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Die Wünsche der Gesundbrunnen-Bewohner

Auf der Liste stehen ganz oben: neues Leben in leerstehenden Gebäuden und weniger Dreckecken.

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© Steffen Unger

Von Madeleine Siegl-Mickisch

Bautzen. Wo drückt den Bewohnern von Bautzens größtem Stadtteil der Schuh? Das kam jetzt beim Einwohnerforum zur Sprache, zu dem die Stadtverwaltung eingeladen hatte. Nach längerer Pause soll es solche Foren nun wieder regelmäßig geben. Der Anfang wurde in Gesundbrunnen gemacht – mit relativ geringer Einwohnerresonanz und dennoch lebhafter Debatte.

Die Gagarin-Schule am Vorstau gibt es als eigenständige Schule schon lange nicht mehr. Was soll aus dem Gebäude werden?
Die Gagarin-Schule am Vorstau gibt es als eigenständige Schule schon lange nicht mehr. Was soll aus dem Gebäude werden? © Steffen Unger
Am Kaufland am Gesundbrunnenring gibt es einen Zebrastreifen. Längst nicht alle Autofahrer stoppen dort - eine Gefahr für Passanten, vor allem auch die Schulkinder.
Am Kaufland am Gesundbrunnenring gibt es einen Zebrastreifen. Längst nicht alle Autofahrer stoppen dort - eine Gefahr für Passanten, vor allem auch die Schulkinder. © Steffen Unger

Die alte Konsumbäckerei: Hoffnung für einen Schandfleck
Der Schriftzug samt Brezel ist noch erhalten. Aber die Farbe blättert ab, und die Fensteröffnungen sind mit Brettern provisorisch verschlossen – die ehemalige Konsumbäckerei ist ein Schandfleck mitten im Wohngebiet. „Wie geht es damit weiter?“, fragte Hans Seidelmann. Das Gebäude zwischen Kaufland und Einkaufszentrum Kaskade ist seit Jahren ungenutzt. Auf der Suche nach Räumen für einen Jugendtreff sei die Stadt vor einiger Zeit mit dem in Berlin ansässigen Eigentümer im Gespräch gewesen, sagt OB Alexander Ahrens (SPD). Sowohl ein Kauf als auch eine Anmietung wären denkbar gewesen, aber der Eigentümer habe horrende finanzielle Vorstellungen gehabt. Vielleicht bewegt sich nun aber doch etwas? Sozialarbeiter Benno Auras berichtete jedenfalls, dass der Eigentümer für neue Gespräche offen sei. Auf alle Fälle soll demnächst kurzzeitig schon mal Leben einziehen: Wenn am 9. und 10. Juni zum fünften Mal der Kunstbus durch den Landkreis fährt, wird er auch das Zentrum des Gesundbrunnens ansteuern. Dann wird in der alten Bäckerei Kunst ausgestellt, und ringsum soll es eine Festmeile geben.

Die Gagarin-Schule: Zukunft für ein ausgedientes Schulhaus
Die Gagarin-Schule am Vorstau gibt es als eigenständige Schule schon lange nicht mehr. Ganz ausgedient hat das Schulhaus aber bisher noch nicht. Immer wieder wurde es als Ersatzquartier genutzt, wenn irgendwo im Stadtgebiet eine Schule modernisiert wurde, zuletzt für die Fichte-Schüler. Auch für die letzte städtische Schule, die noch im größeren Umfang zu sanieren ist, nämlich die Allende-Oberschule, soll das Gebäude als Ausweichstandort genutzt werden. Und vielleicht auch als Übergangslösung, bis die geplante fünfte städtische Grundschule zur Verfügung steht. Für die Zeit danach regte Gesundbrunnen-Bewohner Diethold Tietz an, dort das von vielen gewünschte kommunale Vereinshaus einzurichten. „Es gibt viele denkbare Nutzungen“, sagt OB Ahrens. So könnte dort das Museum der Stadt eine Außenstelle bekommen – mit Depot im Keller und einem neuen Angebot für Kinder, bei dem sie sich auf dem Außengelände als Archäologen ausprobieren können. Weitere Räume könnten als Jugendtreff und eben auch von Vereinen genutzt werden. Anstelle der maroden Turnhalle, die abgerissen werden soll, könnte ein überdachter Skaterplatz entstehen. Das alles sei aber nicht kurzfristig umsetzbar, so Ahrens. Denn etwa die nächsten fünf Jahre werde man das Schulhaus noch anderweitig brauchen.

Das Umfeld: Wer kümmert sich um Sicherheit und Ordnung?
Neben der Zukunft für diese großen Objekte bewegt die Bewohner auch so manch kleineres Problem – was aber entscheidend fürs Wohnumfeld ist. So beklagte eine Mutter, dass Autofahrer am Zebrastreifen nahe dem Kaufland oft nicht anhalten, was gefährlich vor allem für Kinder sei. „Wir werden versuchen, dort stärker präsent zu sein“, sagte Michael Kummer vom Bautzener Polizeirevier. Und zwar vor allem in den Morgenstunden, wenn die Kinder auf dem Schulweg sind. Auf das aus Sicht von Anwohnern zunehmende wilde Parken auf dem Platz der Völkerfreundschaft soll dagegen das Ordnungsamt ein Auge haben. Ärgerlich ist für die junge Mutter auch, dass oft viele Scherben auf Spielplätzen liegen. Da es sich meist um Flächen der Wohnungsvermieter handelt, „können wir als Stadt dort nichts tun“, so Ahrens. Er ermunterte, sich mit anderen Betroffenen zusammenzutun und gemeinsam für Ordnung zu sorgen. In diesem Zusammenhang verwies Petra Hempel, Leiterin der Abteilung Soziale Dienste in der Stadtverwaltung, auf ein neues Projekt, das der Steinhaus-Verein gerade in Gesundbrunnen startet: eine Anlaufstelle für Bewohner, die selbst aktiv werden wollen. Und ab Herbst soll es wieder – wie vor Jahren schon mal – einen Quartiermanager geben, der sich um Bautzens größten Stadtteil kümmert.