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Die Zukunft der Prager Straße

Auf Dresdens Einkaufsmeile eröffnen neue Geschäfte. Platz für mehr Ladenflächen fehlt. Grund für den Wachstum ist auch ein Geschäft in der Centrum-Galerie.

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© Steffen Füssel

Von Sandro Rahrisch

Von Primark mag man halten, was man will. Aber der Textildiscounter zieht, sagt André Heinrich. Der Einzelhandelsexperte beschreibt das Geschäft in der Centrum-Galerie als einen Magnet für die Prager Straße. Zuletzt sind fast 6 100 Passanten pro Stunde auf Dresdens längster Shoppingmeile gezählt worden – der Spitzenwert in Mitteldeutschland. Die Einkaufsstraße hat aber auch Schwächen, sagt der Direktor von BNP Paribas Real Estate beim Dresdner Heuer-Immobilien-Dialog.

Die Beliebtheit: Die Prager steigt in die Top 30 der Einkaufsmeilen auf

Mit Luxuslagen wie der Münchener Maximilianstraße oder der Düsseldorfer Königsallee kann die Prager zwar nicht mithalten. Aber Dresdens Einkaufsstraße konnte im vergangenen Jahr 13 Plätze nach vorn rutschen und lag bundesweit auf Rang 28 der meistbesuchten Shoppingmeilen. Beliebtheit wird aber nicht nur über Besucherzahlen gemessen. Wie gefragt die Toplage bei Händlern ist, lässt sich an der Spitzenmiete ablesen. Und mit 100 Euro pro Quadratmeter kann sich die Prager Straße sehen lassen. In Mitteldeutschland toppt das nur noch Leipzig mit 120 Euro.

Die Geschäfte: Auf der Prager gibt es fast nur noch Filialen

Eine Straße der kleinen Boutiquen war die Prager noch nie. Allerdings ist die Zahl der Filialgeschäfte in den vergangenen zwei Jahren noch einmal gestiegen, von 75 auf 77 Prozent. Und es geht weiter: Das Möbel- und Einrichtungshaus Maisons du Monde hat sich neben den Ibis-Hotels eine 1 000 Quadratmeter große Fläche gesichert und will 2017 eröffnen. Im neu gebauten Prager Carrée ziehen im Sommer die Restaurantkette L’Osteria und ein Rewe-Supermarkt ein. Bereits am Montag eröffnet im Café Prag eine Filiale des mediterranen Aposto-Restaurants. In der Centrum-Galerie haben vor zwei Wochen die Modegeschäfte Jack & Jones und Vero Moda eröffnet. In Kürze werden drei weitere Flächen ausgebaut, sodass in den kommenden Wochen neue Shops an den Start gehen, sagt Centermanager Dirk Fittkau. Details könne er noch nicht nennen.

Mit dem Wiener Loch ist auch das letzte Grundstück auf der Prager Straße bebaut worden. Platz für neue Flächen gibt es nicht. Trotzdem wird sich die Meile in den kommenden Jahren wandeln, ist André Heinrich überzeugt. Die noch vorhandenen Flächen müssten nach dem Bauboom nun vermietet werden. Außerdem setzen immer mehr Händler auf klar strukturierte, moderne Ladenflächen. Viele Immobilieneigentümer seien bereit, in einen Umbau zu investieren. So das Café Prag. Erst 2013 ist es als Markthalle wiedereröffnet worden. Die verwinkelte Architektur bereitete den Händlern schließlich zunehmend Probleme, Kunden anzulocken. Der Besitzer baute deshalb um.

Die Schwächen: Beim Bauen sind Fehler gemacht worden

Wo viel Licht ist, ist auch Schatten, sagt Heinrich. Eigentlich sei die Prager Straße für Händler ungünstig gebaut. Allein die Breite sorge dafür, dass ein kompletter Schaufensterbummel fast nicht möglich ist. Kunden müssten im Zickzack laufen, um alles sehen zu können. „Das machen aber die wenigsten, sie entscheiden sich schließlich für eine Seite.“ Erschwerend komme hinzu, dass die Bäume, die im Sommer Schatten spenden, die Sicht auf die Schaufenster verdecken. Die Chance auf Spontankäufe sinkt in den Geschäften, die auf der Seite liegen, für die sich die Passanten nicht entschieden haben. Die Arkaden, die die Prager Zeile verdecken, machten es vor allem den Händlern in dem Hochhaus schwer. Obwohl die Umsätze dort schon aufgeholt hätten, sagt Heinrich.

Das Potenzial: Einkaufstouristen und neue Läden am Neumarkt

„Die Prager Straße wird die Toplage in Dresden bleiben“, sagt André Heinrich. Das Prager Carrée bringe Fleisch an den Knochen und werde für eine Belebung des Wiener Platzes sorgen. An Schloßstraße und Neumarkt, dem anderen Ende der verlängerten Einkaufsmeile, eröffnen in diesem Jahr das Frieseneck und der Jüdenhof, wo zum Beispiel die Restaurantkette Vapiano einzieht. Das alles passt zum Geldbeutel der Dresdner. Die Kaufkraft liegt zwar fünf Prozent unter dem deutschen Schnitt, allerdings sehr hoch für ostdeutsche Verhältnisse. Nach IHK-Angaben hat jeder Dresdner im Schnitt 5 899 Euro jährlich zum Einkaufen zur Verfügung, für Lebensmittel entfallen 2 185 Euro. Außerdem profitieren die Läden von der wachsenden Einwohnerzahl und der sinkenden Arbeitslosigkeit.

Hinzu kommen Urlauber und Einkaufstouristen. „Wer am Wochenende in Dresden einkaufen geht, hört, dass viel polnisch und tschechisch gesprochen wird“, so Heinrich. Die Nachbarn hätten einen gewaltigen Einfluss auf den Dresdner Einzelhandel. Die Stadt profitiere von der Autobahnanbindung. Eine weitere Chance für die Einkaufsstraße sieht André Heinrich in der engeren Verzahnung von Online- und stationärem Handel. Amazon hat in New York bereits eine Filiale eröffnet und immer mehr Händler, die bisher nur im Internet verkauft haben, leisten sich kleine Geschäfte in den Zentren. Bestellte Ware kann dort abgeholt werden. Obendrein werden Kunden beraten, ob das bestellte Kleidungsstück passt.