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Die Zwei von der Schlossmühle

Seit einigen Jahren holen Reinhard und Christian Sonntag Radebergs älteste Mühle zurück ins Heute. Und das zieht an.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Radeberg. Radeberg ist nicht nur Bierstadt, sondern ganz offensichtlich auch Mühlenstadt. Lange Autoschlangen und viele auswärtige Nummernschilder zeigten am Montag jedenfalls, dass der 22. Deutsche Mühlentag auch in Radeberg ein echter Renner und vor allem gewaltiges Zugpferd ist.

Die Leute strömten von den rappelvollen Parkplätzen in der Innenstadt in die alte Schlossmühle direkt am Schloss Klippenstein, am Eingang zum idyllischen Hüttertal. Die noch immer funktionstüchtige Wassermühle ist dabei auch einen weiten Ausflug in die Bierstadt wert – das hat sich offensichtlich bei Mühlenfans auch von weiterher herumgesprochen. Eine Stadt jedenfalls, die so berufsbegeisterte Müller wie Reinhard und Christian Sonntag hat, kann sich wirklich glücklich schätzen. Die Söhne des vor einiger Zeit verstorbenen Schlossmüllers Günter Sonntag engagieren sich nämlich schon lange für das Baudenkmal. Und so hat Radeberg beim diesjährigen deutschlandweiten Mühlentag eine besonders gute Adresse aufzuweisen.

Die älteste Mühle

Und es schien, als ob der Andrang auch in diesem Jahr größer geworden ist. Ein Grund ist dabei sicher auch die Geschichte des historischen Gemäuers.

Die Schlossmühle an der Röder wurde bekanntlich bereits im Jahre 1445 erstmals urkundlich erwähnt. Sie ist damit die älteste Mühle Radebergs – und kann damit nicht nur auf eine lange, sondern auch auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Den letzten großen Umbau führte Müllermeister Günter Sonntag 1982 noch zu DDR-Zeiten durch. Bis Mitte 1996 war seine Mühle in Betrieb.

Die voll funktionsfähige Einrichtung besteht im Wesentlichen aus drei Doppelstühlen, einer Ausmahlmaschine, zwei Plansichtern, pneumatischer Förderung, drei Mischmaschinen und einer Francis- Spiralturbine. Diese Maschinen liefen gestern den gesamten Tag über. Elektrisch, denn das alte Wasserrad wurde 2012 ausgebaut. Die neue Radgrube ist allerdings fertig. Der Bau eines neuen oberschlächtigen Rades steht auf dem Plan der beiden Schlossmüller, verrieten sie gestern schon mal am Rande des Mühlentags.

Immer etwas Neues

Reinhard und Christian Sonntag haben über die Jahre viel Zeit und Geld investiert. Es gelang ihnen, der alten Wassermühle an der Röder wieder neues Leben einzuhauchen. Und das wird von den Mühlenfans anerkannt. „Dieses Industrie- und Handwerksdenkmal ist zu einem Kleinod für Radeberg geworden. Jedes Mal, wenn ich hier bin, kann ich Neues feststellen“, freut sich beispielsweise Bernhard Peisker aus Tettau bei Lauchhammer. Er versucht, möglichst einmal pro Jahr hier vorbeizuschauen. Und auch dieses Mal gab’s wieder Neues. Denn gerade ist die Mühlenstube fertig geworden – ein Raum, der auch für kleine Feiern genutzt werden kann.

Schritt für Schritt mausert sich das Familiendenkmal nun. Und zeigt sich historisch und zugleich auch in neuem Gewand. Dort beispielsweise, wo Günter Sonntag Korn zu Mehl gemahlen hat, können Besucher nun sehen, wie die Müller in vergangenen Jahrhunderten arbeiteten und lebten. Und das Interesse war riesig – bis weit in den Abend hinein führten die Gebrüder Sonntag die Besucher durchs Haus. Und erklärten geduldig und kompetent, wie aus dem Korn Mehl wird…