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Die Wissenschaft vom Dengeln

Hermsdorfer suchen ihren Sensenmeister. Was das Schärfen der Sense mit einer Nähmaschine zu tun hat.

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© Frank Baldauf

Von Anja Ehrhartsmann

Hartmannsdorf /Erzgebirge. Das Gras steht schon mehr als zehn Zentimeter hoch auf der Wettkampfwiese hinter dem Bauern- und Heimatmuseum in Hermsdorf/Erzgebirge. Am kommenden Sonntag findet hier die neunte Sensenmeisterschaft statt, die zum Museumsfest ausgetragen wird. Veranstalter Uwe Bretschneider wird der Fairness halber zwar nicht selbst am Wettbewerb teilnehmen. Er hat schon als Kind den Umgang mit der Sense gelernt.

In seinem Bauern- und Heimatmuseum, das sich der Arbeit der Gebirgsbauern über das Jahr hinweg widmet, hat der Hermsdorfer eine kleine Dengelecke eingerichtet mit allen Gerätschaften, die früher und auch heute noch verwendet werden, um die Sense wieder zu schärfen. Der Dengelamboss ist am Bock befestigt, auf dem Uwe Brettschneider sitzt. Das Sensenblatt liegt auf dem Amboss aus Holz. Mit einem speziellen Hammer, der nicht so scharfkantig ist wie in der herkömmlichen Variante, wird das Sensenblatt durch gezielte Schläge geschärft. „Beim Dengeln der Sense muss man aufpassen, dass das Blech nicht aufreißt“, erklärt Bretschneider. Ihm selbst sei da auch schon das eine oder andere Missgeschick passiert. Wenn das Blech reißt, könne der Schaden kaum behoben werden. „Das Dengeln ist eine Wissenschaft für sich. Jeder macht das ein bisschen anders“, sagt er und lacht. „Um das zu beherrschen, sind viel Übung und Geduld notwendig.“ Je nach Größe der Sense kann es schon 20 Minuten dauern, bis diese wieder scharf wie eine Rasierklinge ist.

Am Sonntag wird es auch draußen auf dem Hofgelände der Bretschneiders eine kleine Dengelecke geben, wo Dengelmaschinen und Hilfsmittel vorgeführt werden. „Da kann man seiner Sense den letzten Schliff geben“, sagt Angela Bretschneider, die das Museumsfest gemeinsam mit ihrem Mann veranstaltet. Beim Bau der Dengelmaschinen hätten sich manche auch schon sehr kreativ gezeigt und zum Beispiel Teile der Nähmaschine verwendet, sagt der 55-Jährige. Damit beim Sensenwettbewerb selbst auch viele mitmachen können, soll es nicht um Leistung, sondern um exaktes Arbeiten gehen. Es wird eine Schwade – gemeint ist damit der Grasschnitt – von acht Metern Länge gehauen. „Es geht nicht nach Geschwindigkeit und Masse“, betont Uwe Bretschneider. „Es kommt vielmehr auf einen sauberen Schwung und auf das Schnittbild an“, ergänzt Angela Bretschneider. Eine fachkundige Jury bewertet das Ergebnis. „Es sollte am Ende aussehen, wie mit dem Rasenmäher gemacht.“ Wer noch am Wettbewerb teilnehmen will, sollte unbedingt die eigene Sense mitbringen und sich vorher kurz telefonisch anmelden. „Wir freuen uns, dass in den vergangenen Jahren auch Jüngere und Frauen an dem Wettbewerb teilgenommen haben“, ist sich das Ehepaar einig. Beide hoffen auch in diesem Jahr wieder auf eine rege Teilnahme.