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DJ Happy Vibes erhält Europäischen Musik-Preis

Das Stück „German History“ des Kesselsdorfers wurde prämiert. Der Titel enthält auch Originaltöne aus der NS-Zeit – und erntete Kritik.

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Von Stephan Klingbeil

Der Kesselsdorfer DJ Happy Vibes wird dieses Jahr mit dem Europäischen Musikpreis geehrt. Dies gab die Europäische Gesellschaft für Musik (EGFM) in München jetzt bekannt. In der Kategorie „Dance national“ lagen der 45-Jährige und seine Sängerin Jazzmin mit ihrem Beitrag „German History“ vorn. Dabei ließen sie nicht nur die DJane Cassey Doreen aus Dresden hinter sich, sondern unter anderem den weltweit bekannten DJ Alex Christensen. Dessen Projekt Jasper Forks war ebenfalls nominiert gewesen.

„Ich freue mich riesig über diese Auszeichnung“, sagte DJ Happy Vibes alias Andreas Hofmann, der als Unternehmer in Kesselsdorf und als Moderator bei Radio Dresden arbeitet. „In 18 Minuten Länge gibt es dabei einen Crashkurs in deutscher Geschichte vom Kaiserreich bis zur Euro-Krise, nur mit Original-Tondokumenten.“ Mehr als ein Jahr hätten seine Mitarbeiter und er in Archiven gestöbert und recherchiert.

Geschichte zeitgemäß verpackt

„Ich möchte deutsche Geschichte emotional und zeitgemäß verpackt der Jugend näherbringen“, erklärt der staatlich geprüfte Schallplattenunterhalter. Das Lied sei „Geschichtsunterricht mit Gänsehauteffekt“. Das haben nach der Veröffentlichung des Stücks auf seinem ersten deutschsprachigen Album im November 2010 nicht alle so gesehen. Im Gegenteil. Es erntete trotz überwiegend positiver Reaktionen auch deftige Kritik. Laut Hofmann hätte sich einmal ein Anwalt aus Bautzen bei Radio Dresden beschwert, weil in dem nun preisgekrönten Stück Auszüge des Horst-Wessel-Liedes zu hören sind, also aus der Parteihymne der Hitlerpartei NSDAP. Sogar die Landesmedienanstalt sei informiert worden. Die hielten „German History“ aber für unbedenklich, erinnert sich Hofmann. Jenen Anwalt hätte er später noch einmal getroffen. „Er hat mir gesagt, dass er austesten wollte, wie Gerichte in dem Fall entscheiden würden“, so Hofmann.

Ferner habe es einen Vorfall in Freital gegeben. Bei einer Party eines Bekannten sei das Album mit dem umstrittenen Stück gespielt worden. Nachbarn alarmierten damals die Polizei. Die CD wurde eingezogen, sagt Hofmann. Noch immer warte der Bekannte darauf, dass er seine CD zurück bekommt.

Den Kesselsdorfer Künstler stimmt diese Art des Umgangs mit der „Deutschen Geschichte“ nachdenklich. „Erst halten einige Abstand bei dem Thema, und jetzt, wo man den Preis bekommt, gratulieren einem alle“, sagt der Künstler.

Vielleicht liegt es am Renommee des „Sound Awards“ der EGFM, die die europäische Musik im weitesten Sinn fördern will. 2011 ebenfalls ausgezeichnet wurden so zum Beispiel auch Lady Gaga, die Amigos oder Pietro Lombardi, der 2011 bei der Talentshow „Deutschland sucht den Superstar“ gewonnen hat. Verkaufszahlen hätten bei der Entscheidung keine Rolle gespielt. Dieser nicht dotierte Preis sei eine Auszeichnung für Künstler, deren Leistung so gewürdigt werden soll.

Preiswürdig trotz Kritik

Der Preis könnte durchaus für die weitere Vermarktung nützen. „Das gilt auch für gecastete Künstler wie Pietro Lombardi“, erklärt Markus Behr von der EGFM. „Er hat dem Druck standgehalten, und trotz dem Drumherum musste er aber auf der Bühne alleine überzeugen.“

Trotz teilweiser Kritik hielt die Jury den Beitrag aus Kesselsdorf auch für preiswürdig. „Das ist kein Gummibärchen-Pop, sondern es hebt sich ab“, sagt Behr. „Der Titel zeigt, wie man das Thema Geschichte aufarbeiten kann.“ So verpackt habe er das auch noch nicht gehört.