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„Diese Jungs sind außer Kontrolle“

Nach den Konflikten zwischen jungen Flüchtlingen und Deutschen melden sich jetzt Bautzener Asylbewerber zu Wort.

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© Robert Michalk

Von Madeleine Arndt

Bautzen. Auf dem Kornmarkt brodelt es immer wieder. Am Montagabend gegen halb neun mussten Bereitschaftspolizisten einschreiten, weil ein 20-jähriger Deutscher mit zwei Syrern im Alter von 17 und 18 Jahren in Streit geriet. Der 17-Jährige drückte eine brennende Zigarette auf der Wange des Bautzeners aus, außerdem soll der 18-Jährige zugeschlagen haben. Vor diesen Gewalttaten hatte der Bautzener die Jugendlichen nach Informationen der Polizei bedroht und beschimpft. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen wegen Volksverhetzung und Körperverletzung übernommen.

Einige Asylbewerber in Bautzen beobachten solche Vorfälle mit großer Sorge. Sie haben sich an die Sächsische Zeitung gewandt. „Wir wollen nicht, dass Leute, die nichts im Kopf haben, unser Leben kaputt- machen“, erklärt der 24-jährige Syrer Firas Al Habbal die Beweggründe für den Schritt. Denn jede Auseinandersetzung im Stadtzentrum wirkt sich auf die Asylbewerber in ganz Bautzen aus. „Wir machen uns viele Sorgen“, erklärt Firas Al Habbal. Da ist die Angst, mit den gewalttätigen Flüchtlingen in eine Schublade gesteckt zu werden, und daraus folgt die Angst vor Übergriffen.

Die Vorfälle auf dem Kornmarkt würden den Hass auf Ausländer schüren, ist der 24-Jährige überzeugt. Firas Al Habbal lebt schon seit zwei Jahren hier in Bautzen. Mittlerweile meidet er die Innenstadt – aus Angst. Anderen Ausländern geht es ähnlich. „Wenn wir fühlen, dass die Leute uns hassen, macht es die Sache nicht einfacher. Das gibt keine Motivation“, sagt der 24-jährige Syrer Mohammed Al Zeer. Mazen Al-Masri, ein 37 Jahre alter Palästinenser und Vater von Zwillingstöchtern, kauft seltener ein, um Beschimpfungen zu entgehen. Einmal habe ein Auto vor ihm und seiner Frau gehalten. Ein Insasse formte mit der Hand eine Pistole und drückte symbolisch ab. „Man muss trennen: zwischen guten und schlechten Ausländern“, betont der Palästinenser, der in seiner Heimat Autoteilehändler war. „Wir wollen hier keine Probleme machen.“

Geschlossene Anstalten für ganz schwierige Fälle?

Auf Krawall gebürstet seien dagegen insbesondere eine Handvoll minderjähriger Flüchtlinge. Diese Jugendlichen seien außer Kontrolle, davon sind die Syrer fest überzeugt. „Sie hören auf niemanden und halten sich an keine Regeln. Auch, weil sie sehen, dass die Polizei nichts machen kann“, erklärt Firas Al Habbal. Für den 23-jährigen Syrer Ahmad Khaloussie gibt es nur eine Lösung: „Die Jugendlichen sollten weggeschickt werden.“ Firas Al Habbal stimmt ihm zu: „Man sollte diese Leute zurückschicken. Sie haben hier nichts zu suchen.“ Peter Rausch, der Betreiber des Spreehotels, weiß, dass gerade minderjährige Flüchtlinge nicht abgeschoben werden können. In anderen Bundesländern gebe es geschlossene Anstalten für die ganz schwierigen Fälle. Nur so bekäme man die Jungs in Griff, meint Rausch.