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Dieser Mühle fehlen die Flügel

Die Neundorfer Mühle sollte längst wieder komplett sein. Dafür brauchen die Eigentümer Fördergelder.

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© Matthias Weber

Von Steffen Gerhardt

Sie steht wie ein Torso in der Landschaft – die Neundorfer Mühle. Ihr fehlen die Flügel und damit das Wahrzeichen jeder Windmühle. Eigentlich sollte die bei Großhennersdorf befindliche Mühle ihre Flügel wieder haben, sagt Eigentümer Bernd Kratzsch. Dafür stellte er einen Fördermittelantrag über das neue regionale Förderprogramm Leader. „Leider kamen wir nicht in die Endrunde und gingen leer aus“, sagt der Geschäftsführer der Oberlausitzer Windenergie (OWE) mit Sitz in Jauernick-Buschbach. Diese Entscheidung kann er nicht nachvollziehen, schließlich handelt es sich um ein Denkmal und es ging um beantragte 5 000 Euro als Fördergeld.

Dieses Summe sollte mit dafür verwendet werden, die Flügel zu erneuern und der Mühle einen neuen Anstrich zu geben. Letzteres ist ebenso notwendig, da schon seit Jahren am Äußeren des Bauwerkes nichts mehr gemacht wurde und die Farbe von den Fassadenbrettern abblättert. „Diese beiden Arbeiten sehen wir als vorrangig an und wollten sie bereits erledigt haben“, erklärt Kratzsch. Nun hat er den zweiten Anlauf genommen, mit einem erneuten Förderantrag für die Neundorfer Mühle. Die Entscheidung darüber steht noch aus.

Dass die Mühle ihre Flügel wieder bekommt, ist des Besitzers Wunsch. „Die Flügel müssen aber neu angefertigt werden, denn die bisherigen lassen sich nicht mehr reparieren“, sagt Kratzsch. Die damalige Gemeinde Großhennersdorf veranlasste nach einem Sturmschaden, dass der Mühle ihre Flügel abgenommen werden. Seitdem ist an den vier Flügeln nichts mehr passiert, da bisher das Geld für eine Reparatur fehlte. Und über die Jahre sind die Holzflügel nicht besser geworden.

Natürlich drängen die Großhennersdorfer darauf, dass ihr Wahrzeichen bald wieder ein vollständiges Bild abgeben soll. Gern hätten sie den diesjährigen Mühlentag am Pfingstmontag genutzt, um sich „ihre“ Mühle anzuschauen. Diesen Wunsch brachte Abgeordneter Steffen Grimm (CDU) im jüngsten Herrnhuter Stadtrat zur Sprache. Er findet es bedauerlich, dass die unter Denkmalschutz stehende Mühle „immer noch einen sehr traurigen Anblick macht“. Als es vor zwei Jahren um den Verkauf der Mühle aus den Händen der Stadt ging, und sich ein Interessent für den Erwerb bereiterklärt hatte, stimmte der Stadtrat der Veräußerung einstimmig zu. Gekoppelt war der Verkauf an die Zusage des Investors, die Bockwindmühle innerhalb von zwei Jahren wieder funktionstüchtig zu machen, erinnert sich Steffen Grimm. Das wäre also zum Juli dieses Jahres, dass sie sich wieder dreht.

Doch die Mühlensanierung ist aus Sicht der Eigentümer daran geknüpft, ob sie dafür Fördergelder bekommen können – und vor allem wann. „Unser Ziel ist es, die Mühle für geschäftliche Zwecke herzurichten und zu nutzen, sozusagen als Firmenrepräsentanz“, sagt Bernd Kratzsch. Das würde gut zur eigenen Firmenphilosophie passen. Denn wer Windräder aufstellt, zu dem passt auch eine Windmühle. Dass aber in den zwei Jahren an der Mühle gar nichts passiert ist, will Bernd Kratzsch so nicht stehenlassen: „Wir nehmen regelmäßig Sicherungsarbeiten vor und versuchen, den weiteren Verfall aufzuhalten.“

Obwohl sich noch kein Mühlenflügel im Wind dreht, will Bürgermeister Willem Riecke (Herrnhuter Liste) zumindest den Wind aus den Diskussionen um die Mühle nehmen: „Wir sollten dankbar sein, einen privaten Betreiber gefunden zu haben, der sich um die Mühle kümmert.“ Denn die Vergangenheit zeigt, dass sowohl der für die Mühle gegründete und 2007 aufgelöste Verein als auch die damalige Gemeinde Großhennersdorf mit diesem Denkmal finanziell überfordert waren. Und heute hätte die Stadt Herrnhut das gleiche finanzielle Problem, die Mühle zu unterhalten.