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Dinieren ganz in Weiß

Völlig Unbekannte treffen sich auf der Brühlschen Terrasse zum gemeinsamen Essen und Kennenlernen.

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© Sven Ellger

Von Julia Vollmer

Eine Ausnahme war erlaubt: Beigefarbene Kleidung ging auch. Ansonsten stand der Dresscode beim Diner en blanc fest. Weiß war die Farbe der Wahl beim gemeinsamen Abendessen von komplett Fremden. Weißes Outfit, weiße Tischdecken und Möbel brachten die rund 50 Gäste am Mittwochabend auf die Brühlsche Terrasse mit.

Ein Abend in Weiß

Katrin Göttlich (l.) und Kathrin Nietzsche genossen den Abend beim White Dinner auf der Brühlschen Terrasse bei einem wunderbaren Sonnenuntergang.
Katrin Göttlich (l.) und Kathrin Nietzsche genossen den Abend beim White Dinner auf der Brühlschen Terrasse bei einem wunderbaren Sonnenuntergang.

„Wir wollten einfach mal was Neues ausprobieren, als immer nur ins Restaurant essen zu gehen“, erzählt Katrin Göttlich. Ihre Arbeitskollegin war von dem Abendplan so begeistert, dass sie spontan nach Hause fuhr und sich ein weißes Kleid anzog. „Da musste ich einfach mitkommen“, sagt Katrin Nietzsche.

Die Veranstaltung war ein Experiment und sei geglückt, zeigt sich Organisator Roberto Flügel zufrieden. Sie fand zum ersten Mal in Dresden statt. Es gab keine Karten zu kaufen, der Eintritt war frei. Anmelden musste sich niemand. Die Idee hinter dem Event ist das zufällige Aufeinandertreffen vieler verschiedener Menschen, die miteinander ins Gespräch kommen sollen. Von ganz jung bis Mitte 50 waren die Gäste. Anna und Lisa, beide 22 Jahre alt, wollten schon immer mal ihre weißen Kleidchen ausführen. „Das ist heute die Gelegenheit.“

Ihr Essen und ihre Getränke mussten die Gäste selbst mitbringen. Und es gab Tomate mit Mozzarella, Schnitzel, Weintrauben und Käsewürfel. Roberto Flügel hatte sich um den Ort und die Terminfindung gekümmert. Via Facebook lud er ein. Das Schlösserland Sachsen, das für die Brühlsche Terrasse zuständig ist, hatte die Veranstaltung genehmigt.

Ursprünglich kommt die Idee für das Abendessen aus Paris. 1988 war die Premiere. Ein Pariser wollte seinen Geburtstag feiern und bat alle seine Gäste, ganz in Weiß zu erscheinen. Doch plötzlich standen viel mehr Leute vor seiner Tür als eingeladen. Kurzerhand verlegte der Franzose die Party nach draußen und das Diner en blanc war geboren. Seitdem findet es einmal im Jahr an ganz unterschiedlichen Orten statt. Einmal sogar am Fuße des Eiffelturms. Im letzten Jahr kamen 13 000 Teilnehmer, erzählt Roberto Flügel. In Frankreich gäbe es allerdings nicht so viele Regeln wie hier. Er musste sich für die Erlaubnis erst durch den deutschen Behördendschungel kämpfen. Über sich selbst will der Organisator nichts verraten. Wo und als was er arbeitet, sagt Flügel nicht. Ob er privat gern weiße Kleidung trägt, ist ihm nicht zu entlocken.