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Die Wirtin am Puschkinplatz

Carmen Thomas muss je nach Wetterlage entscheiden, ihre Gäste entweder drinnen oder draußen zu bedienen.

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© Sebastian Schultz

Von Sandro Heym

Riesa. Der Pokal glänzt im Licht, als Carmen Thomas ihn auf die Theke stellt. „Stadtmeister Hallenfußball“ steht auf dem Sockel, darunter das Datum im Mai 2008. Eine Riesaer Freizeitfußballmannschaft hat das Schmuckstück gewonnen. Er ist nicht der Einzige in der Rumpelkammer. Es stehen noch viele andere in der Kneipe oben auf den Holzdielen, weil Wirtin Carmen Thomas die Mannschaften unterstützt hat. Die 48-Jährige und ihre Familie begeistern sich für den Ballsport. „Wenn es die Zeit zulässt, schauen wir uns Spiele von Stahl Riesa oder Dynamo Dresden an“, sagt Carmen Thomas. Auch privat unterstützt sie Vereine in der Umgebung. So sponserte sie die Jugend von der SG Canitz oder die zweite Männermannschaft in Glaubitz.

Wenn sie den Biergarten öffnet, dann bleibt die Rumpelkammer geschlossen. Denn die Wirtin betreibt beides allein.
Wenn sie den Biergarten öffnet, dann bleibt die Rumpelkammer geschlossen. Denn die Wirtin betreibt beides allein. © Sebastian Schultz

Viel Zeit hat die gelernte Köchin aber nicht, denn die meiste Zeit verbringt sie in der Rumpelkammer. Sechs Tage die Woche öffnet sie von Montag bis Freitag ab 17 Uhr und am Samstag ab 19 Uhr ihr Lokal. „Das bedeutet dann schon Arbeit von acht bis neun Stunden in der Woche und zehn bis zwölf Stunden am Wochenende.“ Und dabei ist noch nicht der wöchentliche Einkauf oder das Reinigen vor der Öffnung mit eingerechnet. Im November 2011 hat sie das Lokal übernommen, nachdem sie dort schon acht Jahre lang als Angestellte gearbeitet hatte.

Trotz des großen Zeitaufwandes arbeitet sie sehr gern: „Ich finde es toll, viele verschiedene Gäste zu haben. Von Jung bis Alt ist hier alles vertreten“, sagt die Glaubitzerin. In den Abteilen aus rustikalem Holz können die Gäste in Ruhe sitzen und sich unterhalten, haben aber gleichzeitig noch das ganze Lokal im Blick. Gäste dürfen die Rumpelkammer am Puschkinplatz erst ab einem Alter von 18 Jahren besuchen, da es eine offizielle Raucherkneipe ist. „Wir haben keine Küche und dürfen deswegen das Rauchen in der gesamten Kneipe erlauben“, erklärt sie. Kleinere Snacks kann sie trotzdem anbieten – von Salzstangen bis hin zu Fettbemmen. „Der häufigste Snack, der bestellt wird, ist das Baguette für 3,70 Euro.“

In der Kneipe, in der sonst Rock gespielt wird, gibt es am 7. Oktober etwas anderes zu hören: „Da veranstalte ich in der Rumpelkammer ein Oktoberfest mit Allgäuer Büble Bier.“ Zu Weltmeisterschaften oder Europameisterschaften zeigt Thomas die Spiele der deutschen Nationalmannschaft. Dafür bleibt die Rumpelkammer aber geschlossen: Denn die Übertragungen auf einem großen Fernseher zeigt sie in ihrem Biergarten, der an der Ecke Goethestraße und Puschkinplatz ist und auch sonst bei Sommerwetter öffnet.

Da sie keine Angestellten hat und oft allein arbeitet, schließt sie dann die Kneipe ab. Unterstützung erhält sie von ihrem Mann und ihrem Sohn. „Den Biergarten öffne ich jedes Jahr, bei schönem Wetter, in der Zeit vom 15. April bis 15. Oktober“, erklärt die Glaubitzerin. Auch wenn ihre Zeit sehr eingeschränkt ist, geht sie gern mit ihren zwei Hunden spazieren oder liest ein Buch. „Unser Haus in Glaubitz muss aber auch noch sauber gehalten werden“, sagt sie schmunzelnd.