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Diese Tonne ist für die Tonne

Die neuen Papierbehälter im Bereich Riesa-Großenhain stehen zentimeterweit auf. Das sorgt für Ärger.

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Von Christian Kluge

Das Service-Telefon beim Müll-Entsorger Remondis klingelte in den letzten Tagen öfter als sonst. Grund: Die neuen Behälter für Papier- und Papp-Abfall, die in dieser Woche im Großraum Riesa ausgeliefert wurden. Die neuen Tonnen hatten – zumindest teilweise – ein größeres Problem, weil der Deckel nicht zuging. „Wollen Sie sich auch wegen der neuen Tonnen beschweren“, hieß es am Donnerstag etwas genervt am anderen Ende der Telefonleitung in Quersa bei Großenhain, wo die Betriebsleitung von Remondis zu Hause ist.

Nein, das wollte die SZ Riesa nicht, sondern nur wissen, wieso tausende der neuen Abfallbehälter für Papier und Pappe nicht nur etwas anders aussehen, sondern auch nicht dicht sind. Die Auflösung dafür gab es allerdings beim Zweckverband Abfallwirtschaft Oberes Elbtal (ZAOE), bei dem das Telefon auch nicht stillstand – weil auf den neuen Tonnen ihr Aufkleber prangt. ZAOE-Pressesprecherin Ilka Knigge: „Das hat einfach mit dem Transport bis zur Auslieferung zu tun, bei dem die Tonnen ineinander gestapelt waren. Bei wem die Deckel aufgebogen sind, der sollte einfach für ein paar Tage einen Ziegelstein drauflegen. Dann ist die Tonne dicht. Denn natürlich soll das Papier darin nicht nass werden.“

Umtausch ist für Bürger kostenlos

Aufgrund des umfangreichen Telefonaufkommens setzte der ZAOE dann vorgestern sogar eine News-Info auf die eigene Homepage mit dem Ziegelstein-Hinweis. Was war denn eigentlich der Grund für die umfangreiche Tauschaktion? Immerhin werden allein im Altkreis Riesa rund 26 500 Altpapiertonnen ausgetauscht. Und Remondis bleibt nach wie vor das Transportunternehmen für die blauen Tonnen. „Für die Nutzer bleibt alles wie bisher kostenlos“, sagt Ilka Knigge. „Unser Ziel ist es, im Gebiet unseres Zweckverbandes einheitliche Tonnen zu haben.“

Schon 1992 wurde der ZAOE als öffentlich-rechtlicher Zweckverband gegründet. Seine Verbandsmitglieder sind die beiden Landkreise Meißen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Dort nimmt er alle abfallwirtschaftlichen Aufgaben wahr. Remondis dagegen ist laut der hauseigenen Homepage „einer der weltweit größten Dienstleister für Recycling, Service und Wasser. An rund 500 Standorten auf vier Kontinenten arbeiten über 30 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für mehr als 30  Millionen Bürger und viele Tausend Unternehmen. Auf höchstem Niveau. Im Auftrag der Zukunft.“

Nun allerdings mit umgerüsteten Müllfahrzeugen – zumindest was Papier und Pappe im Altkreis Riesa angeht. Viola Harnisch von der Remondis-Betriebsleitung in Quersa: „Stimmt, bei uns werden sechs Fahrzeuge als Hecklader umgerüstet. Das kostet pro Fahrzeug rund 30 000 Euro.“ Denn die alten Remondis-Tonnen hatten eine sogenannte „Schürze“, mit der die Behälter per Greifarm vom Bürgersteig direkt über den Abfallwagen gehievt werden konnten. Das haben die neuen Papier-Sammeltonnen nicht. Sie müssen hinten am Fahrzeug eingeklinkt werden. Also geht kein Weg am Umbau vorbei, da die „Schürzen-Behälter“ ja in Kürze Geschichte sind. Einmal allerdings dürfen sie noch einhaken, die Greifer von Remondis – bei der nächsten und letzten Leerung der alten Papierbehälter. Viola Harnisch: „Die alten Tonnen werden nach der letzten Leerung von uns mit anderen Fahrzeugen abtransportiert. Das kann am selben Tag sein oder auch erst am nächsten, je nachdem, wie schnell wir das umsetzen können. Die Anwohner werden gebeten, auch die alten geleerten Tonnen draußen stehen zu lassen.“ Darauf weist auch der Zweckverband Abfallwirtschaft Oberes Elbtal hin.

Tonnen-Ortung per Chip

Ein neckisches Detail haben die neuen Papier-Sammelbehälter übrigens doch: Einen versteckt eingebauten Chip, mit dem die Tonne geortet werden kann. Damit können Remondis und der ZAOE jederzeit feststellen, wo sich ihre Behälter befinden – und vor allem, ob sie sich dort befinden, wo sie laut Adresse hingehören. „Damit soll Missbrauch vorgebeugt werden“, sagt Viola Harnisch. Auf Abwegen sind die Papier-Sammelbehälter also in Zukunft immer zu orten. Und die Entleerung wird natürlich ebenfalls elektronisch gespeichert.

Hersteller der neuen Sammelbehälter ist übrigens die Fritz Schäfer GmbH in Neunkirchen im Siegerland, die zur Schäfer-Gruppe gehört – einer der weltweit größten Komplettanbieter und Komponentenhersteller nicht nur im Bereich Abfalltechnik. Das 1937 gegründete Unternehmen hat insgesamt 50 Tochtergesellschaften. Deutschlandweit werden übrigens jedes Jahr rund 2,2 Millionen Abfalltonnen neu ausgeliefert. Der Normalpreis für einen 240-Liter-Papierbehälter liegt nach Angaben der Neunkirchener Firma übrigens bei 73 Euro.

Bei der Abnahme von rund 26 500 Tonnen geht der natürlich nach unten. Wie weit, wollte die Schäfer GmbH gestern nicht verraten. Dennoch ist es sicher eine stolze Summe, die für diesen Austausch hingelegt werden musste.