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Die zwei für Delikatessen in Dohna

Jana Franke und Daniel Lindner haben auf der ganzen Welt gekocht. Jetzt bringen sie Frische in die Burgstadt.

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© Kristin Richter

Von Heike Sabel

Dohna. Zwei Körbe frische Kräuter und frisches Gemüse bringt eine Dohnaerin. Kapuzinerkresseblüten und Mangold sind dabei. Die freundliche Kräuter-Hexe kommt regelmäßig. Einfach so. Sie freut sich über die neuen Betreiber des Ratskellers am Markt.

Nachbarn helfen abends beim Aufräumen der Terrasse, ein Dohnaer Mädchen holt den Hund der Gastwirtsleute zum Spazieren, Fußballer und Skatspieler haben ihren Stammtisch im Ratskeller. Wenn Jana Franke und Daniel Lindner auf der Terrasse sind, werden sie ständig gegrüßt. Autos hupen, andere sagen im Vorbeigehen „Hallo“ und „Bis dann.“ Zwei Dohnaer Männer haben Platz genommen, sich ihr Bier bestellt.

Es fühle sich an, als ob Dohna sich nach etwas sehne, sagen Jana Franke und Daniel Lindner. Nach einem Treffpunkt, einem Ort, vielleicht auch einem Stück heile Welt. Der Ratskeller will der Treffpunkt sein, aber nicht unbedingt der Ort, den man mit Ratskeller allgemein verbindet. Auch wenn es Lindners Meißner-Schwerter-Lieblingsbier in Tonkrügen gibt. Früher war es nur der Ratskeller, jetzt heißt er „Lindners Ratskeller“. Wenn die Dohnaer irgendwann sagen, sie gehen jetzt zu Lindners, dann ist den beiden der Spagat zwischen „historisch modern“ und „herzlich frisch“ gelungen.

Im Juli haben die beiden den Ratskeller übernommen. Der Name Lindner war ihnen wichtig. Sie wollen damit dem Ratskeller ihre persönliche Note geben und zeigen, dass sie hier zu Dohna gehören wollen. Wie sie auf- und angenommen worden, begeistert sie. Die Kräuterfrau ist ein Beispiel, die Jäger ein anderes. Der Rehbock, der grad auf der Karte steht, hat sich vorher in der Borthener Apfelplantage vollgefressen, das Wildschwein wurde am Gohrisch-Stein geschossen. Der Fisch kommt in Ermangelung eines Dohnaer Meeres von einem Lieferanten aus Berlin, der Dohna extra in seine Tour aufgenommen hat. Ganze Fische werden derzeit besonders gern gegessen in Dohna. Kinder bekommen statt Pommes gegrillte Drillinge, das sind Kartoffeln mit Schale.

Einstand mit Sommerbier

Daniel Lindner geht gern zu seinen Gästen, er serviert auch schon mal selbst. Bevor die Abendgäste kommen, ist Zeit, sich auf die Terrasse zu setzen. „Das ist wie Urlaub“, sagt er. Sie: „Ein schöner Flecken Erde.“ Die Sonne, der Markt, die Kirche, das habe doch was. Sie wollen nun dazu beitragen, „Leben in die Bude, auf den Markt bringen“, nennt es Lindner. Die Hofnacht vor einigen Wochen war der perfekte Einstand. Das Sommerbier gab es auch wirklich nur an diesem Tag. „Wir wollen immer was bieten, was die anderen nicht haben.“ Die familiäre Atmosphäre und die erstklassige Küche sind kein Widerspruch.

Lindners großer Sohn ist 16 Jahre alt und hilft schon mit. Er war mit dem Vater in der Welt unterwegs und besuchte ihn auch, als er in Shanghai kochte. Nach dem Abitur will der Sohn nichts mit Kochen und Gastronomie machen. „Zum Glück“, sagt Vater Lindner. Der kleine Sohn findet es toll, einfach in die Küche gehen zu können und ein Schnitzel zu bestellen. Wer hat zu Hause schon eine solche Küche und einen Chefkoch als Vater.

Jana Franke und Daniel Lindner wohnen in Dresden. An ihrem freien Abend gehen sie essen, um anderes zu entdecken, zu probieren. Kennengelernt haben sie sich – natürlich –  in einer Gaststätte, dem Dresdner Henricus. Als die verkauft wurde, wechselte auch das Konzept – und das neue war nicht mehr das der beiden. Zeit, sich umzuschauen.

Jana Franke hat als Gastronomiechefin und Restaurantleiterin unter anderem lange in Bayreuth und in Südkorea gearbeitet, er hat in Shanghai und Mailand gekocht. Nun Dohna? Das hört sich an wie die Reise der Amerikaner, die jüngst im Ratskeller aßen. Ihre Route führte von Paris über Amsterdam nach Berlin und auf dem Weg nach Prag machten sie in Dohna Halt. Wo das liegt, wusste der gebürtige Zeithainer Lindner zwar, aber den Ratskeller angucken wollte er sich nicht. Jana Franke, in Chemnitz geboren, bestand darauf. Wenigstens mal angucken. Bloß gut. Er kam, sah und sagte: Das ist es. „Dohna hat uns gefunden.“ Die Zeit der weiten und großen Welt ist vorbei, auch wenn die beiden erst 38 sind. Doch das klingt immer alles toll, der Klang der Städte und Länder, fordert aber auch seinen Tribut. Bei der Expo in Mailand zum Beispiel bedeutete das, sieben Monate sechs Tage die Woche zu kochen.

Jetzt ist Dohna ihrer beider Welt. Nur für etwas fehlt im Moment die Zeit: dass sie zusammen ihrer Leidenschaft Fußball frönen. Jetzt kann immer nur einer zu Dynamo gehen.