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Diesterweg-Grundschule zieht in Container

Weil Schadstoffe ausdünsten, muss das Haus in Pirna-Copitz komplett saniert werden. Das Geld dafür aufzutreiben, ist mühsam.

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© Kristin Richter

Von Thomas Möckel

Pirna. Die Diesterweg-Grundschule in Copitz wird aller Voraussicht nach in den diesjährigen Sommerferien in ein Interimsquartier ziehen. Pirna plant, vor dem neuen Hort an der Schillerstraße vorübergehend Schulcontainer zu errichten. Der Stadtrat hat dieses Vorhaben bereits gestattet. Nach Auskunft der Stadt wird die Übergangsschule auf einzelnen Fertigfundamenten montiert und nach Ablauf der Mietdauer wieder entfernt. Um ausreichend Räume für Schüler und Lehrer bereitzustellen, wächst der Interimsbau auf eine Länge von 60 und eine Breite von knapp 15 Metern an. Das Bauwerk wird drei Etagen haben, das dritte Geschoss reicht aber nicht über die volle Länge von 60 Metern. In dem Übergangsquartier wird es nach derzeitigen Plänen 16 Klassenräume, ein Mehrzweckraum, ein Computer-Kabinett, zwei Fachkabinette für Werken, zwei Vorbereitungsräume, ein Lehrerzimmer, Sanitärräume und diverse Nebenräume geben. Der Sportunterricht findet unterdessen weiterhin in der bereits sanierten Turnhalle direkt an der Diesterweg-Grundschule statt. Erreichbar ist die Containerschule später über Wege direkt von der Schillerstraße und von der neuen Hortzufahrt aus. Auf dem Grundstück werden darüber hinaus zeitweise zwölf Pkw-Parkplätze sowie 40 Fahrrad-Abstellplätze geschaffen.

Das Übergangsquartier für maximal 370 Schüler und 24 Lehrer muss errichtet werden, weil Pirna die Schule ab dem Spätsommer 2018 komplett und in einem Zug sanieren will. Bislang hatte die Stadt die Bildungsstätte scheibchenweise modernisiert, je nachdem, aus welchem Programm Fördermittel zur Verfügung standen. Dem Rathaus war es nicht gelungen, in ein Förderprogramm für eine Gesamtsanierung zu rutschen. Daher war zunächst vorgesehen, die Schule ab diesem Jahr weiterhin abschnittsweise herzurichten, die Schüler aus dem jeweils betroffenen Flügel hätten zeitweise in den inzwischen leer stehenden Hortanbau ziehen können. Nun aber zwingt quasi ein Notfall die Stadt, die Pläne grundlegend zu ändern.

Anfang 2017 stellten Gutachter in der Schulhausluft den Stoff Naphthalin fest, der offensichtlich aus der Teerpappe ausdünstet, die beim Bau der Bildungsstätte in den 1960er-Jahren als Trennlage unter das Parkett gelegt wurde. Naphthalin steht laut Experten im Verdacht, gesundheitsschädigend zu sein. Im Sommer wurde verstärkt gelüftet und gereinigt, um den Schadstoffgehalt zu senken, derzeit saugen fast 40 Lüfter die naphthalinhaltige Luft aus der Bildungsstätte. Weil das aber aus Sicht der Stadt kein Dauerzustand sein kann, entschied sich Pirna, die Schule nun auf einen Ritt fertig zu sanieren, um dabei gleich die schadstoffbelasteten Fußböden zu eliminieren. Wegen dieses Großvorhabens müssen Schüler und Lehrer vorübergehend ausziehen.

Die Komplettsanierung der Schule stellt Pirna aber noch vor ein ganz anderes Problem: Die Stadt muss für das Übergangsquartier reichlich eine Million aus dem laufenden Haushalt bereitstellen, weil das Projekt im Etat 2017/18 ursprünglich nicht verankert war. Die Summe setzt sich nun aus unzähligen Einzelbeiträgen – manchmal nur einige Tausend Euro – zusammen, die an anderer Stelle gestrichen wurden. Laut Bürgermeister Eckhard Lang seien die Einschnitte an der einen oder anderen Stelle schon schmerzlich spürbar. Der Stadtrat beschloss dennoch, diesen finanziellen Mehraufwand für die Container zu stemmen. Zugleich rügten sie aber die fehlende Liste, aus der ersichtlich wird, an welchen Stellen nun gekürzt wird. Laut Lang hätten sich auf die Ausschreibung für die Schulcontainer drei Bewerber gemeldet, von denen allerdings nur einer in Betracht komme. Die Stadt prüft derzeit, wie sie an ihn den Auftrag vergeben, damit der Sanierungszeitplan nicht ins Wanken gerät.