Merken

Die Weltmeister

Im zivilen Leben arbeitet Steffen Horn bei der Gemeinde Klipphausen – in seiner Freizeit fährt er allen davon.

Teilen
Folgen
NEU!
© privat

Von Udo Lemke

Scharfenberg. Die roten Kegel sind so aufgestellt, dass der Wagen zwischen ihnen hindurchfahren kann und es jeweils zehn Zentimeter Abstand zu den Rädern gibt. Touchiert eines der Räder einen Kegel und fällt eine der gelben Kugeln von der Spitze des Kegels herunter, gibt es Strafpunkte. Ganz langsam fahren, zählt nicht, denn der Parcours muss zügig in einer bestimmten Zeit absolviert sein.

Der Weltmeister mit Siegerschärpe.
Der Weltmeister mit Siegerschärpe. © Claudia Hübschmann

Derzeit gibt es niemanden, der das besser kann als Steffen Horn. Gemeinsam mit seiner ältesten Tochter Katrin wurde er jetzt im ungarischen Staatsgestüt Mezöhegyes, „das liegt in der Nähe von Szeged“, Weltmeister bei der WM der jungen Fahrpferde. In der Altersklasse der fünfjährigen Pferde gewann er mit seiner Stute Samba Lott. „Die kommt angeschwebt, die hat zwanzig Zentimeter Luft unter dem Huf“, erklärt er und man hört deutlich heraus, dass dieses Pferd – ein Schweres Warmblut – etwas Besonderes ist. „Ihre Urgroßmutter stammt aus Klipphausen.“ Und ihre Mutter Sonja sei 18 mal gedeckt worden und hätte 17 Fohlen gehabt. „Nur einmal ist sie leer ausgegangen, das passiert selten.“ Für seine Sieger-Stute Samba Lott ist er voll des Lobes. „Ein Pferd mit einem sehr guten Charakter und einem hervorragenden Bewegungspotenzial.“

Steffen Horn ist eigentlich Bauingenieur und arbeitet bei der Bauverwaltung der Gemeinde Klipphausen. Aber seine Freizeit gehört dem Pferdesport. „Ich bin seit 50 Jahren im Reit- und Fahrverein Taubenheim“, erklärt der 64-Jährige.

Allerdings lag vor dem Sport die Arbeit. Denn Steffen Horns Vater war Landwirt in Siebeneichen. „Ich zähle zu den Letzten, die noch richtig mit Arbeitspferden in der Landwirtschaft groß geworden sind, bevor die Mechanisierung kam.“ Zwischen den Arbeits- und den Sportpferden lag dann eine Zeit, die ihn etwas weg von den Vierbeinern brachte. Doch nach Armeedienst, Studium des Maschinenbaus und dem Hausbau war es 1985 wieder soweit. Steffen Horn fing mit dem Fahrsport an. „Ich habe Spaß am Fahren und Spaß an den Pferden.“ Sonntags früh spannt er an und dreht eine Runde durch Scharfenberg. „Danach bin ich so erholt, als hätte ich zwei Wochen Urlaub gehabt.“ Viermal in der Woche kutschiert er durch die Gemeinde.

Dass er in diesem Jahr gemeinsam mit seiner Tochter Katrin Weltmeister geworden ist, ist allerdings nicht selbstverständlich. Im vergangenen Jahr war schon in der Vorrunde Schluss. Diesmal dominierte er diese und auch das Finale. Die Gründe dafür liegen für Steffen Horn auf der Hand: „Ich habe ein gutes Pferd. Ich habe es gut ausgebildet. Ich bin gut gefahren und habe die Nerven behalten – und Glück gehört auch dazu.“

Wenn Steffen Horn auf seine Kutschfahrten geht, gleichsam das Tempo einer anderen Zeit aufnimmt, dann ist er nicht so schick wie bei den Weltmeisterschaften angezogen. Dort gehören ein Hut dazu, ein Jackett, Hemd mit Schlips, Hosen, Handschuhe und eine Bockdecke über den Knien zur vorgeschriebenen Kleidung. So hat er eine gute Figur im Wettkampf der insgesamt 31 Gespanne gemacht.

Ohne Zweifel, der WM-Titel ist der vorläufige Höhepunkt der Pferdesportkarriere von Steffen Horn. Ansonsten „fahre ich mit dem Einspänner im Schritt durch die Natur und genieße das.“