Merken

Die Weihnachtsmarkt-Macher

Der Kalkreuther Kulturverein will die Dorfbewohner wieder miteinander in Kontakt bringen – das funktioniert.

Teilen
Folgen
NEU!
© Anne Hübschmann

Von Manfred Müller

Kalkreuth. Da konnten die Mitglieder und Freunde des Kulturvereins Kalkreuth am Sonnabend noch so den Besen schwingen – die Pfützen auf dem Weihnachtsmarkt ließen sich einfach nicht wegfegen. Den ganzen Nachmittag ging ein unangenehmer Nieselregen nieder. Regenschirm war Pflicht, und einige Vorausschauende hatten sogar Gummistiefel angezogen.

Bruno Schmidt kann es nicht lassen. Denn den pensionierten Bau-Möbeltischler findet man auch in diesem Jahr auf dem Großenhainer Weihnachtsmarkt. In einer beheizten Ausstellungshütte nimmt er kleinere Reparaturen vor und zeigt eigens angefertigte Kunstwer
Bruno Schmidt kann es nicht lassen. Denn den pensionierten Bau-Möbeltischler findet man auch in diesem Jahr auf dem Großenhainer Weihnachtsmarkt. In einer beheizten Ausstellungshütte nimmt er kleinere Reparaturen vor und zeigt eigens angefertigte Kunstwer © Anne Hübschmann
Der Weihnachtsmann auf Schloss Schönfeld.
Der Weihnachtsmann auf Schloss Schönfeld. © Anne Hübschmann

Trotz des miesen Wetters aber war das kleine Marktrondell nahe der Röder rappelvoll. Das lag zum einen am Kulturprogramm des Kalkreuther Kindergartens, das neben den Eltern natürlich auch Omas und Opas, Onkels und Tanten anlockte. Andererseits sorgt der 14 Mitglieder zählende Kulturverein des Ortes für gute Laune und Plauderstimmung, so dass man einfach gern herkommt. Und das mit einfachsten Mitteln. Den Weihnachtsbaum zum Beispiel spendiert jedes Jahr eine Familie aus dem Dorf. Meist handelt es sich um Tannen aus den Vorgärten, die gefällt werden müssen, weil sie den Häusern das Licht nehmen. Der Baum bleibt bis Anfang Januar auf dem Festplatz und bietet dann gleich den Anlass für die nächste Fete. Er wird zusammen mit Weihnachtsbäumen aus den Wohnzimmern der Kalkreuther dem Feuer überantwortet. Das ist erneut ein Grund zusammenzutreffen, einen Glühwein zu trinken und Neujahrsglückwünsche auszutauschen. Wer eine Tanne fürs Lagerfeuer mitbringt, bekommt sein Heißgetränk sogar kostenlos.

Ein Geheimrezept

Der „Kalkreuther Pulswärmer“ ist kein Punsch von der Stange, sondern wird nach einem Geheimrezept gebraut. „Damit er richtig durchziehen kann, setzen wir ihn mit den Gewürzen schon eine Woche vor dem Weihnachtsmarkt an“, sagt Yvonne Bellmann vom Kulturverein. Wer nach dem Trinken immer noch kalte Hände hat, der kann sich „Kalkreuther Müffchen“ überstreifen. Das sind die echten Pulswärmer, handgestrickt von der Rentnerin Annie Hempelt. Die haben schon eine Art Kultstatus erreicht und werden von Weihnachtsmarktbesuchern gern gekauft, besonders von jungen Leuten.

Eine spezielle Kalkreuther Kreation sind auch Helga Seidemanns Kräppelchen; ebenfalls hausgemacht und nur auf dem hiesigen Weihnachtsmarkt zu haben. In diesem Jahr hatten sich Leute vom Kulturverein etwas Besonderes einfallen lassen. Ihr „Pulswärmer“ wurde nicht in einer Holzbude ausgeschenkt, sondern in einem großen Indianerzelt. Angesichts des Regenwetters war das eine ausgesprochen gute Idee – man konnte den über einer Feuerschale gewärmten Glühwein im Trockenen trinken. Für die Kinder gab es wieder eine Bastelstraße und Ponyreiten, und am Abend stieg für die Dorfjugend eine kleine Aprés-Party – ähnlich dem Großenhainer „Hüttenzauber“.

Whisky, Trödel, Bockbier

„Unser Dorf ist ja relativ groß“, erklärt Antje Zunker vom Vereinsvorstand. „Da kann es schon passieren, dass sich Leute, die an entgegengesetzten Enden wohnen, nicht mehr kennen.“ Das will der vor sieben Jahren gegründete Kulturverein ändern. Er bietet nahezu jeden Monat für die Leute im Dorf eine Veranstaltung an – sowohl für Kinder als auch für die Erwachsenen.

Am 22. Januar zum Beispiel wird im kleinen Vereins-Clubhaus eine Whiskyverkostung veranstaltet – mit den rauchigen Malts der schottischen Insel Islay. Im März gibt es eine Frauentagsveranstaltung, bei der die Damen von den Männern in Frack und Zylinder bedient werden. Außerdem veranstaltet der rührige Kulturverein übers Jahr zwei Trödelmärkte, ein Dorf-Picknick, eine Männertagsparty, eine Fackelwanderung, ein Bockbierfest, Bastelnachmittage und anderes mehr.

Die Kalkreuther haben es verstanden, die Gewerbetreibenden im Ort für ihre Ideen zu begeistern, so dass es keinen Mangel an tatkräftiger Unterstützung gibt. Das Transportunternehmen Wuschick, das VW-Autohaus, die Teichwirtschaft – sie alle stellen bei Bedarf Technik zur Verfügung und sind zum Teil auch personell im Verein verankert. Auch die Gemeinde unterstützt den Verein im Rahmen ihrer Möglichkeiten – indem sie zum Beispiel die Holzhäuschen für den Weihnachtsmarkt stellt. „Was uns noch ein bisschen fehlt, ist die Resonanz von den Kalkreuthern selbst“, sagt Antje Zunker. „Wir würden gern wissen, welche Veranstaltungen ihnen besonders gefallen, und worauf sie vielleicht noch Lust hätten.“ Wenn jemand dann noch selbst im Verein mitarbeiten wolle, wäre das umso schöner.