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Diese Pflanze tut richtig weh

Der Riesenbärenklau kann schwere Verbrennungen verursachen. Im Oberland ist man jetzt froh über Hilfe.

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© dpa

Von Constanze Junghanß

Bis zu drei Meter hoch wächst die Pflanze. Ihre Größe brachte ihr den Namen „Herkulesstaude“ ein, den sie im Volksmund trägt. Eigentlich aber heißt das imposante Gewächs Riesenbärenklau. Es wuchert im Schönbacher Park. Das gefällt Bürgermeister Uwe Petruttis (parteilos) gar nicht, denn das große Grün ist nicht ungefährlich. Kommt man mit dem Riesenbärenklau in Berührung kann er im schlimmsten Fall schwere Reaktionen hervorrufen, ähnlich Verbrennungen ersten und zweiten Grades. Nicht selten bleiben dann Narben zurück. Das bestätigen auch Experten, die sich mit Pflanzen auskennen, wie zum Beispiel Peggy Dornig. Sie ist die stellvertretende Vorsitzende des Vereins „Aktiv vor Ort“ in Kamenz. „Vor allem in Verbindung mit Sonnenlicht können diese extremen Hautreaktionen manchmal auftreten“, so Frau Dornig.

Der Kamenzer Verein will jetzt gegen die gefährliche Pflanze zu Felde ziehen – auch in Schönbach. Ab Juli wollen die Kamenzer hier das Gewächs systematisch bekämpfen, fünf Monate soll der Arbeitseinsatz dauern. Denn der Riesenbärenklau gehört hier nicht hin. „Er ist ein Neophyt“, erklärt Peggy Dornig. Neophyten sind Pflanzen, die in der hiesigen Fauna eigentlich nichts zu suchen haben, jedoch als „Fremdlinge“ eingebürgert sind. Sie wurden aus fremden Ländern eingeschleppt. Und bringen damit auch das ökologische Gleichgewicht durcheinander. Beim Riesenbärenklau kommt noch die Gefahr der Verbrennungen hinzu. „Man kann ihn nur mit vollständiger Schutzkleidung bekämpfen“, erklärt Frau Dornig von „Aktiv vor Ort“.

Bereits voriges Jahr hatte der Verein einen Arbeitseinsatz gegen die fremde Pflanze im Oberland gestartet. Damit die unerwünschten Pflanzen auch tatsächlich das Zeitliche segnen, seien aber kontinuierliche Arbeitseinsätze notwendig. Das bestätigt die Fachfrau vom Verein. Denn insgesamt sind diese Gewächse in der Region auf dem Vormarsch. Bekämpft man sie, könne die weitere Verbreitung jedoch eingedämmt werden. In der Region geht der Verein auch gegen einen anderen „Einwanderer“ vor: den Japanischen-Knöterich. Der ist allerdings für den Menschen nicht gefährlich. Er wuchert jedoch innerhalb kürzester Zeit und verdrängt so andere Pflanzen. Die Gemeinde Schönbach ist deshalb sehr froh, dass die Kamenzer auch in diesem Jahr wieder helfen. Die Fläche im Schönbacher Park, auf der Riesenbärenklau wächst, beträgt etwa 400 Quadratmeter, erklärt Bürgermeister Uwe Petruttis. Auch eine zweite, jedoch bedeutend kleinere Fläche, wurde im Ort schon entdeckt. „Wir sind sehr dankbar, dass es in diesem Jahr wieder professionelle Hilfe bei der Bekämpfung gibt“, so der Schönbacher Ortschef.

Mit Schutzbrille und langen Handschuhen zusätzlich zum Schutzanzug ausgestattet, wird der Pflanze zu Leibe gerückt, damit sich die Mitarbeiter nicht verletzen. „Sie werden extra vor ihren Einsätzen geschult“, sagt Peggy Dornig von „Aktiv vor Ort“. Die Mitarbeiter sind über das Löbauer Jobcenter engagiert worden. Bereits im Vorjahr waren 14 Ein-Euro-Jobber in Schönbach, auf einer Waldfläche am Kottmar, am Rotstein und in Dürrhennersdorf im Einsatz, um verschiedene Neophytenarten zu bekämpfen. Das sei allerdings langwierig, so Frau Dornig. Der Kampf gegen die Pflanze ist auch deshalb nicht einfach, weil die Wurzeln tief in den Boden reichen. Sie können nicht entfernt , sondern nur abgestochen werden.

Diese Erfahrung macht auch eine Eibauerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung nennen möchte. Auf ihrem Privatgrundstück siedelte sich die Herkulesstaude an. Der Kampf gegen die Monsterpflanze sei schwierig. Auch sie und ihre Familie tragen beim Roden Schutzanzüge. Zumindest eingedämmt haben sie den Bärenklau, erzählt die Betroffene. Der Landkreis oder andere Behörden sind trotz ihrer Gefährlichkeit nicht verpflichtet, gegen die Pflanzen vorzugehen, erklärt Katrin Appold, Kreisnaturschutzbeauftragte im Landkreis Görlitz. Sie ist zuständig für den Bereich, zu dem auch Löbau und das Oberland gehören. Frau Appold ist im Landschaftspflegeverband (LPV) Oberlausitz aktiv und sagt, dass sich Bürger bei Fragen zum Thema an den Verband wenden können. Auch der LPV kennt sich mit den Bekämpfungsmethoden aus. Derzeit bekämpft er im Gebiet der Bundesstraße 99 den Riesenbärenklau.

Ein Eibauer hat beobachtet, dass sich die Pflanze auch in anderen Ecken des Oberlandes breitmacht. „Ich fahre jeden Arbeitstag mit dem Rad von Eibau nach Löbau“, erzählt Thomas Hitziger. Auf der Strecke könne er den Wuchs des Riesenbärenklau gut beobachten. Noch wären die Pflanzen nicht sehr groß und zwischen dem hohen Gras schwer zu entdecken. „Bald fängt er an in die Höhe zu schießen. Das war bis jetzt jedes Jahr so“, erzählt er. Probleme mache die Pflanze bisher nicht, da sie nur im Straßengraben wachse. Weitere Standorte entdeckte der Eibauer an der S-Kurve zwischen Obercunnersdorf und den Kottmarhäusern.Kommentar