döbeln ans Netz zu bringen. Auch die Bar Kimmi Dolly funkt frei, erzählt Kühne. Die haben aber die Wände mit Flaschenverschlüssen dekoriert, die das Netz nach außen abschirmen.

Friseurmeisterin Grit Neumann, die auch Vorsitzende des Stadtwerberings ist, hatte die Freifunktechnik installieren lassen, nachdem Dominic Ernst von Freifunk Mittelsachsen das Projekt im Sommer den Döbelner Händlern vorstellte. Für die Leute, die in der Gruppe mitarbeiten, ist die Freifunkerei Hobby – Geld verdienen sie nicht damit. Für Grit Neumann ist es eine Gelegenheit, die Stadt ein bisschen attraktiver zu machen. „Es ist ein kleiner Baustein, um auf uns aufmerksam zu machen“, meint sie.

Bei der Stadtverwaltung hat man keine Pläne, einen kostenlosen Internetzugang einzurichten, sagte Stadtsprecher Thomas Mettcher. Die Stadtbibliothek bietet zwar seit diesem Jahr einen WLAN-Hotspot an. Allerdings ist dieser Zugang nicht kostenlos. Eine Stunde kosten drei Euro, zehn Minuten 50 Cent, sagte Leiterin Kerstin Kleine. Gezählt werden aber nur die Ladezeiten der Internetseiten, so die Leiterin. Dass der Zugang nicht kostenfrei ist, begründet sie mit der Gebührenordnung der Bibliothek. Zudem sei es eine rechtliche Frage. Da die Bibliothek den Hotspot von einem Anbieter betreiben lässt, ist sie nicht haftbar, wenn Nutzer etwa illegal Filme aus dem Nutz herunterladen.

Beim Verein Treibhaus hatte man damit schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht, als er im Haus der Demokratie auf eigene Kappe freies WLAN zur Verfügung stellte. Dort ist man jetzt vorsichtiger. Den WLAN-Zugang gibt es immer noch, aber über den Anbieter Telekom. Die höheren Kosten übernimmt das Netzwerk „Willkommen in Döbeln“, sagte Christoph Welnitz, IT-Administrator bei Treibhaus. Der Internetzugang wird oft von Flüchtlingen mit Smartphones genutzt. Diese können sich auch von der Bahnhofstraße aus anmelden.

In den Räumen der Sparkasse Döbeln ist der freie Zugang ins Internet seit dem Sommer verfügbar. Dort ist er allerdings auf eine Stunde begrenzt.