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Dienstleister baut um und aus

Der Archivdienstleiter DMI schafft Platz für ein weiteres Rechenzentrum und neue Scanstraßen. Personell ist er der größte Arbeitgeber der Stadt.

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© Dietmar Thomas

Von Heike Heisig

Leisnig. 8 000 Papierbelege scannen die Mitarbeiter des DMI in Leisnig jede Stunde. Bei einem Drei-Schicht-System an nahezu jedem Arbeitsplatz kommt da am Tag einiges zusammen, was durch ihre Hände geht. Am Monatsende sind es 150 Tonnen Papier, die vernichtet werden können, weil die Daten digital gespeichert sind.

Weniger Schichten für Mütter

Mit allerhand Zahlen „fütterte“ DMI-Betriebsleiter Bengt Dölitzscher am Donnerstagnachmittag die mittelsächsische SPD-Bundestagsabgeordnete Simone Raatz. Die Freibergerin will ihren Wahlkreis näher kennenlernen. Das DMI hat sie sich ausgesucht, weil sie noch nie solch einen Datenverarbeitungsbetrieb besuchen durfte und weil sie gehört hat, dass er ein gutes Beispiel dafür ist, dass nicht bei allen Firmen die Mitarbeiterzahl seit Jahren stagniert.

Seitdem DMI 1994 von Münster in Westfalen nach Sachsen gekommen ist, stieg die Zahl der Beschäftigten von zunächst vier auf jetzt 486. Allein im Vorjahr waren 100 Stellen zu besetzen. Erstmalig griff DMI dabei auf Zeitarbeiter zurück, die die Firma bei Eignung übernommen hat. Seit 1998 gibt es auch einen Betriebsrat, dem Anita Boehnke seit dem Jahr 2000 vorsteht. Sie und ihre Mitstreiter sind glücklich, einen Haustarifvertrag ausgehandelt zu haben, der im Januar in Kraft getreten ist. Bezüglich der Entlohnung hat sich im Vorjahr mit der Einführung des Mindestlohnes einiges getan. „Ich fühle mich wohl mit dem Betriebsrat“, sagte Bengt Dölitzscher. Anita Boehnke bestätigte, das es ein ordentliches Miteinander gibt.

Eine Besonderheit im Betrieb ist beispielsweise die Mutti-Schicht. Wer nach der Elternzeit an den Arbeitsplatz zurückkehrt, der muss bis zum neunten Lebensjahr des Kindes nicht unbedingt im kompletten Schichtrhythmus mitarbeiten.

Wie viele Neueinstellungen mit dem bevorstehenden, sechs Millionen Euro teuren Bau- und Investitionsprojekt verbunden sind, darauf legte sich der Betriebsleiter nicht fest. Der Archivdienstler hat vor, das ehemalige Kesselhaus abzureißen. Das steht parallel zur Mulde und war in der früheren Textilfabrik an dieser Stelle in Betrieb. DMI plant einen Abriss des alten Gebäudeteiles und einen Neubau, mit dem sich die bisherige Produktionsfläche mehr als verdoppeln lässt. Im Erdgeschoss wird mit dem Einbau einer Wanne Hochwasserschutz betreiben – soweit es in unmittelbarer Nachbarschaft zum Fluss möglich ist. Die Warenannahme soll dann im Erdgeschoss erfolgen. Obendrüber wird Platz für die nächsten Hochleistungsscanstraßen, wovon es jetzt schon zehn gibt, sowie ein Rechenzentrum.

Letzteres braucht das Unternehmen, weil es sämtliche Teile einer Krankenakte im Original einmal in Farbe und einmal schwarz-weiß speichert. So kann darauf zurückgegriffen werden, wenn die Unterlagen beispielsweise bei einer Gerichtsverhandlung benötigt werden. Für den üblichen Gebrauch und die Abrechnung stellt DMI die digitalisierten Krankenakten den Kliniken in kompakter Form binnen kurzer Zeit zur Verfügung. „Früher hatten wir mal zehn Tage Zeit, um die Akten zu bearbeiten. Das geht heute nicht mehr“, so Bengt Dölitzscher.

Seit 2015 bildet DMI auch aus. Drei Lehrlinge gehören im Moment zum Team. Bisher konnten Mitarbeiter größtenteils angelernt werden. Inzwischen genügt das nicht mehr überall. Ärzte können bereits über Schlagwörter auf nur benötigte Teile der Akte zurückgreifen. Dafür muss aber ein Index angelegt werden, wofür das Wissen eines medizinischen Dokumentationsassistenten notwendig ist.

DMI verdrängt Aldi nicht

Außer auf der Muldenwiese hat sich DMI mit inzwischen drei Lagern auch auf hochwassersicherem Terrain ausgebreitet. Zwischen Colditzer- und Sonnenstraße können bis zu 700 000 laufende Meter Papier gelagert werden. Platz für eine vierte, wenn auch kleinere Halle, ist auch noch. „Wir werden uns aber nicht auf das Gelände des Aldi-Marktes erweitern“, stellte Bengt Dölitzscher klar. Mehrfach sei ihm dieses Gerücht von verschiedenen Seiten zu Ohren gekommen. „Da ist aber definitiv nichts dran.“ Ein Aldi-Sprecher hat dem DA am Donnerstag bestätigt, dass der Discounter an seinem Standort in Leisnig festhält und es trotz des neuen Rewe-Marktes gegenüber keine Ambition gibt, aus der eigenen Immobilie auszuziehen.