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Dipps und die Parkdecks

Wohnungsgenossenschaft saniert altes Landratsamt und braucht Parkflächen. Dafür gibt es jetzt eine teure Forderung.

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© Frank Baldauf

Von Franz Herz

Dippoldiswalde. Das Parkdeck am Busbahnhof ist für die Dippoldiswalder zum Albtraum geworden. Aber sie wollen den Traum vom Parkdeck weiterträumen, dieses Mal auf dem Parkplatz an der Ecke Bahnhofstraße/ Dr.-Friedrichs-Straße.

Hier hat die Wohnungsgenossenschaft Dippoldiswalde vom Landkreis das frühere Haus 2 des Landratsamtes in Dippoldiswalde gekauft. Das will sie sanieren und dort 21 Wohnungen einrichten, wie Falk Kühn-Meisegeier, der geschäftsführende Vorstand, im Gespräch mit der Sächsischen Zeitung informierte. Dafür braucht sie aber Stellflächen, mindestens eine pro Wohnung, mehr wären besser. Daher hat die Genossenschaft an die Stadt einen Antrag gestellt, dass sie den Parkplatz daneben kaufen will. Früher waren Parkplatz und Amtsgebäude ein Grundstück. Als das Landratsamt ausgezogen war, hat noch der Weißeritzkreis 2008 den Parkplatz vom Gebäude getrennt und der Stadt verkauft.

Diese verpachtet dort jetzt 43 Parkflächen, davon allein 20 an Lehrer der Oberschule, wie Ortsvorsteher René Schlechter (CDU) auf der Sondersitzung des Ortschaftsrates Dippoldiswalde am Montag informierte. Eine Schranke an der Einfahrt regelt die Zufahrt.

Die Sitzung war extra wegen der Entscheidung über den Parkplatzverkauf gleich am ersten Werktag des Jahres einberufen worden. Denn die Stadt kann nicht so einfach eine Fläche an ein Unternehmen verkaufen. Der korrekte Weg sieht vor, dass die Fläche öffentlich ausgeschrieben wird und dann der beste Bieter den Zuschlag erhält. Damit würde der Ortschaftsrat auch mitgehen, aber mit einer Bedingung. „Der Investor muss dort ein mindestens einstöckiges Parkdeck errichten“, sagt Ortsvorsteher René Schlechter. So hat es der Rat schließlich auch mit fünf gegen vier Stimmen beschlossen.

Schlechter stellte zur Begründung seine Sicht der Dinge dar. Erst hat er von einer europaweiten Ausschreibung erzählt und dass Investoren aus Lissabon und sonst woher in Dippoldiswalde den Parkplatz kaufen könnten. Aber dafür gibt es gar keine Grundlage, wie er auf Nachfrage anderer Räte zugab.

Dippoldiswalde braucht Parkplätze

Schlechter erklärte weiter, dass er sich verpflichtet fühle, dass in Dippoldiswalde nicht noch mehr Parkplätze verloren gehen. Wenn mindestens eine Parketage gebaut würde, dann würde das die Zahl der Parkplätze verdoppeln. Also könnten die Mieter im alten Landratsamt Stellplätze bekommen und die bisherigen würden erhalten bleiben. Was das kosten würde? Wer das bezahlen sollte? Diese Fragen hat Mario Fahrland (Freie Wähler) kurz angedeutet. Sie spielten aber in der sonstigen Debatte keine Rolle.

Sie sind aber für die Wohnungsgenossenschaft entscheidend. Denn diese ist der einzige ernsthafte Investor, der sich für das alte Landratsamt nach längerem Leerstand fand. René Schlechter, Inhaber eines Planungsbüros, nannte auf Nachfrage der Sächsischen Zeitung eine Zahl. Ein eingeschossiges Parkdeck wäre für 400 000 Euro zu bauen. Falk Kühn-Meisegeier, der Genossenschaftsgeschäftsführer, geht hingegen von Kosten zwischen 600 000 Euro und einer Million Euro aus. „Wir könnten dort keine Billiglösung hinstellen, direkt an der Schlossmauer. Das muss doch harmonieren“, sagt er.

Aber es kommt ihm ohnehin nicht auf diesen Punkt an. „Wir werden definitiv kein Parkdeck bauen“, sagt er. Er plant bis zu eineinhalb Millionen Euro für die Sanierung des Landratsamtes. Dazu noch einmal eine halb so große Summe für ein Parkdeck auszugeben, würde die Kosten in die Höhe treiben, welche die Mieter der Genossenschaft tragen müssten. Kühn-Meisegeier hat einen Plan B. Er würde den Saalanbau des alten Landratsamtes wegreißen, dort Stellplätze schaffen und eben keine Wohnungen. Das letzte und entscheidende Wort, ob die Dippser tatsächlich an der Forderung nach einem Parkhaus festhalten wollen, hat der Stadtrat. Der Ortschaftsrat hat eine beratende Funktion.