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„Dirty Dancing“ unter freiem Himmel

Am 3. Juni startet der Jugendclub des kleinen Thiendorfer Ortsteils ein Sommerkino-Projekt.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Manfred Müller

Welxande. Als erster Film soll „Dirty Dancing“ über die Kinoleinwand in der Grillecke des Welxander Jugendclubs flimmern. Darüber ist sich die Projektgruppe um Theresa Seifert (18) und Lisa Juhr (18) einig. Vom nächsten Wochenende bis zum Herbst sollen an der Ortrander Straße insgesamt sieben Freiluft-Kinoveranstaltungen über die Bühne gehen. „Es wird für jeden Geschmack etwas dabei sein“, sagt Theresa Seifert, „Romantik, Action, alte DDR-Filme, auch ein Kinderfilm. Ich hoffe, damit können wir viel Publikum anlocken.“

Die Welxanderin, die im Moment eine Ausbildung zur Sozialassistentin absolviert, gehör zur jüngeren Generation der etwa 35 Clubmitglieder. Viele andere, die bisher aktiv mitarbeiteten, gehen bereits auf die 30, haben Familie und nicht mehr so viel Zeit. So wie in dem kleinen Ortsteil von Thiendorf sieht es im Moment in vielen sächsischen Jugendclubs und -gruppen aus. Es gibt einerseits eine verschworene Gemeinschaft von Aktivisten, die das Jugendleben bereits über ein Jahrzehnt organisiert und bestimmt. Auf der anderen Seite stehen die 14- bis 18-Jährigen, die sich wegen des großen Altersunterschieds und unterschiedlicher Interessenlagen in der Truppe oft nicht so richtig wohlfühlen.

„Die Jüngeren müssen ihre eigenen Projekte bekommen und durchziehen“, sagt Matthias Busch. Der Dresdner ist Regionalkoordinator der Aktion „Hoch vom Sofa!“, aus der die Welxander die finanziellen Mittel für ihr Sommerkino beziehen. Knapp 1 400 Euro haben sie bewilligt bekommen, um sich einen Beamer, eine Leinwand, die Soundanlage und diverse Kabel anschaffen zu können.

Die Aktion „Hoch vom Sofa“ wurde von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung zusammen mit dem Sozialministerium des Freistaates ins Leben gerufen, um der Überalterung im Jugend-Freizeitbereich zu begegnen und den Generationswechsel zu unterstützen. Junge Leute aus ganz Sachsen können ihre Konzepte einreichen und dafür Geld beantragen. Jedes Jahr werden von einer Jury, die ebenfalls aus Jugendlichen besteht, 25 Projekte ausgewählt. Im Landkreis Meißen wurden 2017 zwei bewilligt – eins in Riesa und eben Welxande.

„Die Truppe hier war eben schnell und hatte konkrete Vorstellungen“, sagt Matthias Busch. Im Rahmen der Aktivierungskampagne sind bereits viele originelle Ideen verwirklicht worden: kleine Skater-Parks, Amateur-Musikfestivals, Graffiti-Aktionen. Es wurden sogar Baumhäuser gebaut und Kräutergärten angelegt. Etwa ein Drittel der Fördermittel fließt in die Renovierung von Jugendklubs und anderen Räumlichkeiten und in die Ausstattung von Sitzecken und Grillplätzen im Freien. „Fast alle Vorstellungen können irgendwann umgesetzt werden, wenn sich die Jugendlichen richtig dahinter klemmen“, sagt Matthias Busch.

In Welxande haben sich die sieben jüngeren Jugendclub-Mitglieder (fünf Mädchen und zwei Jungs) zunächst mit den Erfahrenen zu einer „Spinnrunde“ zusammengefunden, aus der schließlich das Sommerkino-Projekt hervorging. Unterstützt wird die Sache auch von der Gemeinde, die als Träger des Clubs die Fördergelder überwiesen bekommt. „Nächste Woche müssen wir uns ernsthaft um die Anschaffung der Kinotechnik kümmern, damit es am Pfingstsonnabend wirklich losgehen kann“, sagt Lisa Juhr. Eine sportliche Zeitvorgabe, aber Plakate sind bereits in Arbeit.

Am 3. Juni, zum Einbruch der Dunkelheit, gibt es auf dem Grillplatz dann Freiluftkino. Sollte es regnen, wird die Veranstaltung ins Jugendclub-Gebäude verlegt. Jeder Besucher bekommt eine Clubkarte, die ihn auch für die folgenden Kinoabende interessieren soll. Viermal wird den Besuchern eine Wahlmöglichkeit eingeräumt, etwa zwischen „Fack ju Göhte“ und „Ted“ oder zwischen „Stirb langsam“, „The Fast and the Furious“ und „Speed“. Die letzte Veranstaltung ist für den 14. Oktober geplant. Die Welxander hoffen, dass sie mit ihrem Sommerkino nicht nur die Dorfbewohner anlocken können, sondern auch junge Leute aus den Nachbarorten.