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Diesellok zum Schrottpreis

Eine Erzgebirgsgemeinde will das Gefährt von Altenberg übernehmen. Bevor das gute Stück verkauft werden soll, werden andere Optionen geprüft.

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Von Maik Brückner

Altenberg. Ein ungewöhnliches Kaufbegehren landete dieser Tage im Altenberger Rathaus. Der Bürgermeister der mittelerzgebirgischen Gemeinde Drehbach wollte wissen, ob die Diesellok V 15 noch zu haben ist. Über Dritte habe er erfahren, dass Altenberg eben jene besitzt. Einige Stadträte staunten, dass diese Lok der Stadt gehören sollte.

Diesellok Lok im Lokschuppen Bärenstein Müglitztalbahn   Foto: Egbert Kamprath     FÜR RuVFREITAL-PIRNA HONORARFREI   Veröffentlichung honorarpflichtig  Egbert Kamprath  Büttnerstraße 3  01773Altenberg\Erzgebirge  0170-5512459  Steuernummer: 210/237/09322
Diesellok Lok im Lokschuppen Bärenstein Müglitztalbahn Foto: Egbert Kamprath FÜR RuVFREITAL-PIRNA HONORARFREI Veröffentlichung honorarpflichtig Egbert Kamprath Büttnerstraße 3 01773Altenberg\Erzgebirge 0170-5512459 Steuernummer: 210/237/09322

Doch daran ließ Reiner Fischer, Leiter des Altenberger Bürgermeisterbüros, keinen Zweifel. Die erwähnte Lok wurde vor sieben Jahren von der früheren Stadt Bärenstein dem Förderverein für die Müglitztalbahn per Nutzungsvertrag überlassen. Später war sie auf dem Freigelände am Bahnhof auch im Einsatz, sagt Fischer. Und sicher wäre sie es heute noch.

Doch der Förderverein geriet Ende 2011 in eine „erhebliche finanzielle“ Schieflage, sagt Fischer. Das Amtsgericht Dresden eröffnete ein Insolvenzverfahren. Da die Diesellok aber eine Leihgabe war, sei sie nicht Teil der Insolvenzmasse geworden. Sie fiel der Stadt Altenberg als Nachfolger der eingemeindeten Stadt Bärenstein zu. Da die Stadt aber nichts damit anfangen konnte, blieb die Lok in der Wagenhalle stehen, welche der Förderverein errichtet hatte.

Da der Förderverein angefangen hatte, die Lok zu demontieren, um sie zu rekonstruieren und die Arbeiten nicht abgeschlossen wurden, ist sie nicht betriebsbereit. Deshalb ist sie fahruntüchtig und steht in der Wagenhalle. Diese möchte der Insolvenzverwalter gern verkaufen. Um die Verkaufschancen zu erhöhen, vereinbarten Stadt und Verwalter, dass die Lok bei einem Verkauf von der Stadt entfernt werde.

Vor wenigen Wochen wäre es fast dazu gekommen. Deshalb sei man im Rathaus froh gewesen, dass es einen Interessenten für die Lok gibt. Wie Fischer weiter informierte, wollte die Gemeinde Drehbach die Lok zwar nur für einen symbolischen Preis von einem Euro erwerben. Allerdings bot der Drehbacher Bürgermeister an, alles Organisatorische und die Kosten für den Abtransport zu übernehmen. Sollte der Altenberger Stadtrat zustimmen, würde er die Diesellok in Scharfenstein aufstellen. Dort wurden zu DDR-Zeiten die legendären PKK-Kühlschränke hergestellt. Die Gemeinde Drehbach hat am Scharfensteiner Bahnhof das ehemalige Auslieferungslager ertüchtigt. Der Umschlagplatz vor dem Gebäude soll nun zu einem offenen Museum werden, in dem die Geschichte er Kühlschrankherstellung erzählt werden soll. Die Diesellok würde dazu auf einem Gleis stehen. Ein Fahrbetrieb sei aber nicht vorgesehen.

Die Altenberger reagierten auf die Pläne etwas zurückhaltend. Die Fraktionen waren sich einig, dass ein Euro zu wenig sei. „Wir sollten wenigstens den Schrottpreis verlangen“, schlug Stadtrat Andreas Büttner vor. Die anderen Fraktionen stimmten dieser Meinung zu. Bedenken meldete lediglich Stadtrat Klaus Metze an, der zugleich Ortsvorsteher in Bärenstein ist. Bevor man diese Lok für so wenig Geld abgibt, sollte man im eigenen Stadtgebiet nachfragen, ob jemand Interesse habe. Deshalb beantragte er, den Beschluss über den Verkauf zu vertagen.

Da die Zeit nicht drängt, wurde der Vorschlag ohne Gegenstimme angenommen. Wie Metze auf Nachfrage sagte, habe er bereits Kontakt zu möglichen Interessenten aufgenommen. Bisher habe aber keiner ein verbindliches Interesse angemeldet.