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Die Weltmeister aus Schiebock

Johannes Vetter gewann bei der Leichtathletik-WM in London als einziger Deutscher Gold. Das fühlt sich für seine Großeltern in Bischofswerda großartig an.

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© Steffen Unger

Gabriele Nass

Bischofswerda. Christine und Wilfried Vetter in Bischofswerda sind noch ganz aus dem Häuschen. Dass ihr Enkel 2017 in London Speerwurf-Weltmeister wird, haben sie sich für ihn gewünscht. Nun hat er es geschafft und sie gönnen es ihm von Herzen. „Er hat so hart dafür gearbeitet“, sagen sie. Irgendwie sei dieser Weg aber auch vorbestimmt gewesen. Als kleiner Junge soll Johannes seine Schwester gefragt haben, was sie mal werden will. Lehrerin wie die Mutti, habe sie geantwortet. „Und als Johannes gefragt wurde, sagte er, er möchte Olympiasieger werden“, erinnert sich die Oma.

Auf dem Gartentisch der Vetters liegen viele Familienfotos, auch von Johannes, der der älteste von sieben Enkeln ist. Er wurde in Dresden geboren, wohin es den älteren Sohn von Christine und Wilfried Vetter zog. Oma und Opa aus Bischofswerda hatten trotzdem immer engen Kontakt. So kam auch Johannes als Kind und Jugendlicher oft nach Schiebock. Bilder zeigen ihn auf dem Spielplatz mitten in der Stadt, beim Geburtstag der Großeltern oder zu Weihnachten zusammen mit allen Enkeln in Vetters Wohnzimmer. Auch in den Urlaub fuhren Oma und Opa mit Johannes, dessen Schwester und den Eltern oft gemeinsam. Bilder gibt es zum Beispiel aus dem Allgäu, wo einige Jahre lang immer dasselbe Ferienhaus Quartier war und wo man vor allem zum Wandern war. „Der kleine Blonde an meiner Hand, das ist Johannes“, sagt Christine Vetter. Beide sieht man sie zwischen hohen Bäumen über Stock und Stein gehen.

Am Bildschirm verfolgt

Der Johannes sei schon immer ein Bewegungstalent gewesen, sagen die Großeltern. Aber seinen Weg sportlich gehen bis auf den vorläufigen Höhepunkt in London konnte er ihrer Meinung nach nur, weil er in Dresden zu Hause war. Er lernte dort am Sportgymnasium und wohnte daheim. Von Bischofswerda aus hätte das sehr wahrscheinlich Internat bedeutet. „Ob das gut gewesen wäre?“, fragen sich die Großeltern. Sie glauben nicht. Die Oma erzählt: „Johannes ist ein Familienmensch, immer gewesen. Ich habe noch genau im Ohr, wie er sagt: Hallo, meine liebe Omi und Opi, schön, dass ich mal wieder bei euch bin.“

Schon in den Arm nehmen konnten Christine und Wilfried Vetter ihren Weltmeister noch nicht. Er kam ja seit dem Erfolg in London noch nicht nach Dresden, reiste weiter zum Training bei Boris Obergföll in Offenburg, wo Johannes jetzt auch lebt, und zu den nächsten Wettkämpfen. Ein großer Teil der Familie war in London dabei, auch Vater Christfried und die Großeltern von Johannes mütterlicherseits. Christine und Wilfried Vetter blieben zu Hause und verfolgten den Wettkampf des Enkels zusammen mit Johannes‘ Mutti am Bildschirm. Die nächste Begegnung gibt es aber in wenigen Tagen. Zum Istaf-Leichtathletik-Meeting in Berlin, wo Johannes startet, fahren sie nämlich. Johannes wolle Karten besorgen und sicher nicht die schlechtesten, so dass man sich schon im Stadion sieht und begrüßen kann.

Die Vetters in Bischofswerda sind stolz auf alle Enkel: Johannes, Friedrich, Alexandra, Leonore, Georg, Tillmann und Albrecht. Tillmann war Leichtathlet beim TV 1848 Bischofswerda und spielt dort jetzt Volleyball. Albrecht trainiert bei TV Leichtathletik und ist vor allem ein guter Hochspringer, sagt Trainer Thomas Zumpe. Er sei einer von zurzeit so vielen im Bischofswerdaer Leichtathletik-Nachwuchs, dass die Trainer kaum reichen. Junge Leute, für die Johannes Vetter, Vorbild sein kann.