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„Dieser Wegbau war sinnlos“

Naturschützer Herbert Meese schüttelt über den verlängerten Riedelsteig den Kopf. Der Bauamtschef hält dagegen.

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© André Braun

Von Heike Heisig

Leisnig. Wer mit dem ehemaligen Förster und langjährigen Naturschützer Herbert Meese unterwegs ist, kann nicht nur eine Menge über die heimische Flora und Fauna dazulernen. Eine reichliche Stunde mit ihm in der Natur schärft auch die Sinne. Wir sind auf dem Wanderweg zwischen der Einert-Brücke in Richtung Leisnig unterwegs. Den hat die Kommune nach dem Hochwasser 2013 jetzt wieder instand setzen lassen, wie Bürgermeister Tobias Goth (CDU) informierte.

Stellenweise ist der Weg mit feinem Schotter bedeckt. An einer Gabelung wurde oberhalb eine Sitzgelegenheit aufgestellt. Die paar Meter dorthin führen über naturbelassenen Waldboden. Herbert Meese fordert auf, diese beiden Wegabschnitte vom Laufgefühl her zu vergleichen. „Wie auf einem weichen Teppich“, schwärmt der 69-Jährige nach nur wenigen Schritten auf dem ursprünglichen Gelände. Das könne jeder selbst ausprobieren – und so seine Kritik vielleicht nachempfinden.

Herbert Messe hält die Instandsetzung des Weges zwischen der Eisenbahnbrücke und Fischendorf für eine Fehlentscheidung. „Absolut sinnlos“, sagt er. Meese kenne den Weg wie seine Westentasche. Im Winter komme er häufig zur Vogelbeobachtung hierher. Er selbst habe keine Schäden ausmachen können. Angeblich kritische Stellen, was Ausschwemmungen betrifft, seien ihm nicht aufgefallen. Als Beweis hat er Fotos herausgesucht, die Gerhard Weber für die Broschüre „Naturkundliche Wanderung von Fischendorf zum Eulenstein“ auch auf diesem Wegeabschnitt aufgenommen hat. Das kleine Heft ist vor dem Hochwasser 2013 erschienen. „Nach der Flut sah es hier auch nicht anders aus als vorher“, so der frühere Förster.

Der echte Riedelsteig

Im Sprachgebrauch wird oft der gesamte Weg zwischen Fischendorf und Klosterbuch als Riedelsteig bezeichnet.

Der echte Riedelsteig führt am Steilhang des Eulenbergs zwischen dem Mündungsgebiet des Eulenbachs (Heuweg) und dem Klosterweinberg in Klosterbuch entlang.

Namens- und zugleich Auftraggeber war um 1880 der Großweitzschener Förster Alexander Josef Riedel.

Er ließ die rund 2,5 Kilometer langen Wegabschnitte in mühevoller Arbeit zum Zweck der Waldbewirtschaftung anlegen oder ausbauen. (DA)

Quelle: Naturkundliche Wanderungen von Klaus Friedrich

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Er sieht die jetzige Befestigung aus zweierlei Gründen kritisch. „Zum einen ist das nicht gut für die Erdorganismen wie Regenwürmer“, sagt er als Naturschützer. Zum anderen befürchtet er, dass es das lose Mineralgemisch beim nächsten höheren Wasserstand einfach wegschwemmt. Denn stellenweise liegt der Weg nur 20 bis 30 Zentimeter höher als die Mulde. „Nachhaltig ist das nicht“, behauptet er.

Sinnvollerer Einsatz des Geldes

Der ehemalige Förster findet, dass das Geld an anderer Stelle sinnvoller eingesetzt gewesen wäre. Er zeigt auf die Reste eines nach der Wende von ABM-Kräften angelegten Wanderweges unweit des Schirmbaches. Dort ragen auf den letzten Metern noch Metallstücke aus dem mit Blättern übersäten Waldboden. Die Holzbohlen, auf dem die Wanderer einst unterwegs waren, sind längst weggefault. Für denjenigen, der sich jetzt auf diesen alten Weg begibt, sind die ehemaligen Metallstücke eine Verletzungsgefahr auf dem rutschigen Boden.

Für Bauamtsleiter Thomas Schröder ist der Mitteleinsatz keine Frage der Priorität. „Geld zur Beseitigung von Hochwasserschäden kann nur dort eingesetzt werden, wo Schäden entstanden sind und nicht an anderer Stelle“, erklärt er. An diesem Wegstück sei es konkret darum gegangen, Ausspülungen zu beseitigen, damit auch dieser ausgeschilderte Wanderweg gefahrlos genutzt werden kann. „Dafür haben wir als Kommune die Verkehrssicherungspflicht“, so der Amtsleiter.

Die Notwendigkeit und die wichtigsten Arbeiten seien im Vorfeld vom Planungsbüro Zache aus Großweitzschen aufgelistet worden. Vorher habe die Kommune diese auch mit dem Förster abgesprochen. Ausgegeben wurden an dieser Stelle knapp 30 000 Euro – ein Drittel weniger als ursprünglich geplant.